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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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durch den mit neuem Teppichbelag versehenen Flur und drückte die Küchentür auf.
    Donalda lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, das Haar an ihrem Hinterkopf war mit frischem Blut verklebt. Bond hockte sich neben sie und glaubte einen gespenstischen Augenblick lang, sie wäre tot – bis sie ein leises Stöhnen von sich gab. Als er sie behutsam auf die Seite rollte, schlug sie die Augen auf und zuckte zusammen.
    »Sie dürfen sich nicht bewegen«, flüsterte Bond. »Bleiben Sie still liegen.«
    Er zog die Walther aus der Tasche und durchsuchte schnell die Wohnung, ohne den Täter oder auch nur die Spur eines gewaltsamen Eindringens zu finden. Es musste aber bereits jemand hier gewesen sein, als Donalda herkam, um das Fenster zu entriegeln. Jemand, der herausfinden sollte, ob James Bond von seiner Auslandsreise zurückgekehrt war?
    Er ging wieder in die Küche und setzte Donalda vorsichtig auf. Danach tränkte er ein Geschirrtuch mit warmem Wasser, wrang es aus und tupfte ihr das Blut vom Hinterkopf, der eine üble, mehrere Zentimeter tiefe Schnittwunde davongetragen hatte. Donalda wirkte immer noch sehr benommen.
    »Mir ist schlecht«, sagte sie.
    Bond holte gerade noch rechtzeitig einen Kochtopf aus dem Schrank, bevor Donalda sich übergab.
    »Das ist ein gutes Zeichen«, sagte er. »Wenn man bewusstlos geschlagen wird, ist einem hinterher immer schlecht.«
    Er stellte den Topf in der Spüle ab und half ihr, aufzustehen und sich auf einen Küchenstuhl zu setzen. Danach kochte er ihr eine Tasse Tee.
    »Was ist passiert?«, fragte er. »Haben Sie jemanden gesehen oder gehört?«
    »Nein. Als ich in die Wohnung kam, war alles so, wie ich es hinterlassen hatte. Ich habe die Post auf den Tisch im Flur gelegt und das Fenster entriegelt. Und dann bin ich in die Küche gegangen und plötzlich wurde alles schwarz.«
    »Wer immer es war, muss hinter der Tür gestanden und gehofft haben, dass Sie nicht reinkommen. Danach hat er oder sie das Weite gesucht.« Bond dachte: Sie wissen, wo ich lebe. Sie haben einen Schlüssel. Das hier war kein Einbrecher gewesen, der zufällig eine Wohnung in Chelsea ausrauben wollte. Wenigstens hatten sie Donalda nicht umgebracht.
    Er sah sie an. Zitternd saß sie da und umfasste ihren Teebecher mit beiden Händen, um sich daran zu wärmen. Sie wischte eine Träne weg. Bei diesem Anblick musste er an Kobus Breed denken. War Breed der Eindringling gewesen? Die Vorstellung weckte in ihm eine maßlose Wut, nicht so sehr wegen der Übertretung seiner Privatsphäre, sondern weil Donalda – seine Donalda – brutal angegriffen worden war. Rühr meine Leute nicht an, dachte er, du wirst es sonst bitter bereuen …
    Zunächst wollte er für Donalda ein Taxi rufen und sie ins Krankenhaus fahren lassen, damit ihre Wunde untersucht, versorgt und genäht wurde. Sie sollte nur angeben, dass sie ausgerutscht und hingefallen war. Danach sollte sie nach Hause fahren und zur Erholung einen ganzen Tag lang im Bett bleiben. Doch dann besann er sich eines Besseren – er rief May an, die sich umgehend auf den Weg machte. Bonds Anspannung ließ nach: Jetzt würde sie sich um alles kümmern. Während er auf May wartete, packte er ein paar Sachen in einen Koffer und ließ sich das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen. Offenbar wurde sein Verbleib überprüft. Jemand wollte wissen, ob James Bond wieder in seiner Londoner Wohnung weilte. Suchte nach Spuren seiner Anwesenheit. Wenn er tatsächlich auf eigene Faust handeln wollte, durfte er nur dann hierher zurückkehren, wenn diese Angelegenheit endgültig geklärt war, ob nun Kobus Breed oder ein anderer dahintersteckte.
    Kaum war May eingetroffen, übernahm sie das Ruder und teilte Bond vorwurfsvoll mit, er sei »weißer als die gekalkte Wand« und solle besser auf sich acht geben, täglich drei herzhafte Mahlzeiten einnehmen und so weiter. Bond gelobte, sein Bestes zu tun, ehe er sich verabschiedete und vor ihren Augen seinen Koffer in den Garten warf und aus dem Wohnzimmerfenster stieg, als wäre es das Normalste der Welt.

3. Africa KIN
    Das Africa KIN -Schild war abgehängt und das Poster im schmutzigen, nun mit einem eisernen Schiebegitter gesicherten Schaufenster durch eine Anzeige ersetzt worden: ZU VERMIETEN – ALLE ANFRAGEN AN … Frustriert musterte Bond von der gegenüberliegenden Straßenseite aus die vertraute Ladenzeile in Bayswater. Hier hätten seine Nachforschungen beginnen sollen. Er erinnerte sich nur zu gut an den Schock, als er in

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