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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Sie das an?»
      «Würde es lose hängen lassen, wenn ich Sie wäre, Mädchen», sagte er. «Wenn Sie Ihren guten Tag haben, könnten Sie dann sogar wie eine richtige Frau aussehen.»
      Die Tür schloß sich leise hinter ihm. Katherine saß da und vergaß vor Staunen den Mund zu schließen.
      Das Verhörzimmer im Gefängnis von Tangmere war überraschend freundlich eingerichtet. Gemusterte Tapete, dazu passender Bodenbelag, ein Tisch, moderne Stühle. Die vergitterten Fenster wirkten beinahe fehl am Platz.

      «Wirklich recht hübsch», bemerkte Morgan nicht ohne Ironie und warf einen Blick in den Garten.
      «Dies ist kein gewöhnliches Gefängnis und soll es auch nicht sein», belehrte Kathe rine Riley ihn. «Es ist eine psychiatrische Einrichtung …»

      «Zum Zweck der Rehabilitation und Wiedergenesung und lasset uns fröhlich sein, denn Gott ist gut.»
      Ehe sie antworten konnte, wurde die Tür aufgeschlossen und Lieselotte Hoffmann hereingeführt. Die Wärterin zog sich zurück und schloß hinter sich wieder ab.

      Lieselotte Hoffmann war eine kleine, gewöhnlich aussehende junge Frau mit kurzen blonden Haaren; sie trug Jeans und eine Bluse. Sie beachtete Morgan zunächst nicht, sondern wandte sich in tadellosem Englisch an Katherine Riley: «Wer ist Ihr Begleiter?»

      «Colonel Morgan. Er würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.» Katherine Riley holte Zigaretten hervor, gab ihr eine und zündete sie an.

    «Über den Mann aus Kreta», sagte Morgan.
    Die junge Frau wandte sich ihm ruckartig zu, ihr Gesicht war jetzt völlig ausdruckslos geworden. Dann drehte sie sich wieder zu Katherine Riley um. «Was ist passiert?»
      «In London wurde ein Attentat verübt. Auf einen prominenten Zionisten. Schwarzer September meldete sich als Urheber, aber die Polizei glaubt, daß es der Mann aus Kreta war.»

      Lieselotte Hoffmann fuhr zu Morgan herum und hob die geballte Faust. «Alle Macht dem Volk.»

    «Welchem Volk, Sie dummes kleines Ding?»
      Sie ließ die Hand sinken, eine seltsame Unsicherheit breitete sich in ihren Zügen aus, und Morgan öffnete seine Mappe und nahm ein Bündel Fotos heraus.
      «Ich dachte, Sie würden vielleicht abwechslungsweise einmal mit der Wirklichkeit in Berührung kommen wollen. Sehen Sie sich an, was Ihr Mann aus Kreta im Lauf der Jahre geleistet hat.»

    Sie trat an den Tisch, und Katherine Riley folgte ihr.
      «Das ist ein Oberst namens Vassilikos im Fond seines Wagens in Paris. Wie Sie sehen, ist sein Schädel in Stücke gerissen. Der kniende Mann neben ihm ist einer seiner Leibwächter. Dies hier ist das freiliegende Gehirn dieses Mannes.»
      Der Gesichtsausdruck der jungen Frau veränderte sich nicht eine Spur, während Morgan die Fotos der Opfer des Kreters, eins nach dem anderen, auf den Tisch warf. Das letzte stellte Megan dar, wie sie im Paddington-Tunnel im Rinnstein lag, wo sie aufgefunden worden war.
    «Wer war das Mädchen?»

      «Meine Tochter», sagte Morgan. «Sie war vierzehn. Er hat sie mit einem gestohlenen Auto überfahren, als er nach dem Anschlag auf Cohen flüchtete.»

      Sie legte das Bild auf den Tisch und wandte sich mit völlig gleichgültigem Gesichtsausdruck an Katherine Riley. «Kann ich jetzt gehen?»
    Und Katherine Riley, überwältigt von Entsetzen, tat etwas,
    das ihrer Natur völlig fremd war: sie schlug die junge Frau ins Gesicht.
      Wie der Blitz war Morgan zwischen den beiden Frauen, packte Katherines Arme und sagte leise und eindringlich: «Ruhig, Mädchen. Laß gut sein.»

      Hinter ihnen ging Lieselotte Hoffmann zur Tür und drückte auf den Klingelknopf. Nach einer Weile öffnete sich die Tür, und sie ging wortlos hinaus.

      Über Morgans Schulter hinweg konnte Katherine Riley das Foto Megans deutlich sehen, die blutige Maske des Gesichts, und Übelkeit stieg in ihr hoch.
    «Es tut mir leid», flüsterte sie. «Bitte, entschuldigen Sie.»
      «Ach Kate», sagte er. «Regel Nummer eins. Sich nie entschuldigen, nie etwas erklären. Aber jetzt sehen wir zu, daß wir hier rauskommen und irgendwo einen Drink kriegen.»

    «Asa?» sagte sie. «Das ist ein sonderbarer Name.»
      «Aus der Bibel», erklärte er ihr, und für kurze Zeit wurde er wieder der waschechte Waliser. «Eine fromme Frau war sie, meine Mam. Jeden Sonntag zweimal zur Kirche, als ich ein Junge war.»
    «Und wo war das?»
      «Ein Dorf im Rhondda-Tal in Wales. Bergleute, Schlackehalden. Ein Ort, aus dem man nicht

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