Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
schnell genug fort kann. Mein Vater wurde bei einem Stolleneinsturz getötet, als ich acht Jahre alt war. Die Bergwerksgesellschaft gab meiner Mutter zehn Shilling Pension die Woche. Mit vierzehn bin ich selber in die Mine eingefahren, vier Jahre später zum letztenmal aus dem Schacht gekommen, um mich zur Army zu melden.»
    «Und nie einen Blick zurück?»

    «Ich war glücklich», sagte er. «Als Soldat. Noch nie war mir so wohl zumute gewesen. Und die Army war gut zu mir. Ich war als Sergeant in Arnhem, dann wurde ich als Leutnant ins Feld geschickt. Nach dem Krieg behielten sie mich. Schickten mich nach Sandhurst.»

      «Und Ihre Herkunft? Hatten Sie auf der Militärakademie nie Schwierigkeiten deshalb?»

      «Ach, jeder Idiot kann lernen, wie man mit Messer und Gabel ißt, und als Waliser wußte ich von jeher, daß ich mehr tauge als jeder verdammte Engländer, der auf dem Globus rumtrampelt, auch wenn er in Eton gewesen ist.» Er lächelte, jetzt machte er sich über sie lustig. «Ja, ja, wir sind ein sehr intelligenter Volksstamm. Alle haben über mich gestaunt. Ich habe nicht nur Clausewitz' Vom Kriege gelesen, ich kannte auch meinen Wu Ch'i. Harte Brocken, alle beide.»

    «Vermutlich waren Sie immer schon ein Teufelskerl, wie?»
      «Mußte ich sein, Mädchen. Ich mußte einfach besser sein. Sprachen zum Beispiel. Nicht, daß sie mir Schwierigkeiten gemacht hätten. Lernen Sie fließend Walisisch sprechen, dann ist alles andere ein Kinderspiel.»

      Sie saßen an einem der kleinen Tische vor einer Kneipe am Ufer des Cam. Es war schön in der Spätnachmittagssonne.

    «Und Ihre Frau? Wie hat sie das alles aufgenommen?»
      «Mit ihrer üblichen Unerschütterlichkeit, soweit ich es beurteilen kann.» Er zuckte die Achseln. «Das ist schon eine ganze Weile aus. Sie hat nie etwas für das Soldatenleben übriggehabt oder für meine Auffassung davon. Sie ist von Beruf Malerin und eine sehr gute dazu. Wir lernten uns an einem Sonntagmorgen in der Nationalgalerie kennen. Einer dieser gewaltigen Irrtümer, die der Mensch so häufig im Leben begeht. Mag sein, daß die Uniform den Ausschlag gab, und das rote Barett.»

    «Hat ihr das gefallen?»
    «Nicht sehr lang.»
    «Was ist schiefgelaufen?»
      «Sie besuchte mich auf Zypern während des EOKA-Krieges. Eines Tages fuhren wir durch Nikosia, vor uns der Arzt eines Kavallerieregiments, der in seiner Freizeit die Bauern in den Dörfern des Troodos-Gebirges kostenlos behandelte. Er mußte an einer Verkehrsampel halten, und ein paar EOKA-Terroristen rannten hin und schossen ihm durch das Fenster das Hirn aus dem Schädel.»

    «Und Sie haben sie aufs Korn genommen?»
    «Ich war natürlich bewaffnet.»

    «Und Sie haben beide getötet?»
      «Ja. Bedauerlicherweise stellte sich heraus, daß der eine von ihnen erst fünfzehn war.»

    «Und das konnte sie nicht verkraften?»
      «Alle diese Westerns. Es wird erwartet, daß man den Gegner in den Arm schießt oder in die Schulter oder sonstwohin, wo es adrett aussieht. Leider sieht die Wirklichkeit anders aus: man hat nur Zeit für eines. Schießen, um zu töten. Und immer zweimal abdrücken, damit er wirklich sofort erledigt ist, denn sonst schießt er noch im Fallen zurück.»

    «Und nach diesem Vorfall war sie anders?»
      «Es war nicht so sehr der Junge. Ich glaube, weil sie mich dabei gesehen hat. Sagte zu mir, sie könne meinen Gesichtsausdruck nicht vergessen. Sie war damals schwanger und hat nicht mehr mit mir geschlafen. Auch später nie wieder.»

    «Das tut mir leid.»
      «Keine Ursache. Sie glaubt einfach an das Leben. Sah mich als eine Art öffentlichen Henker. Jetzt ist sie mit einem Landpfarrer verheiratet. Ein Mann, der an alles und jedes glaubt, also kommen sie recht gut miteinander aus.»

    Sie sagte: «Es tut mir wegen Ihrer Tochter leid.»
    «Ich hätte es besser wissen müssen», erwiderte er.
    «Blödsinnige Idee, zu glauben, daß ich dieser jungen Person in der Erschütterung des Augenblicks irgend etwas entlocken könnte.»

      «Für Menschen wie sie ist es eine Art Religion», sagte sie. «Die Gewalt wird durch Mystik geadelt. Terroristen sind Romantiker. Sie behaupten, Helden der Revolution zu sein, setzen sich aber gleichzeitig über die Regeln des Krieges hinweg. Sie behaupten, für das Volk zu sprechen, und sprechen meist nur für sich selber.»
      «Und der Kreter?» fragte Morgan. «Was für eine Sorte Mensch ist er?»
    «Was glauben Sie?»
      Er berichtete ihr

Weitere Kostenlose Bücher