Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
Vom Netzwerk:
damals getragen hatte, ein erster Hinweis auf seine neue Existenz als leitender Mitarbeiter einer global agierenden Wohltätigkeitsorganisation.
    Bond beruhigte sich wieder. Als er die Plaza verließ, warf er einen Blick über die Schulter: Niemand verfolgte ihn, und er hatte durch seinen spontanen Besuch einiges in Erfahrung gebracht. Seine Bitte um ein Treffen mit Adeka hatte Kobus Breed aus seinem wie auch immer gearteten Unterschlupf gescheucht, um Nachforschungen anzustellen. Africa KIN hatte nichts mehr mit dem schmuddeligen Lädchen in Bayswater zu tun. Dort spielten sich nun größere Dinge ab. Größere Dinge, an denen etwas stinkfaul war.

4. Schnappmesser
    Am Abend ging Bond ins Kino, ohne sich auf den Film mit dem Titel Bob & Carol & Ted & Alice konzentrieren zu können. Er wartete das Ende nicht ab, sondern bummelte zum Fairview zurück, rauchte dabei eine Zigarette und dachte über die neuen Konstellationen nach, die sich offenbar bei Africa KIN ergeben hatten. Gabriel Adeka, Oberst Denga und nun auch noch Breed … was folgte aus dieser seltsamen Verbindung?
    Er war so in Gedanken vertieft, dass er sich verlaufen hatte. Ein paar Blöcke entfernt ragte die funkelnde Turmspitze des Fairview auf, auch die angestrahlte Kuppel des Kapitols war zu sehen. Sich daran orientierend, machte Bond sich wieder auf den Weg, er war in eine fast völlig verlassene Wohngegend geraten. Die meisten Fenster waren mit Brettern vernagelt, einige offenbar durch Brände zerstört. Er lief an einem ausgebrannten Auto mit fehlenden Rädern vorbei. Von den Straßenlaternen funktionierte nur die Hälfte. Herrenlose Katzen streunten zwischen den Häusern umher. Wie schnell man in Washington in eine solche Lage geriet. Einmal falsch abgebogen, und schon –
    »Hey, haste mal Feuer?«
    Bond drehte sich langsam um. Hinter ihm, am Rand eines gelblichen Halbkreises, den die Türbeleuchtung eines verrammelten Trödelladens warf, standen drei junge Männer – Teenager eher. Sie trugen Jeans und T-S hirt, und ihren brennenden Zigaretten nach benötigten sie kein Feuer. Zwei Schwarze und ein Weißer, der etwas älter zu sein schien. Bond sah sich flüchtig um – hinter ihm stand niemand, er musste es also bloß mit diesen drei aufnehmen. Na gut, kommt her und zeigt, was in euch steckt.
    Zielstrebig machten die Jungs ein paar Schritte auf ihn zu und warfen ihre Zigaretten weg, allem Anschein nach von Speed betäubt und zugleich beflügelt. Der Weiße zog etwas aus der Tasche, und Bond hörte ein Schnappmesser klacken.
    »Ihr braucht also Feuer«, sagte er, nahm seinen Ronson und drehte das Gas auf, so dass die Flamme gut sieben Zentimeter hoch loderte.
    »Hey, du Komiker«, sagte einer der drei, während sie Bond umzingelten.
    Bond warf das lodernde Feuerzeug nach dem Jungen mit dem Schnappmesser. Der fluchte und duckte sich reflexhaft. Diesen Moment der Ablenkung nutzte Bond, um ihn am Handgelenk zu packen und es brutal zu verdrehen. Der Junge schrie, das Messer fiel scheppernd zu Boden. Bond wandte sich dem Schwarzen zu, der sich auf ihn stürzte, und versetzte ihm einen heftigen Fußtritt in den Schritt. Jaulend ließ er sich fallen und wand sich vor Schmerzen – Bonds Loafers waren an der Spitze mit Stahlkappen versehen. Der andere Schwarze trat den Rückzug an. Bond bückte sich nach dem Schnappmesser und hielt es ihm hin.
    »Willst du das?«, fragte Bond.
    Der Junge drehte sich um und rannte in die Nacht davon.
    Bond steckte seinen Ronson wieder ein, bevor er seine beiden Angreifer in Augenschein nahm. Der Junge mit dem verdrehten Handgelenk war in die Knie gegangen, die gesunde Hand um das kaputte Gelenk gelegt, und schluchzte vor Schmerz. Seine andere Hand baumelte schlaff und im falschen Winkel herab. Der andere lag immer noch am Boden, hielt sich den Schritt und winselte erbärmlich, die Knie bis zur Brust gezogen.
    Bond stampfte ihm einmal kräftig auf den Brustkorb und stieß dem anderen Jungen seine Stahlkappen in die Seite, dass es ihn umwarf und er erneut aufschrie. Möglicherweise eine oder mehrere gebrochene Rippen. Die beiden würden sich noch monatelang an ihn und an diese Nacht erinnern – jedes Mal, wenn sie husteten oder lachten oder den Arm ausstreckten.
    Bond beugte sich über die Jungen, um sie drastisch zu beschimpfen, und zu guter Letzt sagte er: »Ihr solltet schon längst im Bettchen sein, husch, husch, nach Hause.«
    Auf dem Weg ins Fairview klappte er das Schnappmesser zu. Eigentlich ein schönes Stück, im

Weitere Kostenlose Bücher