Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
Vom Netzwerk:
KIN in Washington, D.C., neu erfunden, als globaler philanthropischer Konzern, der sich einem ganzen Kontinent widmete. Möglicherweise war das alles vollkommen rechtschaffen und diente tatsächlich allein barmherzigen Zwecken. Bond dachte an sein Treffen mit Gabriel Adeka zurück, der ihn durch seine stille, aber kraftvolle Hingabe und Menschlichkeit so nachhaltig beeindruckt hatte … Und dennoch musste er ihm eine Frage stellen, die ihm auf den Nägeln brannte: Warum prangte der Name seiner Wohltätigkeitsorganisation auf einem Flugzeug, das Waffen und Munition in ein Kriegsgebiet lieferte? Was hatte das mit seinen afrikanischen Brüdern und Schwestern zu tun? Wenn Adeka diese Frage nicht selbst beantworten konnte, würde er Bond vielleicht jemanden nennen, der dazu in der Lage war.
    Bond hielt inne, um sich eine Zigarette anzustecken, und stellte fest, dass er vor demselben Kino stand wie das letzte Mal, als er in Bayswater gewesen war. Damals lief dieser Reißer mit Bryce Fitzjohn alias Astrid Ostergard, wie hieß er noch? Ach ja: Der Fluch der Vampirtochter . Er hatte das Gefühl, dass es Jahre und nicht erst Wochen her war, und lächelte unwillkürlich, als er sich den Striptease vor Augen führte, den Bryce damals ahnungslos und in aller Unschuld veranstaltet hatte, an jenem Abend, als er in ihr Haus eingebrochen war. Bryce Fitzjohn – wie gern würde er sie eines schönen Tages wiedersehen.
    Immer noch tief in Gedanken versunken, lief er in Richtung Hyde Park weiter. Nun hatte er eine Spur gefunden, zum Glück, aber sie führte in die USA , nach Washington, D.C. … Und das war eine schier unüberwindliche Hürde. Er konnte zwar ein Flugticket kaufen, aber nicht mit seinem eigenen Pass reisen. Offiziell verbrachte er seinen Genesungsurlaub in South Uist und jettete nicht über den Atlantik. Sollte das auf die eine oder andere Weise ruchbar werden, würde er gewaltigen Ärger bekommen.
    Bond überquerte die Bayswater Road und schlenderte in den Hyde Park. Er benötigte einen falschen Pass, und zwar schnellstmöglich – binnen 24, maximal 48 Stunden. Das war der größte Nachteil, wenn man solo unterwegs war – fehlende Hilfsmittel. Unter normalen Umständen würde er die Q-A bteilung anrufen und bekäme nach einer Stunde einen perfekten gebrauchten Pass mit seinem neuen Namen ausgehändigt – inklusive Marken und Stempel von früheren Auslandsreisen. Im Geist ging er die Nummern durch, die er sich in seiner Wohnung notiert hatte. Unter diesen Kontakten war niemand, der über Nacht einen kompletten Pass erstellen konnte. Bond lief rastlos weiter. Und wenn er einfach einen Pass stehlen würde? Er sah sich nach männlichen Passanten um, die in seinem Alter waren und ihm vage ähnelten, bis ihm bewusst wurde, dass höchstens ausländische Touristen ihren Pass bei sich trugen. Vielleicht sollte er es besser am Flughafen versuchen. Nein, das wäre –
    Bond blieb jäh stehen. Er hatte eine Art Offenbarung. Man musste ein Problem nur lang genug im Geist bewegen, dann löste es sich quasi von allein.

4. Vampiria, Königin der Finsternis
    Die Amerdon Studios lagen am Ufer der Themse zwischen Windsor und Bray und bestanden aus einem weitläufigen viktorianischen Landhaus aus rotem Backstein und einigen Ateliers, die man auf dem Versailles nachempfundenen Gartenparterre errichtet hatte. Drum herum befand sich die übliche Ansammlung von Holzschuppen und Wellblechhütten, die als Lager für Requisiten und Ausrüstung dienten sowie die verschiedenen technischen Werkstätten beherbergten, die für ein modernes Filmstudio unabdingbar waren.
    Bond erklärte dem mürrischen Wächter des Besucherparkplatzes, er sei Astrid Ostergards Agent, und wurde zu Atelier Nummer zwei geschickt, wo man gerade Vampiria, Königin der Finsternis drehte.
    Zielstrebig lief er darauf zu, ganz der geschäftige Mann, der etwas Wichtiges zu erledigen hat.
    Ein paar Telefonate – das erste mit dem Verleiher von Bryce’ letztem Film, Der Fluch der Vampirtochter , das zweite mit dem Büro ihrer Agentur »Cosmopolitan Talent International« – hatten ihn darüber aufgeklärt, dass Astrid Ostergard sich leider außerstande sehe, Bonds neues Kaufhaus in Hemel Hempstead zu eröffnen, weil sie vollauf mit den Dreharbeiten zu Vampiria, Königin der Finsternis in den Amerdon Studios beschäftigt war. Nein, ganz und gar unmöglich, vielen Dank für Ihre Anfrage, Mr Bond, da können wir Ihnen wirklich nicht weiterhelfen, auf Wiederhören.
    Vor dem

Weitere Kostenlose Bücher