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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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damit denn alles wieder in Ordnung?»
    Sie stieg aus und schmetterte den Schlag zu. Er blieb am Steuer sitzen, drückte auf einen Knopf, und das elektrisch gesteuerte Fenster glitt lautlos herab.
      «Es tut mir wirklich leid. Mädchen», sagte er. «Aber ich habe keine Wahl, verstehen Sie das nicht?»
    Er ließ den Motor anspringen und fuhr ab. Sie blieb vor dem Haus stehen und horchte, bis das Geräusch des Porsche verklungen war, dann stieg sie langsam, müde die Stufen hinauf, kramte ihren Hausschlüssel aus der Tasche und schloß die Tür auf.

    10

      Es goß in Strömen, als Seumas Keegan im ersten grauen Morgenlicht den Pfad zur Hintertür des Bauernhauses einschlug, das zwei Meilen hinter Ballymena an der Straße nach Antrim stand. Er war hundemüde, und sein rechter Arm tat höllisch weh, trotz der weißen Schlinge, die der Arzt ihm angelegt hatte.
      Tim Pat Keogh hatte hinter der Gardine des Küchenfensters seine Ankunft beobachtet. Tully saß am Tisch neben dem Feuer und aß Eier mit Speck.
      Tim Pat hielt eine Sterling-MP schußbereit. Er sagte: «Keegan rückt an, und er sieht nicht besonders gut aus. Soll ich ihn umlegen?»

    «Noch nicht», sagte Tully. «Erst mal sehen, was er will.»
      Tim Pat öffnete die Tür. Seumas Keegan stand an der Schwelle, das Gesicht unter der Tweedmütze war blaß und abgespannt, der alte, gegürtete Trenchcoat völlig durchnäßt.
      «Herrje, du siehst ja aus wie ein wandelnder Leichnam», sagte Tim Pat.
    «Kann ich Mister Tully sprechen?» fragte Seumas.
      Tim Pat zog ihn in die Küche und tastete ihn geschickt nach Waffen ab. In der linken Manteltasche fand er einen automatischen Colt und legte ihn auf den Tisch.
      Tully aß weiter und musterte nebenbei den Jungen von oben bis unten. «Was willst du?»
      «Sie sagten, daß Sie für einen guten Mann immer Verwendung hätten, Mister Tully.»
      Tully goß sich noch eine Tasse Tee ein. «Was ist mit deinem Arm passiert?»

    Seumas blickte auf die Schlinge hinunter. «Gebrochen, Mister Tully.»
      «Tja, das ist so eine Sache», sagte Tully. «Ich meine, mit einem Schießeisen in der rechten Hand warst du einfach Spitze, das hat O'Hagan immer beteuert. Aber mit der Linken, hat er gesagt, könntest du kein Scheunentor treffen.»
      «Ein, zwei Monate, und ich bin wieder der alte, Mister Tully, wenn Sie mir eine Chance geben würden.»
      Auf den erschöpften Zügen des Jungen malte sich jetzt nackte Verzweiflung. Tully stocherte mit einem Streichholz in den Zähnen. «Das glaube ich nicht, Seumas. Ehrlich gesagt, meine ich, du solltest dich gründlich ausruhen. Meinst du nicht auch, Tim Pat?»
      «Und ob, Mister Tully.» Tim Pat grinste und entsicherte die MP.

      Eine Weile stand Seumas mit gebeugten Schultern und hängendem Kopf da, doch als er aufblickte, lächelte er breit.

      «Irgendwie war ich darauf gefaßt, daß Sie das sagen würden, Mister Tully.»
      Er feuerte aus der Luger, die in der Armschlinge versteckt war, zwei Schüsse ab, die Tim Pat ins Herz trafen und ihn auf der Stelle töteten.

      Als der Körper des schweren Mannes rücklings gegen die Anrichte geschleudert wurde und eine Kaskade von Küchengeschirr auf den Boden purzelte, riß Tully wild an der Tischlade und wollte sich die darin liegende Waffe greifen. Keegans dritter Schuß traf ihn in die linke Schulter, wirbelte ihn herum und riß ihn vom Stuhl.
      Er kauerte auf dem Boden; beim Versuch, aufzustehen, schrie er laut vor Schmerzen. Keegan feuerte ein viertesmal, ein Genickschuß warf Tully kopfüber in die offene Feuerstelle, direkt auf die brennenden Scheite.

    Als die Flammen seine Jacke erfaßten, schoß eine Feuergarbe hoch. Seumas blickte noch eine Weile auf ihn hinunter, dann machte er kehrt und verließ das Haus.

      Morgan war zu Bett gegangen, hatte aber immer nur für kurze Zeit Schlaf gefunden. Um sechs Uhr gab er es auf und ging in die Küche. Als er Kaffee kochte, klingelte das Telefon. An der Art des Klingeins konnte er erkennen, daß der Anruf aus einer öffentlichen Fernsprechzelle kam. Münzen klimperten, dann hörte er den unverkennbaren Ulster-Akzent.

    «Sind Sie es, Colonel? Hier Keegan – Seumas Keegan.»
    «Wo sind Sie?»

      «In der Nähe von Ballymena. Ich dachte, es interessiert Sie vielleicht, daß ich Tully und Tim Pat Keogh versorgt habe.»
    «Endgültig?»

    «Wie der Sargdeckel zuklappt.»
    Schweigen. Dann sagte Morgan: «Und jetzt?»

    «Gehe ich nach Süden

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