Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
Vom Netzwerk:
hinunterzubringen wie möglich. In seinem Zimmer nahm er eine Schlaftablette, um sich selbst zehn ganze Stunden auszuschalten, bevor er das neue Konzept von Africa KIN Inc. in Augenschein nahm.

2. Überwachung
    Milford Plaza war ein nagelneuer Komplex, der möglichst viel Eindruck schinden wollte. Drei sechsstöckige Bürogebäude aus Glas und Beton waren um einen weitläufigen, öffentlich zugänglichen Platz – eben jener »Plaza« – angeordnet, der mit Granit gepflastert und mit Steinbänken sowie einer verschwenderischen Vielfalt von jungen Bäumen ausgestattet war. Ein ovales Becken mit Springbrunnen und Sockel, auf dem eine moderne Skulptur prangte – drei überdimensionierte, mit Grundfarben bemalte Träger, die sich gegenseitig stützten –, bildete gewissermaßen das Tüpfelchen auf dem i. Africa KIN Inc. befand sich im zweiten Stock des zentralen Gebäudes.
    Bond stand in der hohen, mit Marmor ausgelegten und von gefiltertem Tageslicht erhellten Lobby dieses Gebäudes – weitere Pflanzen, ein riesiges Mobile, das sich sanft drehte – und gab vor, die in vergoldeten Lettern angebrachten Namen der hier ansässigen Firmen zu studieren. Er überlegte, ob er in den Lift steigen und sich die neuen Räumlichkeiten von Africa KIN schon ansehen sollte, hatte jedoch das Gefühl, dies könnte verfrüht und sogar gefährlich sein. Er brauchte noch etwas Zeit, um den Publikumsverkehr aus sicherer Entfernung zu beobachten und die Risiken einzuschätzen. Nur keine Eile, dachte er, ich habe alle Zeit der Welt. Ich bin Bryce Fitzjohn.
    Bond schlenderte hinaus. Das Plaza wurde durch die Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite etwas abgewertet – eine Reihe von Brownstones aus der Vorkriegszeit, die im Kontrast zum makellosen Glas und Granit schäbig und verfallen wirkten. Zu ihnen zählten ein Temperenzhotel – das Ranchester – , ein Trödelladen, ein A& P-L ebensmittelladen, ein Gotteshaus der Adventisten vom Siebenten Tag, eine chinesische Wäscherei, ein Juwelier, diverse Imbissrestaurants und ein paar Minimärkte mit Brettern vor den Fenstern.
    Bond steckte sich eine Zigarette an und überquerte die Straße. Vielleicht gab es ja einen Ort, der sich für eine Überwachung des Plaza eignete. Natürlich hätte er sich ein Zimmer im Temperenzhotel nehmen können – die Lage war perfekt – , aber so viel Selbstverleugnung konnte er sich nicht abverlangen. Ein Stückchen weiter oben, schräg gegenüber dem Plaza, entdeckte er jedoch ein Gebäude mit dem großspurigen Namen The Alcazar und einem verblassten Schild mit der Aufschrift: »Büroräumlichkeiten zu vermieten. Ein, zwei oder drei Zimmer. Mit allem Komfort.« Bond betrachtete die fünfgeschossige Fassade. Wenn er ein Büro ganz oben zur Straßenseite hin beziehen könnte, hätte er freie Sicht auf alle, die in Nummer 1075 ein und aus gingen.
    Ein beflissener junger Mann in glänzendem Anzug, der sich mit dem Namen Abe vorstellte, wollte ihn überreden, die Luxusräumlichkeiten auf der Rückseite anzumieten, dazu gehörten auch zwei Parkplätze im Hinterhof, aber Bond beharrte auf der Vorderseite. Dort war nur ein Büro mit drei Zimmern im vierten Stock verfügbar. Während Abe ihn herumführte, spähte Bond aus den Fenstern, um die Sichtlinien zu prüfen. Ausgezeichnet. Abe verlangte drei Monatsmieten im Voraus, doch Bond wollte, sein fettes Dollarbündel zückend, nur eine Monatsmiete vorab entrichten – und stellte Abe einen persönlichen Bonus von hundert Dollar in Aussicht, als Dank für sein so überaus freundliches Entgegenkommen. »Einverstanden«, sagte Abe und versuchte, seine unbändige Freude zu kaschieren. Bond zahlte außerdem die Kaution, steckte Abe seine Belohnung zu, unterschrieb den Mietvertrag und bekam die Schlüssel ausgehändigt. »Willkommen im Alcazar«, sagte Abe und schüttelte ihm die Hand.
    An den Fenstern waren schmutzige Sichtschutzlamellen aus Plastik angebracht, der Boden war mit fleckigem Teppichboden ausgelegt, und es gab keine Möbel. Das letzte und kleinste der drei Zimmer bot ihm die beste Aussicht. Fehlten nur noch eine Sitzgelegenheit und ein Feldstecher, dann konnte Bond Milford Plaza nach Herzenslust ausspionieren. Zeit, sich auszurüsten.
    Bond fuhr nach Westen und überquerte den Potomac, um einen Vorort zu erreichen, der außerhalb des District of Columbia in Virginia lag. Er fuhr lange durch die Straßen und an den Shopping Malls vorbei. Schließlich parkte er vor einem großen, schreiend

Weitere Kostenlose Bücher