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Solo

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Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hinauf. Sein Gesicht war ernst. Als sie im Schlaf stöhnte, zog er sie instinktiv näher an sich.

      «Weißt du, daß wir diesen Baum Milton verdanken?» fragte Katherine.
      Sie saßen Seite an Seite unter dem Maulbeerbaum im «Professorengarten» des Christ's College, unter dem Baum, den der große Dichter angeblich eigenhändig gepflanzt hatte.

    «Ich wüßte nichts, was mir gleichgültiger wäre.» Mikali küßte ihren Nacken. «An einem Tag wie diesem ist alles gleichgültig. Frühling in Cambridge, und du mußt arbeiten.»
    «Nur noch bis Ende der Woche, dann habe ich Ferien.»
      «Ich weiß nicht, Katherine. Das Thema, an dem du arbeitest. Gewalt, Töten, Terrorismus. Ein abscheuliches Fachgebiet für eine Frau. Nein – ich muß mich berichtigen. Ein abscheuliches Gebiet für jeden Menschen.»
      «Na. hör mal», sagte sie. «Und deine Zeit bei der Fremdenlegion in Algerien? Ich habe die Zeitschriftenartikel darüber gelesen. Ich meine, in welcher Welt hast du dich dort bewegt?»

      Er zuckte die Achseln. «Ich war noch nicht trocken hinter den Ohren. Ich bin in einer Augenblickslaune zur Fremdenlegion gegangen. Unüberlegt und rein emotional. Aber du – du suchst sie dir auch noch aus. Jemand erzählte mir gestern, du beschäftigst dich mit dieser Deutschen, die mit den BaaderMeinhof-Leuten in Verbindung steht. Ich wußte nicht, daß sie in England ist.»
      «Doch, sie ist in Tangmere. Es ist eine Spezialanstalt nicht weit von hier. Von der Regierung subventioniert.»
      «Ah, verstehe. Du befaßt dich also im offiziellen Auftrag mit ihrem Fall?»
      Sie zögerte. «Ja, es war die einzige Möglichkeit, um an sie heranzukommen, aber ich hoffe, daß ich trotzdem ihr Vertrauen gewonnen habe.»
      «Hat sie nicht diesen Kerl bei sich versteckt, den die Zeitungen als den Mann aus Kreta bezeichnen, und zwar in ihrem Zimmer in Frankfurt in der Nacht, als er den ostdeutschen Minister erschoß?»

    «Ja, das stimmt.»
    «Ich war damals auch in Frankfurt», sagte er. «Ich gab ein Konzert an der Universität.» Sie standen auf und schickten sich zum Weggehen an. «Ich verstehe das nicht. Die Polizei muß doch irgendeine Art Beschreibung von ihm aus ihr herausgequetscht haben. Genug, um ihm auf die Spur zu kommen. Ich dachte immer, die Deutschen wären in solchen Sachen recht gründlich.»
      «Er trug einen Kopfschutz. Kennst du diese Dinger? Nur Löcher für Augen, Nase und Mund. Sie könnte ihn gar nicht beschreiben, selbst wenn sie es möchte.»
    «Wie meinst du das?»

      Katherine Riley lächelte. «Es scheint, daß er sich die Wartezeit mit ihr im Bett vertrieb.»

      «Und dabei den Kopfschutz aufbehielt? Na, das ist ja wirklich ein starkes Stück.»
    «Kann ich nicht beurteilen. Ich hab's nie probiert.»

      Als sie später in einem Kahn auf dem Fluß fuhren, sagte er: «Katherine, ich habe eine Villa auf Hydra. Weißt du, wo das ist?»
    «Ja.»
      «Das Haus selbst liegt weit hinten an der Küste. Es ist nur mit dem Boot zu erreichen oder zu Fuß oder per Maulesel über die Berge. Jetzt wurde allerdings ein Telefonkabel über das Gebirge verlegt. Solltest du dich also verirren, dann sieh bloß nach den Telefonmasten und folge ihnen.»
    «Verirren?»

      «Du hast gesagt, ab Wochenende könntest du Ferien machen. Mir fiel ein, du würdest vielleicht ganz gern nach Hydra kommen. Ich habe drei Wochen frei, danach muß ich in Wien sein. Konzert geben. Überlegst du es dir?»
    «Das habe ich schon getan.»

    Später, als er mit Deville telefonierte, sagte er: «Ich habe Verbindung aufgenommen, wie Sie vorschlugen, und ich kann Ihnen versprechen, daß von Seiten der deutschen Puppe keine Schwierigkeiten zu befürchten sind. Überhaupt keine.»
      «Gut, damit wäre diese Sache erledigt. Was machen Sie in der nächsten Zeit?»
      «Ich reise nächsten Samstag für drei Wochen nach Hydra. Doktor Riley nehme ich mit.»
      Deville war ausnahmsweise einmal überrascht: «Mein Gott – warum, John?»
    «Darum», erwiderte Mikali und legte auf.

    6

      Katherine Riley saß um die Mittagszeit in ihrem Arbeitszimmer am Schreibtisch beim Fenster. Ihr Lunch bestand aus Salat-Sandwiches und kalter Milch, und vor ihr lag die korrigierte Dissertation eines ihrer schwächeren Studenten.

      Es klopfte an der Tür, und Morgan trat ein. Er trug einen dunklen Pullover und ein graues Jackett aus Donegal-Tweed. Das einzig Militärische an ihm war der Trenchcoat, den er lose um die

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