Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)
Gladiator.«
»Ich hatte im Krieg schwere und gefährliche Kämpfe zu bestehen«, sagte er.
Sie streckte den Arm aus und berührte die eine frische, rosig-runzlige Münze unterhalb seines rechten Schlüsselbeins.
»Für dich ist der Krieg anscheinend nicht vorbei.«
Um sie vom Thema abzubringen, gab Bond ihr einen Kuss.
»Eines Tages werde ich dir alles erzählen«, sagte er noch. Dann liebten sie sich aufs Neue.
Bryce’ Wecker klingelte um fünf Uhr in der Frühe. Sie stand sofort auf, wusch sich und kleidete sich an, Bond ebenfalls, und der Chauffeur, der sie ins Studio fahren sollte, machte einen Umweg über den Bahnhof, damit er den ersten Zug nach London erwischte.
Bryce stieg aus, um sich diskret von ihm zu verabschieden.
»Hast du am Wochenende schon was vor?«, fragte sie. »Ich habe nur sonntags frei. Die Dreharbeiten dauern noch drei Wochen, und ich spiele in jeder Szene mit.«
»Ich muss nach Amerika«, sagte Bond. »Bloß für ein bis zwei Wochen. Wenn dein Film fertig ist, hole ich dich ab und bringe dich an einen ganz besonderen Ort, den nur ich kenne.«
Als sie sich küssten, flüsterte er Bryce ins Ohr: »Danke für die letzte Nacht. Sie war unvergesslich.«
»Für mich auch.« Sie drückte ihm die Hand.
Voller Überschwang und mit einem Lächeln auf den Lippen gesellte sich Bond zu den müden Pendlern auf dem Bahnsteig von Richmond Station. Während er auf den Zug wartete, zog er Bryce’ Pass aus der Tasche und verspürte leise Gewissensbisse. Da sie die folgenden drei Wochen arbeiten musste, würde sie ihn allerdings nicht brauchen und also auch nicht vermissen. Nach seiner Heimkehr würde er den Pass wieder in ihre Schreibtischschublade legen – und sie würde niemals etwas davon erfahren. Was sein Gewissen einigermaßen entlastete war die Tatsache, dass er nicht nur mit ihr ins Bett gegangen war, um ihren Ausweis zu stehlen. Er wollte seine Königin der Finsternis unbedingt wiedersehen. Sie hatte ihn auf eine Weise berührt und erregt, die er nicht mehr für möglich gehalten hätte. Er würde zu ihr zurückkehren – sobald er die Leute, die ihn töten wollten, ihrer gerechten Strafe zugeführt hatte. Bryce ahnte ja nichts von der entscheidenden Rolle, die sie für seine Pläne gespielt hatte – er würde schon einen Weg finden, ihr seine Dankbarkeit zu bekunden.
An der Victoria Station ließ Bond sich im Fotoautomat ablichten, dann rief er eine der Nummern aus seiner Kontaktliste an und nahm ein Taxi ins benachbarte Pimlico, in die verfallene Turpentine Lane mit ihren schmutzigen, abblätternden Stuckfassaden. Dort klingelte er an der Tür einer Kellerwohnung. Ein älterer Mann machte auf, er trug eine Tweedkappe und rauchte eine feuchte Selbstgedrehte.
»Mr Bond, Sir, stets ein königliches Vergnügen.«
»Morgen, Dennis«, sagte Bond und trat an ihm vorbei in die Wohnung, wo er von einem ekelerregenden Küchengeruch begrüßt wurde.
»Was ist das, zum Teufel?«
»Kuhfußeintopf. Höllisch aufwendig – muss drei Tage köcheln – , schmeckt aber himmlisch.«
Dennis Fieldfare war ein Fälscher der Extraklasse, den die Q-A bteilung gelegentlich zu Rate zog, wenn sie selbst überfordert war. Bond hatte Dennis kennengelernt, als er ein vordatiertes Visum für Kuba benötigte, das selbst der allerstrengsten Prüfung standhalten konnte. Es hatte nicht die Spur eines Verdachts erregt und war so perfekt gemacht, dass Bond diesen Mann für alle Fälle in sein persönliches Experten-Pantheon aufnahm.
Er zeigte ihm Bryce’ Pass und sein Foto.
»Das Bild bitte austauschen, Geschlecht ändern und aus ›Schauspielerin‹ einen ›Schauspieler‹ machen.«
»Soll das ’ne Beleidigung sein, Mr Bond? Das kriegt doch jedes schwachsinnige Kleinkind hin.« Dennis fühlte sich in seiner Ehre als Profi gekränkt.
Bond gab ihm einhundert Pfund. »Es muss aber ganz schnell gehen – bis heute Abend –, deswegen bin ich zu dir gekommen. Bewahre das ursprüngliche Foto gut auf, du wirst es in ein paar Wochen wieder einsetzen. Und das geht nur dich und mich etwas an, Dennis.«
»Nichts leichter als das, Mr B. Und wir haben uns nie getroffen«, sagte Dennis und betastete erfreut das Geld in seiner Hand. »Passt es Ihnen um sechs?«
Um sechs Uhr am selben Abend erhielt Bond seinen makellosen neuen Pass und war nun zweifelsfrei Bryce Connor Fitzjohn, Schauspieler, acht Jahre jünger als in Wirklichkeit, aber damit konnte er gut leben. Den Namen »Bryce« hatte er schon einmal als Pseudonym
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