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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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hatte. Je weniger Donalda wusste, je weniger Fragen sie stellte, desto besser.
    »Niemand soll erfahren, dass ich wieder in London bin.« Bond wählte seine Worte mit Bedacht. »Darum treffen wir uns hier. Es kann sein, dass meine Wohnung beobachtet wird.«
    »Mir ist nichts Verdächtiges aufgefallen«, sagte Donalda. »Dabei habe ich alle zwei, drei Tage vorbeigeschaut, um nach dem Rechten zu sehen und die Post einzusammeln.«
    »Gut. Dann könnten Sie gleich wieder vorbeischauen und das große Fenster entriegeln, das nach hinten zum Garten rausgeht.«
    »Na sicher.«
    »Danach gehen Sie einfach und kommen in ein paar Tagen wieder.«
    »Alles klar, Sir.« Angesichts dieser aufregenden Täuschungsmanöver konnte sie sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
    »Und Ihr Onkel weiß, was er sagen soll, falls jemand kommt und nach mir fragt.«
    »Sie sind nach Inverness gefahren. Um zu angeln.«
    »Ausgezeichnet. Danke, Donalda.« Bond schenkte sich Barolo nach. »Möchten Sie auch ein Glas Wein?«
    »Ich hätte gern so ein kleines schaumiges Käffchen, Sir, wenn Sie nichts dagegen haben.« Sie öffnete ihre Handtasche und zog einige Umschläge daraus hervor. »Es müssen noch ein paar Rechnungen beglichen werden, und ich habe keine Schecks mehr.«
    Bond gab ihr das erforderliche Bargeld und bestellte einen Cappuccino.
    »Wie kann ich Sie notfalls erreichen?«, fragte Donalda.
    »Rufen Sie die übliche Nummer an und hinterlassen Sie mir eine Nachricht. Ich rufe Sie dann zurück.«
    »Prima.« Donalda strahlte. »Der Kaffee hier schmeckt köstlich.«
    Als sie zu seiner Wohnung aufgebrochen war, wartete Bond zehn Minuten, bevor er über die King’s Road zur Straße neben dem Wellington Square lief. Dort mündete eine kleine Passage in eine Gasse, wo die ehemaligen Ställe und Kutscherhäuschen in Werkstätten und winzige Wohnungen umgewandelt worden waren. Hier bot sich die Möglichkeit, eine Treppe hinaufzugehen und über die Mauer in den Garten von Bonds Nachbarn im Erdgeschoss zu klettern. Dank eines robusten Spaliers und eines günstig verlegten Abflussrohrs war es ein Kinderspiel, das bewusste Fenster zu erreichen. Diesen Weg beschritt Bond gelegentlich, wenn er unbemerkt aus dem Haus gehen wollte. Seinen Nachbarn – der als Flötist eines Symphonieorchesters häufig auf Tournee war – störte das nicht. Im Gegenzug hatte er für alle Fälle einen Satz Zweitschlüssel bei Bond hinterlegt.
    Bond erklomm das Spalier und schob das große Fenster auf. Dann nutzte er ein waagerechtes Stück Rohr als Trittbrett, um durch das Fenster zu steigen.
    Die Wohnung roch immer noch nach Farbe und Kitt. Er müsste wohl ein paar Zigaretten rauchen, um sie sich wieder anzueignen. Bond ging in sein Arbeitszimmer und nahm die Heizkörperattrappe von der Wand neben dem Schreibtisch. Dahinter befand sich ein Entlüftungsziegel. Wenn man ihn herauszog, kam eine kleine Vertiefung zum Vorschein. Darin befanden sich eine Ersatz-Walther- PPK , Munition, etwas Bargeld, die Schlüssel zu einem möblierten Zimmer, das er als Zufluchtsort in Maida Vale angemietet hatte, und eine Liste mit lebenswichtigen Telefonnummern und Adressen.
    Bond notierte sich die Nummern, die ihm für sein Vorhaben von besonderem Nutzen sein konnten, steckte die Pistole und etwas Munition ein und dachte über das möblierte Zimmer nach. Er kam zu dem Schluss, dass er in seinem Bed-and-Breakfast am King’s Cross weniger auffallen würde – er wollte die anderen Mieter in Maida Vale lieber meiden und sich keine Geschichten aus den Fingern saugen, um seine lange Abwesenheit zu erklären.
    Er steckte den Ziegel zurück, brachte den Heizkörper wieder an und nahm dann sein neues Badezimmer in Augenschein. Doig und sein Team hatten ganze Arbeit geleistet. Die Marmorfliesen waren makellos ausgelegt, Mörtel und Fugenkitt professionell glatt verstrichen, und die Chrom-Armaturen der neuen Dusche glänzten verführerisch hinter der Kabinentür aus Tafelglas. Bond öffnete sie und drehte die Dusche auf: Die Pumpe, unter der Badewanne in ihrem Gehäuse verborgen, setzte sich leise in Gang. Er hatte sie aus Amerika kommen lassen, denn sie verstärkte den Londoner Wasserdruck um das Vierfache. Er drehte den Hahn wieder zu. Später würde er reichlich Zeit haben, um die häuslichen Freuden zu genießen. Aber vielleicht sollte er sich zumindest eine Tasse Kaffee zubereiten und in seiner neuen stromlinienförmigen Küche eine Zigarette rauchen. Er machte das Licht im Bad aus, lief

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