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SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

Titel: SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Watson
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nur die zerstörerischen Monsterwellen (»Freak Waves«), die uns von der Seite trafen und die Kenterungen verursachten.
    Die solide Konstruktion des Geräteträgers ist komplett verbogen. Sein Anblick vermittelt einen sehr guten Eindruck von der Kraft derWellen. Normalerweise können überkommende Wellen ein solides, mehrere Zentimeter dickes Rohr aus rostfreiem Stahl nicht mal so eben verbiegen. Man kann wohl sagen, dass sich ELLA’S PINK LADY als zähes kleines Ding erwiesen hat!
     
    Ich hatte keine Ahnung, wie es an Deck aussah und welche Schäden vorlagen, denn ich saß unter Höchstanspannung unter Deck und klammerte mich fest, während alle möglichen Objekte quer durch die Kajüte flogen und ELLA’S PINK LADY unter der Belastung ächzte. Es war nicht leicht, meine positive und rationale Einstellung aufrechtzuerhalten, aber im Großen und Ganzen hat die Skipperin ebenso durchgehalten wie ELLA’S PINK LADY . Wir haben Phasen durchlebt, in denen man sich schon fragt, warum man das eigentlich alles macht. Aber ich hatte auf diese Frage immer noch eine lange Liste von guten Antworten parat. Ich wusste immer noch, warum sich harte Zeiten wie diese lohnen!
     
    Mitten in diesem ganzen Drama erhielt meine Mutter zu Hause den schlimmsten nur denkbaren Anruf. Das Australische Rettungs-Koordinationszentrum (RCC) berichtete ihr, dass einer meine EPIRBs (ein Notfallsignalgerät) aktiviert worden sei. Der Sender, den ich unter dem Dodger angebracht hatte, ging während einer der Kenterungen los, ohne dass ich es mitbekommen hatte. Glücklicherweise rief ich wenige Minuten später an, bevor irgendjemand ernsthaft in Panik ausbrechen konnte. Ich war ziemlich sauer auf das Ding, das einfach losgegangen war und alle so erschreckt hat!
    Wir sind nicht gänzlich ohne Schrammen durch den Sturm gekommen. Es gibt viele kleine Schäden, aber nichts, was uns aufhalten könnte. Ich glaube wirklich, dass es unserem Mastbauer David Lambourne zu verdanken ist, dass das Rigg noch steht und in bester Verfassung scheint. Abgesehen vom zerbeulten Geräteträger, ist auch das Steuerbordsolarpaneel verbogen. Die Windsteueranlage sitzt etwas schief, arbeitet aber wie durch ein Wunder immer noch akkurat(los, Parker!). Das Großsegel weist einige Risse auf, und eine der Relingstützen ist verbogen.
    In der Kajüte herrschte der Ausnahmezustand. Noch immer ist alles nass oder mindestens sehr feucht. Die Teile des zerschellten Klos lagen neben vielen anderen Ausrüstungsgegenständen zunächst im ganzen Raum verteilt herum. Der Spirituskocher ließ sich nicht entzünden, funktioniert aber hoffentlich wieder, wenn er ein wenig getrocknet ist.
     
    Nachdem ich das Schlimmste beseitigt und auch ein paar Stunden tiefen Schlaf gefunden hatte, fühlte ich mich wie ein riesiger Marshmallow. Meine Arme und Beine sind schwer und in erbärmlicher Verfassung. Dazu habe ich eine entzückende neue Sammlung blauer Flecken. Mental bin ich um mindestens zehn Jahre gealtert. Aber wir sind wieder in der Normalität zurück, und ich bin guter Dinge, denn bald ist Halbzeit.
    Als der Wind sich endlich beruhigt hatte, wurde ich von einem phänomenalen Sonnenuntergang getröstet. Während ich die Schäden an Deck beseitigte, kamen ein paar Delfine längsseits geschwommen, als wollten sie sehen, ob es uns gut ging.
    Ich schulde Bruce großen Dank. Er hat perfekt reagiert und fand jedes Mal die richtigen Worte, wenn ich ihn anrief. Er hat die Nacht ebenso durchwacht wie ich, um mich darüber auf dem Laufenden zu halten, wann der Wind endlich nachlassen würde.
    Ich könnte noch ewig weiterschreiben, doch bevor aus meinem Bericht ein Roman wird, gibt es für mich hier noch einiges zu tun!
     
    Als der Wind zunahm, war ich zunächst gar nicht beunruhigt. Als aber die Windinstrumente anzeigten, dass Böen mit 60 Knoten und mehr über uns hinwegfegten, habe ich realisiert, dass es sich nicht einfach um einen weiteren Sturm handelte. Das hatte ich nicht erwartet! Als ich damit begann, das Großsegel festzulaschen, gelang mir das schon nicht mehr so akkurat wie sonst. Ich habe zutiefst bedauert, so lange damit gewartet zu haben.
    Um mich herum türmte sich die See immer höher auf. Den ersten Teil des Sturms habe ich im Cockpit verbracht und die Pinne selbst in die Hand genommen. Als es zu wild wurde, habe ich auf den elektrischen Autopiloten umgeschaltet und ihn beobachtet, wie er zu kämpfen hatte, um uns die Wellenberge hinunter und wieder hinauf zu steuern.
    Der Wind

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