SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
äußere Kante eines Sturms erwischt. Nein, das Zentrum ist direkt über uns hinweggezogen und brachte zunächst starke nördliche Winde mit sich. Dann gab es eine kurze Phase mit Flaute, bevor der Sturm uns anschließend wie mit einem Faustschlag aus Süden traf. Eine solche Richtungsänderung bewirkt eine ziemlich durchwachsene See.
Obwohl die Bedingungen bei Weitem nicht die schlimmsten waren, die wir während des Törns erlebt haben, haben mich die Bewegungen und meine feuchte Koje in gedrückte Stimmung versetzt. Ich wurde übellaunig und bekam Heimweh. Normalerweise kann ich mich aus solchen Stimmungstiefs binnen weniger Stunden selbst heraushieven. Aber dieses Mal hatte ich einfach nicht die Energie und blieb tagelang düsterer Laune – ein Negativrekord dieser Reise!
Mit einer ordentlichen Mahlzeit und unserem guten Vorankommen krabbelte ich schließlich doch aus diesem Formtief und wurde wieder ich selbst. Ich sang (sehr schlecht) zu meinem aktuellen Lieblingshit »Forever Young«, während ich im Regen an Deck stand und ELLA’S PINK LADY durch die Nacht rollte.
Ich war nicht die Einzige, die in den vergangenen Tagen mieses Wetter erwischt hatte. Die Soloflotte bei der Regatta durch die Tasmanische See, darunter mit Bruce auf seinem 46-Fuß-Mehrrümpfer BIG WAVE RIDER auch einer meiner größten Förderer, hatte gestern Nacht eine ziemlich ruppige Fahrt auf der anderen Seite Australiens. Aber noch hat Bruce dank doppelter Geschwindigkeit im Fernduell mit ELLA’S PINK LADY die Nase vorn.
Heute habe ich ziemlich viele Reffs eingebunden und wieder rausgenommen, denn es war sehr stürmisch. Mit jeder neuen Reihe Wolken kam eine Windbö, dann ein schneller Regenschauer, bevor die Sonne wieder für ein paar Minuten herausschaute. Obwohl wir in der letzten Woche viel Regen hatten, war heute der einzige Tag, an dem es mir gelungen ist, eine nennenswerte Menge Regenwasser zu sammeln. Jedes Mal, wenn es in letzter Zeit geregnet hatte, war auch die Luft gischtgeladen und machte das Wasser brackig. Ich bekam aber so viel Regenwasser zusammen, dass es für ein Ganzkörperbad reichte. Auch das ungesalzene Deck ist ein Novum!
Australien schleicht sich langsam an. Es sind weniger als 400 Seemeilen und nur noch ein paar Tage, bis wir Kap Leeuwin passieren werden.
Um ehrlich zu sein: Es war gar nicht so sehr das Wetter, das mich einige Tage vom Schreiben eines Blogs abgehalten hatte. Es war meine Stimmung. Wenn ich heute zurückblicke, war das für mich die mental härteste Zeit des Törns. Ich habe mich komplett in ein schwarzes Loch fallen lassen. Doch anders als zuvor konnte ich mich dieses Mal nicht aus der eigenen Falle befreien. Sonst hatte es mir geholfen zu weinen oder mich für ein paar Stunden in Selbstmitleid zu wälzen, aber dieses Mal blieb ich drei Tage lang launisch und traurig. Zum Glück war ich allein! Irgendwann hatte ich es überstanden und begann, mich besser zu fühlen. Ich laste diese Depression dem nassen und quälendenWetter an, das einfach nur Mist war. Na ja. Entweder war es das Wetter oder der Mond!
Donnerstag, 8. April 2010
Graue Wolken und glücklich
Heute habe ich schlechte Nachrichten. Etwas, das schon eine Weile drohte, ist nun wirklich passiert: Der Griff von meinem einzigen Kessel ist abgebrochen! Es wird nun aber nicht mehr lange dauern, bis ich zum Einkaufen losziehen kann, um einen neuen zu kaufen.
Es sind nur noch ein paar hundert Seemeilen, bis wir am Kap Leeuwin mit einigem Abstand vorbeisegeln werden. Also sollten wir uns irgendwann im Verlauf dieser Woche unterhalb von Australien befinden! Das Wetter war heute wieder grau und wolkig, der Wind hat ein bisschen gedreht, und Regen gab es auch. Nichts Ungewöhnliches, ein ganz normaler Segeltag.
Sehr schön fand ich es, heute mit Jamie Dunross zu sprechen. Er befindet sich nicht allzu weit vor uns in der Mitte der Großen Australischen Bucht, segelt auf seiner gelben S&S 34 und will als erster Querschnittsgelähmter einhand um Australien segeln. Anscheinend hatte auch er Probleme, ernst genommen zu werden, als er den Leuten von seinen Plänen erzählte.
Ich weiß, dass ich ein bisschen voreingenommen bin, weil er ein so cooles Boot segelt (vorwärts S&S 34!). Aber wenn ihr mich fragt, dann beweist Jamies Projekt, dass wirklich alles möglich ist.
Ich sage es nicht früh genug, aber danke an alle Blogger! Ihr seid meine adoptierte Familie! Danke auch an alle, die einfach eine kurze Nachricht
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