SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Mutter sagte immer nur, wie klein sie zwischen den Wellen aussehen würde. Das klang in meinen Ohren seltsam, denn für mich war ELLA’S PINK LADY zu dem Zeitpunkt meine ganze Welt. Ich war ein bisschen verärgert, dass das Flugzeug nicht näher kommen konnte, aber ich war glücklich, dass fast meine ganze Familie da war. Es war der perfekte Willkommensgruß zu meiner Rückkehr in australische Gewässer und die perfekte Weise, meine bevorstehende Rundung von Kap Leeuwin zu feiern.
Ich vermute, dass sich viele Leute darüber wundern, warum ich südlich um Tasmanien segle, statt die Abkürzung durch die Bass-Straße zu nehmen. Der Grund ist einfach: Die Bass-Straße ist voller Schiffsverkehr und Inseln. Für mich hätte die Route viele Tage in Folge ohne oder mit sehr wenig Schlaf bedeutet. Bobs langfristige Wetterprognose hat außerdem leichten Wind von vorn (auch bekannt als besonders schmerzhafte Bedingungen) vorhergesagt, falls wir diese Route wählen würden, anstatt um Tasmanien herumzusegeln. Also muss ich die Zähne zusammenbeißen und noch einmal mit einem leichten Temperaturabfall zurechtkommen, bevor wir unseren Bug zum letzten Mal nach Norden richten können.
Heute früh habe ich wieder ein paar Tintenfische an Deck gefunden. Ein weiterer hüpfte an Bord, als ich gerade über mein Mittagessen nachdachte. Also wurde ich mutig und entschied, ihn zum Lunch zu verspeisen. Ich habe eine Dose Garnelen geöffnet (die kaum als Garnelen durchgehen dürften, so klein wie sie waren!), den Tintenfisch in Scheiben geschnitten (von beidem etwa einen Mund voll) undfabrizierte dann eine Art Variation von Knoblauchgarnelen. Ich beendete mein Mahl mit Vegemite (Hefe-Brotaufstrich) auf Crackern, um meine Rückkehr in heimatliche Gewässer zu feiern!
Bruce und BIG WAVE RIDER quälen sich derweil in der Tasmanischen See durch leichte Winde – ziemlich frustrierend für Bruce. Aber ganz heimlich bin ich begeistert, dieses eine Mal nicht die Langsamere zu sein.
Der nächste aufregende Meilenstein steht kurz bevor: Morgen Vormittag werden wir Kap Leeuwin passieren!
Montag, 12. April 2010
Gewittersturm
… In der vergangenen Nacht ging es hier draußen ziemlich zur Sache. Ich dachte zunächst, dass uns nur eine Sturmbö streifen würde, doch die entpuppte sich plötzlich als heftiger Gewittersturm – der schlimmste, den ich je auf See erlebt habe. Ich konnte zwar durch den seitlich einfallenden eiskalten Regen kaum etwas erkennen, doch die Blitze sind fast neben uns im Wasser eingeschlagen. Viel zu nah für meinen Geschmack! Auch die Böen fielen geradezu wütend über uns her – interessant.
ELLA’S PINK LADY segelte zu der Zeit schon gut gerefft. Aber bis ich es geschafft hatte, auch das Vorsegel wegzunehmen und ein kleines drittes Reff einzubringen, wurden wir schon fast dramatisch auf die Seite gedrückt. Der Wind beruhigte sich sehr bald wieder. Dann begann es, wie aus Eimern zu regnen. Es regnete so sehr, dass man kaum noch sagen konnte, wo das Wasser aufhörte und wo der Himmel begann. Ein bisschen Donner hatte mich früher nie erschreckt, doch um vier Uhr morgens allein auf See kam mir das Grollen doch sehr bedrohlich vor. Es war nicht einfach, meine Nerven im Griff zu behalten.
Es gab aber nicht nur den Gewittersturm. Das Wetter war insgesamt instabil. Es regnete ununterbrochen. Weitere Sturmböen und die chaotische See machten uns das Leben schwer. Zum Glück warwenigstens der Wind nicht so stark. Wir sind gut vorangekommen, und trotz der dominanten düsteren Grautöne bin ich überaus glücklich und meist auch trocken. Das habe ich vor allem der Geborgenheit hinter meinem Dodger zu verdanken.
Bobs Vorhersage kündigt auch für morgen noch reichlich Wind an, doch danach soll es wieder besser werden.
Ich hörte mit Begeisterung, dass Bruce und BIG WAVE RIDER ihre Führung bis zur Ziellinie in Mooloolaba behaupten konnten. Die Sunshine Coast hat ihnen einen großartigen Empfang bereitet!
Das war’s von mir, denn ich habe ein wenig Schlaf nachzuholen. Drückt mir die Daumen, dass ich meinen Kopf mehr als zehn Minuten in die Kissen drücken kann, ohne dass mich dieses Mal irgendetwas aufweckt!
Blitze auf See sind wirklich so eine Sache … Allerdings aus meiner Sicht keine gute! Die Lichtblitze mögen spektakulär aussehen, wenn man sicher in seinem Zuhause ist, aber ich wusste, dass ELLA’S PINK LADY Metallmast der höchste und einzige in der Gegend war. Das entspannte mich nicht gerade,
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