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SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

Titel: SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Watson
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Sekunde. Mir aber kam es unendlich viel länger vor.
     
    Die dritte Kenterung war die, die mich an den Rand des Wahnsinns trieb. Ich war gerade in der Navigationsecke, machte eine Notiz ins Logbuch und bemühte mich um Beschäftigung, als ich ein donnerndes Brausen hörte, vergleichbar vielleicht mit dem Getöse eines Flugzeugmotors, nur noch röhrender und erschreckender. Ich hatte gerade noch Zeit, mich abzustützen, bevor die Welle ELLA’S PINK LADY traf, das Boot sich drehte und ins Wellental geschleudert wurde. Ich klammerte mich bei der Kenterung an die Handläufe, während sich meine Füße erst die Wand hoch und dann über die Decke tasteten. Die Sachen flogen durch die Kajüte, obwohl ich mich bemüht hatte, alles zu sichern. Ich hörte nicht auf, ELLA’S PINK LADY zuzurufen, sie möge durchhalten, und dass bald alles wieder gut wäre.
     
    Ich würde euch gern erzählen, was mir in diesen Momenten durch den Kopf ging, aber ich kann nicht, denn da war absolut nichts mehr! Ich befand mich in einem benommenen Zustand totaler Ungläubigkeit. Als wir uns endlich wieder aufgerichtet hatten, riskierte ich einen Blick hinaus aus dem Niedergang. Viel konnte ich nicht sehen, und weiterhinaus konnte ich mich nicht wagen. Das Deck erinnerte an einen Kriegsschauplatz. Der solide Stahlrahmen des Geräteträgers und seine dicken Rohre waren total verbeult, und Parker sah mich aus einem merkwürdigen Winkel heraus an. Der Baum hatte sich bewegt und regelrecht Stücke aus dem Dodger gerissen. Diese Welle muss ungeheuer gewaltig gewesen sein, um einen solchen Schaden anzurichten. Ich hielt mich nicht lange mit der Schadensbilanz auf. Ich wollte nicht auf noch so eine Welle warten …
    Es wäre eine glatte Untertreibung, wenn ich behaupten würde, mir nach der dritten Kenterung keine Sorgen gemacht zu haben. Ich weinte aber nicht und wurde auch nicht hysterisch. Nein, stattdessen geriet ich in diese eher düstere, aber rationale Stimmung und ging im Geist meine Optionen und mögliche Lösungen durch. Ich entwarf einen Aktionsplan für den Fall, dass die Bedingungen noch schlimmer werden würden.
     
    Als ich mit Bruce sprach, fragte er mich das erste und einzige Mal während meines Törns, wie es mir gehen würde. Ich antwortete: »Nicht gut!« Ich sagte ihm, dass die Dinge unter Kontrolle seien, aber wir waren uns darin einig, dass wir die örtlichen Rettungsbehörden informieren sollten. Sie sollten wissen, dass ich mit enormen Wellen und schwerem Wetter zu kämpfen hatte, das sich möglicherweise sogar noch verschlechtern würde. Nachdem ich die Kraft der letzten Welle zu spüren bekommen und gesehen hatte, was sie angerichtet hat, konnte ich kaum glauben, dass Rumpf und Rigg meines Schiffes noch intakt waren. Dennoch habe ich Bruce nicht alles erzählt. So habe ich mich gerade noch zurückhalten können und nicht erwähnt, dass sich unsere Rettungsinsel aus ihrer Verankerung im Cockpit losgerissen hatte. Wozu auch? Ich hatte es geschafft, sie runter in die Kajüte zu zerren. Denn eins war völlig klar: Im Falle einer weiteren Kenterung hätte ich sie ansonsten nie mehr wiedergesehen. Ich sah jedoch keinen Grund, Bruce noch mehr zu beunruhigen.
     
    Bruce hatte mit Bob gesprochen (es war mitten in der Nacht in Neuseeland – sie kümmerten sich rührend um mich!). Bob hatte eine neue Wettervorhersage für mich. Als ich die hörte, sackte mein Herz noch etwas tiefer. Entsprechend den errechneten Modellen stand uns der schlimmste Teil des Sturms immer noch bevor. Ich konnte und wollte nicht glauben, dass es noch heftiger werden sollte, als es schon war! Ich mochte auch gar nicht genauer darüber nachdenken, wie schlimm es werden könnte, aber die beiden hatten bereits ausgerechnet, dass mich eine Halse und ein Kurswechsel möglicherweise vor dem Zusammentreffen mit dem Auge des Sturms bewahren könnten. Das klang in meinen Ohren vernünftig!
    Nachdem ich gehalst hatte, kauerte ich mich wieder auf meinen Sitz unter Deck, schnallte mich fest und schlief ein paar Minuten. Dabei hielt ich das Satellitentelefon ganz fest an mich gedrückt, denn ich wollte es für den Notfall griffbereit haben. Wir sind noch einmal auf die Seite gekippt, aber es war eher so wie beim ersten Mal. Die Welle hatte nicht mehr die Kraft, die ich befürchtet hatte. Nach einiger Zeit war ich sicher, dass sich die Bedingungen trotz Bobs Vorhersage langsam beruhigten. Das Gebrüll des Windes und das Stampfen der Wellen klangen nicht mehr so laut und

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