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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mag», sagte Mikali, «glauben Sie, ich würde reden? Würde Sie verpfeifen?»
      «Gummischläuche sind zusammen mit der Gestapo vom Markt verschwunden», belehrte ihn Deville. «Heute steckt man Ihnen eine Injektionsnadel in den Arm und pumpt Sie mit Succinylcholin voll, einer höchst unangenehmen Droge, die Sie so nahe an den Rand des Grabes bringt, wie ein Mensch irgend kommen kann. Die Prozedur ist so grauenvoll, daß nur wenige Patienten den Gedanken an eine zweite Dosis ertragen können.» Er lächelte leise. «Ich würde singen wie ein Vöglein, John, und der Mann aus Kreta auch.»

      In einiger Entfernung sahen sie das Tragflügelboot auf der Fahrt nach Spetsae. Mikali sagte: «Und was würden Sie vorschlagen?»
    «Zeit, nach Hause zu gehen, alter Freund!»
      «Nach Hause zu Mütterchen Rußland?» Mikali lachte laut auf. «Für Sie mag es ein Zuhause sein, Kamerad, aber mir bedeutet es gar nichts. Und was wäre in diesem Fall mit Ihnen? Sie sind schon viel zu lange weggewesen. Man gibt Ihnen eine VIP-Karte, mit der Sie in der Sonderabteilung des GUM einkaufen können, aber Gucci ist das wohl kaum. Und wenn Sie auf dem Roten Platz in der Schlange stehen, um einen Blick auf Lenin in seinem Mausoleum zu werfen, dann werden Sie an Paris denken und an die Champs-Élysées und den Geruch feuchter Platanen nach einem Regenschauer. »

      «Sehr poetisch, aber es ändert nichts an den Tatsachen. Meine alte Großmutter litt an Rheuma und konnte einen Regen schon vierundzwanzig Stunden vorhersagen. Und ich kann mit gleicher Sicherheit riechen, wenn dicke Luft ins Haus steht. Zeit, sich aus dem Staub zu machen, glauben Sie mir.»

      «Für Sie vielleicht», sagte Mikali starrköpfig. «Nicht für mich.»
      «Aber was wollen Sie denn tun?» Deville war aufrichtig verwirrt. «Ich verstehe Sie nicht.»
    «Mein Leben weiterführen, Tag um Tag, wie bisher.»

      «Und wenn dann der Tag X da ist, an dem sie kommen, um Sie abzuholen?»
      Mikali trug einen lose sitzenden Kaschmirpullover. Darunter verbarg sich ein Schnellzieh-Halfter, das im Kreuz an seinem Gürtel befestigt war. Seine rechte Hand hielt plötzlich eine Walther.
      «Erinnern Sie sich an meine Ceska? Das war meine Londoner Waffe. Dies ist das Modell Hydra. Wie ich Ihnen bereits sagte, ich bin immer gerüstet.»
    In diesem Augenblick begann das Telefon zu klingeln. Er entschuldigte sich und ging ins Haus. Deville setzte sich auf die Balustrade, blickte hinüber nach Dokos und genoß seinen Cognac. Mikali hatte natürlich recht. Paris war die einzige Stadt, allenfalls noch London an einem schönen Tag. Moskau bedeutete ihm nichts mehr. Er dachte an den russischen Winter und schauderte unwillkürlich. Und er hatte dort keinen Menschen – keinen, der ihm nahestand. Ein paar Vettern. Sonst keine Verwandten. Aber blieb ihm eine Wahl?

      Mikali kam lachend wieder auf die Terrasse, in der einen Hand hielt er ein Glas, in der anderen eine Flasche Cognac Napoleon.

      «Das Leben ist doch eine tolle Sache.» Sein Gesicht loderte vor Erregung. «Das war Bruno – Bruno Fischer, mein Agent. André Previn hat ihn gerade angerufen. Kommenden Samstag ist das letzte der Promenaden-Konzerte. Mary Schroeder sollte John Irelands Klavierkonzert spielen. Jetzt hat sie sich beim Tennis das Handgelenk gebrochen, das dumme Ding.»
    «Und jetzt sollen Sie an ihrer Stelle spielen?»

      «Previn ist bereit, das Programm zu ändern. Ich könnte Rachmaninows Viertes spielen. Wir haben es schon einmal zusammen gemacht, also wären nicht viele Proben nötig. Mal sehen. Heute ist Donnerstag. Wenn ich das Nachtflugzeug erwische, bin ich morgen früh in London. Dann bleiben noch zwei Tage Zeit zum Proben.»
      Deville hatte ihn nie so lebhaft gesehen. «Nein, John», sagte er. «Jetzt nach London gehen, wäre das Schlimmste, was Sie tun könnten. Ich spüre es in allen Knochen.»
      «Die Promenaden-Konzerte, Jean Paul», sagte Mikali. «Die bedeutendste Konzertreihe im europäischen Musikleben. Ach was, in der ganzen Welt. Wissen Sie, was sich da am letzten Abend tut?»

    «Nein, ich war nie dort.»
    «Dann haben Sie eines der ganz großen Erlebnisse versäumt, die sich einem Menschen bieten können. Vollgepackt vom Parkett bis zur Galerie, und auf dem freien Platz vor dem Podium stehen die jungen Leute, die drei Tage lang um Karten angestanden haben, dicht an dicht. Können Sie sich vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man aufgefordert wird, an einem

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