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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Erfinder als wie ein gewiefter Geschäftsmann und Multimillionär.
    Respektvoll sagte Sunday: »Mr Bond von der Agence Presse Libre.«
    »Hulbert Linck«, antwortete der hochgewachsene Mann. Er hatte einen kaum merklichen Akzent, den Bond partout nicht zuordnen konnte – schwedisch? Deutsch? Holländisch? Linck gab Bond einen festen Händedruck. »Endlich sind die Franzosen da.«
    Im Schein der Technikerlampen entdeckte Bond ein fanatisches Glitzern in den Augen von Linck, der gleich sehr schnell auf ihn einredete: »Wann wird Frankreich Dahum anerkennen? Können Sie mir das vielleicht verraten? Wir warten alle auf Neuigkeiten von der Außenwelt.« Linck legte seine dünne Hand auf Bonds Schulter. »Was Sie schreiben, wird ausschlaggebend sein, Mr Bond.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, sagte Bond, bevor er das Thema wechselte. »Das sind doch Malmös, nicht wahr?«
    »Der schwedischen Luftwaffe günstig abgekauft. Wir rüsten sie für den Bodenangriff um. Sobald wir aus der Luft zurückschlagen können, wird dieser Krieg in einem ganz anderen Kontext erfolgen. Warten Sie’s nur ab.« Begeistert führte Linck seine Pläne aus, als wäre er vom Bürgerkrieg in Zanzarim und dem Fortbestand von Dahum persönlich betroffen. Dupree und Haas hatten Bond erzählt, wie beharrlich Lincks Unterstützung war – er hatte bereits Millionen von Dollar aus seinem Vermögen (ihm gehörte ein paneuropäisches Molkerei-Imperium, das ursprünglich nichts als Butter, Milch und Käse produzierte) investiert, um weiße Söldner zu rekrutieren und zu bezahlen, Flugzeuge zu chartern, illegales Wehrmaterial in den eher zwielichtigen Bereichen des weltweiten Waffenhandels zu erwerben, und zwar bloß, um diesen blutjungen afrikanischen Staat am Leben zu erhalten. Dafür gab es keine rationalen Gründe, vermutete Bond, während er dem heftig gestikulierenden Mann zuhörte, es ging einfach nur um die »Sache«. Sie verlieh dem Leben von Hulbert Linck einen Sinn, ihr galt sein persönlicher Kreuzzug. Bond hatte sich bei Haas nach Lincks Herkunft erkundigt und keine klare Antwort erhalten. Über seine Anfänge war anscheinend so gut wie nichts bekannt, Gerüchte gab es jedoch in Hülle und Fülle: Linck habe den Grundstock für sein Vermögen mit Lebensmittelschmuggel und Schwarzmarkthandel gebildet, als in Europa nach dem Krieg noch Chaos herrschte; er sei der uneheliche Sohn eines englischen Aristokraten und einer italienischen Lebedame. Von Haas hatte Bond außerdem erfahren, dass Linck zwar einen Schweizer Pass, seinen Wohnsitz aber in Monte Carlo habe und ausgezeichnet Deutsch und Französisch spreche, allerdings wisse niemand, woher er komme – aus Georgien, hieß es mal, oder aus einem der baltischen Staaten, Haas hatte sogar Korsika und Albanien aufgeschnappt. Lincks Unternehmen hatten ihren Firmensitz offenbar alle in Liechtenstein.
    Bond musterte Linck eingehend – ob sein weißblondes Haar vielleicht gefärbt war? Waren seine ziemlich auffälligen Manierismen – der kindliche Enthusiasmus, die nachlässige Kleidung – nur Bestandteil einer äußerst raffinierten Maske? Alles an diesem Mann kam Bond ein wenig unecht und gekünstelt vor. Und sollte Hulbert Linck es wirklich auf Täuschung anlegen, konnten ihm die wilden Spekulationen über seine Herkunft nur recht sein – je mehr Mutmaßungen, desto effektiver die Tarnung.
    Plötzlich ertönte kurz eine Klingel aus dem Hochbunker. Bond spürte förmlich den Ruck, der durch die Wartenden am Flugplatz von Janjaville ging.
    »Wenn Sie mich bitte entschuldigen, Mr Bond«, sagte Linck und ging eiligen Schrittes davon.
    Die Landefeuer wurden eingeschaltet und umrahmten die Graspiste mit blauen gepunkteten Linien. Kurz darauf hörte Bond das anschwellende Dröhnen von Flugzeugmotoren.
    Dann sprangen im Dunkeln Landescheinwerfer an, und eine Lockheed Super Constellation schoss in das blaue Licht der Landebahn herab, setzte hart auf, wackelnd, und riesige Staubwolken stiegen auf, als die vier Propeller zurückgeschaltet wurden, das Flugzeug abbremste, bis es schließlich wenden und auf die Bahn vor dem Hangar rollen konnte.
    Bond war in den 1950er Jahren mit Super Constellations geflogen, als sie und die Boeing Stratocruisers der letzte Schrei unter den Passagierflugzeugen waren. Sie haben immer noch ein gewisses Etwas, dachte Bond, als er die Maschine ausrollen und die Frachttüren an den Seiten aufgehen sah. Die drei Seitenruder, die vier Doppelsternmotoren, das ungewöhnlich hohe

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