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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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gerade vor seinen Augen abspielte. Das gab es einfach nicht, dass irgendwelche abgefuckten Typen einfach so aus dem Wald stiefelten und sich von ein paar Ziegen auffressen ließen. Vielleicht gab es das in abgedrehten Videospielen oder irgendeinem Horrorfilm, der nie im Kino lief, sondern gleich nur auf DVD rauskam. Doch hier, in den Bergen über Solom, wo Gott angeblich näher war als anderswo und wo der Himmel so schwer war wie Blei und wo die Bullen ihn schön in Ruhe ließen und wo seine Freundin Meredith sich gerade den Rausch von einer Flasche Wein und drei Orgasmen ausschlief – hier konnte doch so etwas nicht passieren! Niemals konnte so ein alter Zausel hier einfach so von ein paar Ziegen zerfleischt werden!!!
    A lex wog seine Möglichkeiten ab. Er könnte in die Herde hineinrennen und sie auseinandertreiben. Doch so, wie die Ziegen über den Alten hergefallen waren, hatte Alex kaum Hoffnung, dass er noch am Leben war. Er hatte vier Pfeile, womit er die Herde etwas ausdünnen konnte. Allerdings bestand dann die Gefahr, dass sie ihn als frische Beute ins Auge fassten. Und er kannte diese Viecher: Wenn sie einmal auf den Geschmack gekommen waren, dann knabberten sie so lange, bis nichts mehr übrig war. Die dritte Möglichkeit war mit Abstand am vielversprechendsten: Er musste sehen, dass er wegkam. Einfach in sein Auto springen und so tun, als ob er sich das alles nur eingebildet hätte. Niemandem davon erzählen, vor allem nicht den Bullen – denn Bullen gleich Behörden und Behörden gleich Hausdurchsuchung.
    Als er sein Auto anließ, schaute eine der Ziegen von der zerfledderten Leiche auf und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Zwischen ihren mahlenden Kiefern schauten zwei madenweiße Finger heraus. Die Ziege starrte durch die Windschutzscheibe und blickte Alex genau in die Augen. Wahrscheinlich war er einfach nur stoned – ja, das musste es sein – denn er konnte einfach nicht glauben, dass die Ziege zu grinsen schien. Entweder war er also stoned oder er war komplett verrückt geworden. Doch zum Verrücktwerden war er viel zu vernünftig.
    Und während er mit seinem Pick-up den holprigen Schotterweg hinunterfuhr, fiel ihm auf, dass der Alte Zausel nicht einen einzigen Ton von sich gegeben hatte, als die Ziegen ihn zerfleischten.

 
     
     
    15. KAPITEL 
     
    »Irgendwas stimmt mit den Ziegen nicht«, sagte Betsy Ward und trocknete sich die Hände an der Schürze ab. Sie zuckte zusammen, denn ihre Haut war spröde und aufgerissen, und das kalte Wetter hatte es auch nicht gerade besser gemacht. Im Ofen brutzelte ein Süßkartoffelauflauf. Auf ihre Süßkartoffeln war sie ziemlich stolz, denn im rauen Bergklima gediehen diese nicht besonders gut. Doch Arvels Süßkartoffeln waren immer eine Wucht. Man könnte fast meinen, Gott sei ein Kartoffelfreund, wenn man danach ging, wie er die Wards damit segnete.
    »Die Ziegen?«, fragte Arvel und hing mit seinen Augen an einer Reality-Show fest. Für Betsy waren diese Sendungen alle dasselbe. In fast allen traten früher oder später Frauen in engen Tops und Shorts auf. Für Arvel war das der Grund, warum er diese Shows ansah – ob er es nun zugab oder nicht. Betsys Kurze-Hosen-Zeit war seit zwanzig Jahren vorbei. Doch sie konnte den dürren Dingern, die da vor der Kamera herumhüpften, daraus keinen Vorwurf machen. Was sie ihnen jedoch vorwarf, war ihr Make-up, ihre Frisuren und dass sie an sich rumschnippeln ließen. Mit ein bisschen Beschiss konnte heutzutage jede Frau aussehen wie ein Star.
    »Ja, die Ziegen«, antwortete Betsy. »Drüben bei den Smiths. Allerdings heißt seine neue Frau gar nicht Smith.« Arvel hatte einen harten Arbeitstag bei einer Baufirma hinter sich. Er hatte einen Betonmischer über die kurvigen Bergstraßen gelenkt. In Arvels Augen waren Mischer die eigenwilligsten Fahrzeuge der Welt. Das Gewicht konnte sich ohne Vorwarnung in zwei verschiedene Richtungen bewegen, und immer wieder kam es vor, dass die breiige Masse aus Sand, Kies und Zement ausgerechnet am Scheitelpunkt einer steilen Kurve umschwappte. Eine tödliche Mischung aus zwanzig Tonnen Zement und Stahl. Fand er zumindest.
    »Was interessieren dich die Ziegen?”, fragte Arvel, ohne den Blick vom flackernden Bildschirm abzuwenden. »Sie sind schon seit zwei Jahren nicht mehr in unserem Garten gewesen. Lass sie doch einfach.«
    »Irgendwas stimmt mit denen nicht. Sie kommen bis an unseren Zaun und starren mich an, wenn ich die Wäsche aufhänge.«
    »Wenn

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