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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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solchen Abend zu spielen?»

    «Ja», nickte Deville langsam. «Ich kann es mir vorstellen.»
      «O nein, das können Sie nicht, Kamerad», sagte Mikali. «Das können Sie bestimmt nicht.»
      Er leerte das Cognacglas in einem raschen Zug und schleuderte es über die Brüstung. Es blitzte in der Sonne wie ein Flammenbogen und zerschellte dann unten auf den Felsen.
      Als Katherine Riley erwachte, blieb sie noch eine Weile liegen und versuchte sich zu erinnern, wo sie war. Sie war allein. Als sie auf die Uhr sah, war es halb drei Uhr nachmittags.
      Sie stand auf, zog rasch ihre Jeans und eine einfache weiße Bluse an, schlüpfte in ein Paar Sandalen und machte sich auf die Suche nach Mikali.

      Im Wohnraum war niemand, aber sie hörte Stimmen auf der Terrasse, ging hinaus und fand ihn dort zusammen mit Deville.
      Er ging ihr entgegen, legte den Arm um ihre Taille und küßte sie auf die Wange. «Geht's besser?»
    «Ich glaube schon.»

      «Jean Paul, dies ist das Licht meines Lebens, Frau Doktor Katherine Riley. Überlegen Sie sich jedes Wort, ich warne Sie. Doktor Riley ist Psychologin und wird Ihnen das letzte herausanalysieren.»
    «Sehr angenehm, Frau Doktor.» Er küßte ihr galant die Hand.

      Mikali konnte sich nicht länger beherrschen. Er nahm ihre beiden Hände. «Soeben hat Bruno angerufen. Previn möchte, daß ich anstelle von Mary Schroeder spiele. Das RachmaninowKonzert.»
    Es konnte nur eines von Rachmaninows Klavierkonzerten sein, dasjenige, das er zu seinem eigenen gemacht hatte – das Vierte – und sie wußte es.
    «Wann?» sagte sie.
    «Samstag – der letzte Abend der Promenaden-Konzerte.»
      «Das ist ja phantastisch!» In einer Geste spontaner Begeisterung warf sie ihm die Arme um den Hals. «Aber, Samstag – das ist ja schon übermorgen.»

      «Ich weiß. Es bedeutet, daß ich noch heute abend von Athen abfliegen muß, damit genügend Zeit zum Proben bleibt. Macht es dir etwas aus? Schließlich bist du gerade erst angekommen.»

      «Überhaupt nichts.» Sie blickte den Franzosen an. «Und Sie, Monsieur Deville? Kommen Sie auch mit?»

      Mikali sagte: «Nein, Jean Paul muß nach Paris zurück. Er ist nur gekommen, um mir ein paar Papiere zur Unterschrift vorzulegen. Er ist Syndikus eines Fonds, der von Industriellen in Paris und London gegründet wurde, um besonders talentierten jungen Musikern zu helfen. Der Fonds hat ein großes Landhaus in der Nähe von Paris gekauft. Wenn der Umbau fertig ist, wollen wir dort Meisterklassen einführen.»
    «Wir?» sagte sie.

      «Ich habe mich ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Ich hoffe, daß andere bekannte Musiker es mir gleichtun werden.»

      Alle ihre früheren Befürchtungen erschienen ihr jetzt wie ein alberner Traum. Sie legte den Arm um seine Taille. «Ich finde das eine großartige Idee.»

    «Fein. Aber jetzt wollen wir auch etwas essen.»
      Sie schüttelte den Kopf. «Ich brauche frische Luft. Ich glaube, ich mach jetzt gleich einen Spaziergang, wenn es dir recht ist.»
      «Natürlich, ganz wie du willst.» Wieder küßte er sie. «Dann bis später.»

      Mikali stand auf der kleinen Veranda des hinteren Fensters und sah ihr nach, wie sie durch den Garten hinunterging.

    «Glänzend», sagte Deville. «Eine Glanzleistung. Beinahe hätte sogar ich Ihnen geglaubt. Wie machen Sie das nur?»
      «Ach, das lernt sich», sagte Mikali. «Im Lauf der Jahre lernt man alles, finden Sie nicht? Das Lügen, das Betrügen. Üben – unermüdlich üben, das ist das Geheimnis.» Er lächelte. «Und wie wär's jetzt mit einem Drink?»
      Die Behausung von Georgios und Maria Ghika lag in einer kleinen Mulde über dem von Pinien gesäumten Bergsattel. Auf einer Seite fiel eine wilde, schöne Schlucht steil ab, noch von alten Zeiten her terrassenförmig gestuft, und überall standen Olivenbäume.
      Das Haus war ebenerdig, hatte ein rotes Ziegeldach und weißgetünchte Mauern. Es enthielt eine Wohnküche und zwei Schlafräume. Die Fußböden waren mit Steinplatten belegt, die Wände grob verputzt, aber trotz der Sommerhitze war es drinnen schön kühl und dunkel.
      Als Morgan ins Freie trat, fand er die beiden Alten auf einer Bank in der Sonne sitzen. Maria nahm Fische aus, Georgios sah ihr zu und rauchte seine Pfeife.
      «Sie hätten nicht aufstehen dürfen», sagte sie mit mildem Vorwurf in der Stimme.
      Morgans Oberkörper war nackt, die rechte Schulter und der linke Arm waren mit sauberen

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