Solo
vorbei und durch den Korridor ins Wohnzimmer. Ferguson saß am Schreibtisch und hatte die Akte vor sich, Baker stand neben ihm.
«Allmächtiger!» sagte Baker ärgerlich.
Ferguson seufzte. «Du liebe Güte, Sie werden langsam lästig, Asa, wissen Sie das?»
«All right», sagte Morgan. «Hören wir auf mit diesem Affentheater. Sie möchten diesen Typ aus Kreta erwischen, und ich möchte es auch, warum also geben wir es nicht offiziell zu und damit basta.»
«Aber genau darum geht es doch, mein lieber Junge. Nichts Offizielles. Das ist der springende Punkt.»
«Ach, jetzt verstehe ich.» Morgan warf Baker einen Blick zu. «Ich sollte dankbar sein für den Gefallen, den mir mein alter Kumpel Baker getan hat, und losziehen wie ein Irrer, um auf eigene Faust soviel wie möglich herauszufinden. Und wenn ich dabei draufgehe, bin ich selber schuld, was?»
Ferguson lehnte sich zurück. «Könnten Sie das denn, Asa? Losziehen und etwas herausfinden, meine ich? Irgend etwas Brauchbares?»
«Die Mauser», sagte Morgan. «Wenn ich den Waffenhändler aufstöbern könnte, der sie geliefert hat, dann wäre das immerhin ein Anfang.»
«Und wo zum Teufel wollen Sie eine solche Information herbringen?» wollte Baker wissen.
«Belfast.»
«Belfast!» rief Baker überrascht. «Sie müssen verrückt sein.»
«Ich will es mal so sagen: Es gibt dort ein paar Leute, die zwar auf der ganz falschen Seite stehen, aber mir um der alten Zeiten willen vielleicht helfen würden.»
«Zum Beispiel Liam O'Hagan? Weil Sie früher in der gleichen Einheit gedient haben? Alles, was Sie kriegen werden, ist eine Kugel in den Kopf.»
«Und was sonst, Asa?» unterbrach Ferguson. «Was würden Sie sonst noch brauchen?»
«Ich möchte gern mit Lieselotte Hoffmann sprechen, ehe ich nach Belfast gehe. Morgen vormittag würde mir gut passen.»
Ferguson sagte: «Arrangieren Sie das mit Frau Dr. Riley, Superintendent.»
«Außerdem hätte ich gern eine Liste aller Anschläge, die in dieser Akte verzeichnet sind. Daten, Orte, alles.»
Morgan ging zur Tür. Ferguson sagte: «Asa, was mich betrifft, so sind Sie einen Monat lang beurlaubt.»
«Selbstverständlich.»
«Andererseits, wenn wir irgend etwas tun können …»
«Ich weiß», zitierte Morgan. «Zögern Sie nicht, uns anzurufen.»
1947, als sich die ersten Vorboten des kalten Krieges
bemerkbar machten, hatten J. Parnell und sein Ausschuß zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe beschlossen, die Filmindustrie in Hollywood nach Anzeichen für kommunistische Unterwanderung zu prüfen.
Neunzehn Autoren, Produzenten und Regisseure wehrten sich dagegen und erklärten, ihre politischen Ansichten gingen den Untersuchungsausschuß nicht s an. Elf von ihnen wurden nach Washington zitiert, um sich öffentlich zu rechtfertigen. Zehn verweigerten jede Antwort unter Berufung auf das Recht der freien Meinungsäußerung, das in der Verfassung der Vereinigten Staaten garantiert wird.
Die Angelegenhe it löste eine Kettenreaktion in der gesamten Filmindustrie aus und zog weit mehr Leute als die berühmten zehn in Mitleidenschaft. In der Folgezeit wurden zahlreiche Schauspieler, Autoren und Regisseure durch Senatstribunale so schwer diskriminiert, daß sie nie wieder Arbeit fanden.
Sean Riley, ein irischamerikanischer Autor, der für seine freimütige Sprache bekannt war, gehörte zu den Opfern. Trotz seiner beiden Oscars für das beste Drehbuch konnte er plötzlich keinerlei Arbeit mehr finden. Seine schon seit langem herzkranke Frau war den Aufregungen und Sorgen nicht gewachsen. Sie starb 1950, in dem Jahr, als ihr Mann sich weigerte, vor einem von Joseph McCarthy geleiteten SenatsUnterausschuß zu erscheinen.
Riley gab nicht auf. Er zog sich in ein spanischamerikanisches Farmhaus in San Fernando Valley zurück und nahm seine achtjährige Tochter mit.
Jahrelang verdiente er seinen Lebensunterhalt als, wie es in der Branche heißt, Script-Doktor. Wer immer mit einem Drehbuch nicht zurechtkam, brachte es Riley, und er überarbeitete es gegen Honorar. Natürlich erschien sein Name nie im Vorspann.
Trotz allem führte er kein unglückliches Leben. Er schrieb ein
paar Romane, pflanzte Reben an und ließ seiner Tochter eine liebevolle, verständige und gewissenhafte Erziehung angedeihen. Er lehrte sie, das Land zu lieben, das Gute in jedem Menschen zu würdigen und sich vor nichts und niemandem zu fürchten.
Als sie
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