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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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stimmte Bond etwas milder. Er nahm die Zigarette, die Kobus ihm anbot, bereitwillig an.
    »Ist das eine Tusker?«, fragte Bond nach dem ersten Zug.
    »Nein. Boomslang – die werden in Dahum hergestellt. Die Boomslang ist eine Schlange, sie beißt, aber sie tötet nicht.« Er lachte und wischte sich eine Träne von seinem schlimmen Auge. »Wer die einmal probiert hat, rührt nie wieder eine Tusker an.«
    Bond zog an seiner Boomslang und spürte den kraftvollen Nikotinstoß. Er dachte an Kobus’ Schläge.
    »Nichts für ungut«, sagte Kobus, als hätte er Bonds Gedanken gelesen. »Ich hatte einen Auftrag zu erledigen: Schnapp dir den SAS -Typen, hieß es. Was hätte ich sonst tun sollen?«
    »Ihren Verstand gebrauchen«, sagte Bond.
    »In Port Dunbar werden Sie jedenfalls sehnsüchtig erwartet«, fuhr Kobus unbeirrt fort. »Die Jungs von der Regierung sind völlig aus dem Häuschen: Agence Presse Libre. Seit Monaten war kein Froschfresser mehr in der Stadt. Als ich denen Ihren Ausweis gezeigt habe, sind sie über mich hergefallen wie eine Horde Geier. ›Wie konntest du ihn ziehen lassen, du verdammter Vollidiot?‹« Kobus gab ein merkwürdig bellendes Lachen von sich, wie ein Seehund. »Und dann hör ich heut Mittag von diesem Engländer aus dem Lokani-Wald. Ich dachte mir – das kann doch nur Bond sein. Bin gleich ins Auto gesprungen, und da sind wir nun.« Er warf Bond einen Blick zu, und wieder fiel ihm irritierenderweise eine Träne aus dem schlimmen Auge. »Bin froh, dass Sie’s gepackt haben. Dieses irre Feuergefecht auf der Straße. Da hat uns jemand eine Falle gestellt.«
    »Was ist mit dem Mädchen passiert?«, fragte Bond.
    »Keine Ahnung. Ehrlich. Ich dachte, sie ist bei Ihnen.«
    »Sie ist vor lauter Panik weggelaufen. Ich habe sie schreien hören. Zweimal. Und dann nichts mehr.«
    Kobus zog eine Grimasse. »Wollen mal hoffen, dass sie im Busch gestorben ist. Denn wenn die Jungs von der Zanza-Armee sie sich gekrallt haben … « Schnaubend fuhr er fort: »Tot wäre sie besser dran, glauben Sie mir. Ich habe gesehen, was die mit Frauen anstellen.«
    Bond wurde das Herz schwer. Er kannte dieses Gefühl von Verlust.
    »Am nächsten Morgen habe ich nach ihr gesucht«, sagte er. »Aber die Leichen waren alle weg.«
    »Hübsches Ding«, sagte Kobus lüstern. »Im Bett war sie bestimmt nicht zu bremsen, was?«
    Hier blitzte hinter der Maske des vermeintlichen Kumpels der alte Kobus auf, der brutale Söldner. Bond schnippte seine Kippe aus dem Fenster. Er wollte mit diesem Mann auf keinen Fall Freundschaft schließen.
    Während der restlichen Fahrt schwiegen sie beide, als hätte Breed den Stimmungswechsel bei Bond erfasst. Auf der Straße nach Port Dunbar herrschte kaum Verkehr. Einmal fuhr Breed auf den Seitenstreifen und stellte das Auto unter einem schützenden Baum ab, weil er überzeugt war, eine MiG wäre im Anflug. Sie saßen ein paar Minuten da und lauschten, aber es war kein Düsentriebwerk zu hören, und so fuhren sie weiter.
    Schließlich erreichten sie die Außenbezirke von Port Dunbar. Sie kamen an zwei Straßensperren vorbei – Breed wurde durchgewinkt – und fuhren über den Hauptboulevard in die Innenstadt. Bond hatte den Eindruck, dass es sich um eine dieser typischen Provinzhauptstädte handelte, es herrschte ein geschäftiges Treiben, allerdings waren auf den Straßen auch viele Soldaten. Davon abgesehen, wirkte alles seltsam alltäglich. An den Kreuzungen regelten Polizisten den Verkehr, an den Imbissständen drängte sich viel Kundschaft, bei jedem Halt wurden sie von Straßenhändlern belästigt, und als sie eine Kirche passierten, sah Bond eine Hochzeitsgesellschaft herauskommen. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass Port Dunbar eine unerbittlich belagerte Stadt war. Dann fielen Bond die Batterien von Raketen auf den Dächern der höheren Gebäude – Büro- und Kaufhäuser – auf.
    »Sind das etwa Boden-Luft-Raketen?«
    »Korrekt«, sagte Breed. »Aber alles nur Attrappen. Die hiesigen Schreiner basteln sie im Handumdrehen zusammen. Die echten S-75-Raketen haben wir am Hauptplatz aufgestellt und in Janjaville. Vor zwei Monaten haben sie eine MiG abgeschossen. Seither meiden die Piloten Port Dunbar. Sie wollen ihren Gewinn nicht aufs Spiel setzen.«
    Bond dachte an die Männer, die er in der Bar des Excelsior hatte zechen sehen.
    »Und deswegen schießen sie nur noch Autos auf der Landstraße ab«, fuhr Breed fort. »Die lassen sie sich dann als Treffer vergüten –

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