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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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war eine Sitzecke mit geschwungenen Ledersofas und Beistelltischen aus Teak eingerichtet. An den mit Leinen bespannten Wänden hingen ein paar abstrakte Gemälde, die niemandem weh taten. Am Empfang saß eine weiße Frau in mittleren Jahren hinter einem Mahagoni-Schreibtisch, auf dem drei Telefone standen. Unmittelbar hinter ihr war auf einer Rauchglastafel »Africa KIN Inc.« in riesigen, dreidimensionalen, serifenlosen Aluminiumlettern zu lesen. Dahinter konnte Bond einen weitläufigen Flur mit Büros auf beiden Seiten erkennen. Das Ganze sah weniger nach einer Wohltätigkeitsorganisation als nach einem florierenden Unternehmen aus.
    »Willkommen bei Africa KIN , Sir«, sagte die Empfangsdame mit einem Lächeln. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hätte gern einen Termin mit Gabriel Adeka«, sagte Bond mit ausgeprägtem schottischem Akzent. Das war der Angelpunkt seiner provisorischen Verkleidung: Sollte man diese Frau später jemals um eine Personenbeschreibung bitten, würde sie sich garantiert nur an »Schotte, Brille, Hut« erinnern.
    »Da ist leider nicht möglich, Sir. Mr Adeka ist viel zu beschäftigt.«
    »Ich kenne ihn«, sagte Bond. »Wir sind uns in London begegnet. Nun würde ich gern eine größere Summe stiften.« Er überreichte ihr eine Visitenkarte. Sie warf einen Blick darauf und gab sie ihm zurück.
    »Wenn Sie bitte einen Augenblick Platz nehmen, Mr McHarg. Ich will sehen, was ich tun kann.« Sie notierte seinen Namen auf einem Block. Dann nahm sie einen ihrer drei Telefonhörer ab. Bond schlenderte zur Sitzecke hinüber und bediente sich am Wasserspender. Von dort aus erblickte er einen anderen Flur, mit einem Pfeil versehen, auf dem stand: »Toiletten«. Wahrscheinlich befand sich am Ende dieses Flurs ein Lieferanteneingang. Beim Betreten eines Raums sollte man sich stets alle möglichen Ausgänge vergegenwärtigen – Bond hatte nie vergessen, was man ihm bei seiner Ausbildung eingetrichtert hatte. Mit Bedacht wählte er einen Platz hinter einer großen Birkenfeige. Das Spiel machte ihm durchaus Spaß.
    Er wartete. Zehn Minuten, zwanzig Minuten. Andere setzten sich zu ihm, bis sie zu ihren Treffen oder Besprechungen in die jeweiligen Büros gerufen wurden. Vierzig Minuten verstrichen – hier war allerhand los. Bond blieb sitzen, auf seinen Knien ruhte eine aufgeschlagene Ausgabe des National Geographic , nur sein Blick schweifte unablässig durch den Raum – beobachtete und registrierte jedes kleinste Detail. Später suchte er die Toilette auf. Er hatte sich nicht getäuscht: Am Ende des Flurs war eine Tür mit der Aufschrift »Zutritt verboten«. Dahinter verbargen sich eine Betontreppe und ein gelber Eimer mit Wischmopp. Bond ging auf die Toilette, überprüfte seine Tarnung und kehrte an seinen Platz zurück.
    Nach einer Stunde machte er sich allmählich Sorgen. Entweder war ein Termin mit Adeka möglich – oder eben nicht. Die Empfangsdame wollte er lieber nicht noch mal ansprechen, damit sie nur einen einzigen flüchtigen Eindruck von ihm behielt. Dann fiel ihm ein, dass er vielleicht absichtlich in dieser Lobby festgehalten wurde, wo man ihn jederzeit zur Rede stellen konnte. Er legte die Zeitschrift weg. Hier war definitiv etwas faul – er würde die Sache abbrechen. Die Annahme, er könnte sich so leicht Zugang zu Adeka verschaffen, war wohl etwas zu kühn gewesen.
    Plötzlich trat Kobus Breed durch die gläserne Flügeltür und ging schnurstracks zum Empfang.
    Bond stand sofort auf, drehte sich um und lief gemächlich den Flur zu den Toiletten entlang. Binnen Sekunden war er durch den Hinterausgang raus und hechtete die Treppen hinunter in eine Kammer voller Putzutensilien und Mülltonnen. Er warf Hut und Brille in eine Tonne, zog die Jacke aus, wendete sie und legte sie gefaltet über den Arm. Dann öffnete er die nächste Tür und fand sich bei den Aufzügen wieder. Den Blick stur nach vorn gerichtet, bahnte er sich einen Weg durch die Menge, lief ohne Eile durch die Marmorhalle mit dem kreiselnden Mobile und trat in das schwache Sonnenlicht hinaus, das auf die Milford Plaza fiel.
    Sein Herz pochte noch immer vor Schreck und Adrenalin. Breed in Washington, D.C.? Breed, der diesen unbekannten Bekannten von Gabriel Adeka unter die Lupe nehmen sollte … Er hatte sich ganz schön in Schale geworfen, edler dunkler Anzug mit roter Krawatte. Bond erinnerte sich, dass er Breed im Kontrollturm von Janjaville mit genau diesem Kompliment bedacht hatte. Vielleicht war der Anzug, den er

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