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Solo

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Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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der Akte, die Baker gezeigt hatte, Mikali als eine der Berühmtheiten genannt war, die während der Filmfestspiele von Cannes in dem Hotel gewohnt hatten, wo der Kreter im Namen der Schwarzen Brigade den italienischen Filmregisseur erschoß. Eine Gedankenverbindung stellte sich ein.

      Und dann sah er auf dem Plakat Datum und Uhrzeit. Freitag, 21. Juli 1972, 20 Uhr.

      Es war unmöglich, es war heller Wahnsinn, und doch kehrte er um und hastete zurück zur Leinster Terrace. Eine Weile blieb er dort stehen und stellte sich vor, wie der Mann aus Kreta den Wagen zurückgelassen hatte und hier aufgetaucht war.

      Drüben, über den Bäumen, konnte er die Kuppel der Albert Hall sehen. Er überquerte rasch die Straße und lief durch den Park.

      Er schritt die Stufen des Albert Memorial hinab, überquerte ungeachtet des morgendlichen Stoßverkehrs Kensington Gore und blieb vor dem Haupteingang der Albert Hall stehen. An den Anschlagbrettern hingen Plakate, die eine Reihe von Konzerten nebst Programm anzeigten. Daniel Barenboim, Previn, Moura Lympany und John Mikali. Die Wiener Philharmoniker und John Mikali spielten Rachmaninows Konzert für Klavier und Orchester am Freitag, dem 21. Juli 1972, um 20 Uhr.
      «Du meine Güte», sagte Morgan laut. «Das war sein Ziel. Mußte es sein. Deshalb fuhr er durch den Paddington-Tunnel. Deshalb ließ er den Wagen in Bayswater stehen.»
    Er wandte sich ab und ging rasch davon.

    Es war Unsinn, und doch begann er, sobald er wieder in der Wohnung war, die Zeitungen erneut durchzusehen. Im Daily Telegraph vom Samstag, dem 22., fand er sowohl die Meldung über den Anschlag auf Cohen wie die über Megans Tod, wenn auch auf verschiedenen Seiten.

      Er schlug die Musikseite auf, und da stand es. Eine ausführliche Besprechung des Konzerts vom Vorabend aus der Feder des Musikkritikers der Zeitung, und daneben ein Foto des Pianisten.
      Morgan betrachtete es lange. Das hübsche, ernste Gesicht, das dunkle Haar, die Augen. Es war natürlich albern, aber er holte sich trotzdem Who's Who aus dem Bücherregal und schlug John Mikali nach. Und dann schienen ein paar Zeilen ihn förmlich anzuspringen. Der Hinweis auf Mikalis Dienstzeit bei den Fallschirmjägern der Fremdenlegion in Algier, und er kam sich gar nicht mehr albern vor.

      Es war kurz nach neun, als Betty Midler, Bruno Fischers Sekretärin, die Tür seines Büros am Golden Square aufschloß und eintrat. Sie hatte kaum den Mantel ausgezogen, als das Telefon klingelte.
    «Guten Morgen», sagte sie. «Hier Agentur Fischer.»

      «Ist Mister Fischer schon da?» Es war eine Männerstimme, ziemlich tief mit einem leichten walisischen Akzent.
      Betty saß auf der Schreibtischkante. «Wir sehen Mister Fischer eigentlich nie vor elf Uhr.»
    «Bin ich recht unterrichtet, daß er John Mikali vertritt?»

    «Ja.»
      «Mein Name ist Lewis», sagte Asa Morgan. «Ich bin im letzten Semester am Royal College of Music und schreibe eine Doktorarbeit über zeitgenössische Konzertpianisten. Glauben Sie, daß Mister Mikali für ein Interview zur Verfügung steht?»

    «Das glaube ich nicht», erwiderte sie. «Er hat soeben ein Konzert in Helsinki gegeben und ist von dort direkt nach Griechenland in Urlaub geflogen. Er hat eine Villa auf der Insel Hydra.»
      «Wie schade», sagte Morgan. «Ich hatte gehofft, ihm ein paar Fragen stellen zu können, zum Beispiel in welchen Städten er am liebsten auftritt. Was er am liebsten spielt und warum.»

      «Paris», sagte sie. «Ich würde sagen, am häufigsten spielt er in Paris und London.»
      «Auch in Frankfurt?» erkundigte sich Morgan. «Hat er schon einmal in Frankfurt gespielt?»
    «Das ist mir unvergeßlich», sagte sie.

    «Warum?» fragte Morgan.
      «Er gab letztes Jahr ein Konzert an der Universität, gerade als dieser ostdeutsche Minister ermordet wurde.»

    «Vielen Dank», sagte Morgan. «Sie haben mir sehr geholfen.»

      Morgan blieb neben dem Telefon sitzen und dachte über das Gehörte nach. Irgend etwas konnte da nicht stimmen. Es war viel zu einfach. Und dann klingelte das Telefon.

      Kate Riley sagte: «Asa, bitte, entschuldigen Sie. Ich war so erschüttert von alledem …»

    «Wo sind Sie?»
    «Wieder in Cambridge, New Hall.»
      «Kate, ich muß Ihnen was erzählen; heute früh habe ich etwas Unglaubliches erlebt», sagte er. «Ich war in der Straße, wo der Kreter damals abends das Auto stehenließ, und bin zu Fuß weitergegangen, wie er es

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