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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Ratte. »Komm, David, Bruder, sag doch mal was dazu. Du hast doch bestimmt schon eine Lösung dafür, du mit deiner Bibel und all den schlauen Worten. Da bist du doch ganz groß drin, an Dinge zu glauben, die man nicht sehen kann!«
    »Ich hab ihn nicht gesehen«, antwortete David. »Aber irgendetwas Komisches geht hier vor.«
    Lillian stand auf. »Tut mir leid, David. Das ist mir hier alles zu bekloppt. Ich will nach Hause.«
    »Und dann, Lillian?«, fragte David. »Was machst du dann? Deine Ziegen hüten?« Er blickte auf ihre verletzte Hand. »Sie vielleicht füttern ?«
    Lillian setzte sich hin. Sie tat Sarah leid. Sie war eine Zugezogene, ein Eindringling von außen, aber wenn man es mal so betrachtete, waren sie alle Touristen – selbst die, die hier geboren waren. Zuerst waren die Büffel hier gewesen, dann folgten ihnen die Cherokee-Indianer, später die Jäger aus Virginia. Dann waren die Büffel verschwunden, später die Cherokees, und die Jäger wurden von den Siedlern vertrieben, die sich in diesen Bergen breitmachten.
    Und dann kamen Leute wie Harmon Smith, um ihr Seelenheil zu retten. Als er im Grab lag, kamen die Wagenzüge und die Eisenbahn und das Ford T-Modell und jüdische Händler und das Postamt, dann ein Bed-&-Breakfast-Hotel, Ferienhütten, die Sommergäste. Fast schien es, als ob immer alles in Bewegung war und schließlich darauf hinauslief, dass irgendwann so etwas wie Harmon Smith in Solom erscheinen musste. Etwas, das diesen verrückten Kreislauf schloss und dieses kleine Tal in den Appalachen wieder dorthin zurückbeamte, wo Gott von Anfang an seine Bestimmung gesehen hatte. »Damit sind wir wohl bei den Ziegen angelangt«, stellte Sarah fest.
    »Ich habe eine gesehen«, sagte Sue. »Unten am Fluss. Muss wohl ausgerissen sein.«
    »Lillian wurde von einer Ziege in die Hand gebissen. Dann hat sie uns bis zum Haus verfolgt«, erzählte David. »Wenn es nicht so fürchterlich gruslig gewesen wäre, müsste ich darüber lachen.«
    »Die Ziegen haben sich in diesem Jahr vermehrt wie die Karnickel«, sagte Odus und lehnte das schrottige Rennrad an eine Kettensägenskulptur. »Irgendwie hat jeder in Solom ein paar Ziegen, und sie sind störrischer als normal.«
    »Ich habe auf meiner Wiese vier Ziegenköpfe gefunden«, warf Ray ein. »Ich dachte, es wären Kinder gewesen, die jemandem einen bösen Streich gespielt haben, oder ein genervter Nachbar, der es auf meinen Balkenmäher abgesehen hat.«
    »Apropos Nachbarn: Warum ist eigentlich Gordon Smith nicht hier?«, fragte Sarah. Sie würde ganz bestimmt nichts von der Ziege erzählen, die heute bei ihr im Laden aufgetaucht war.
    »Gordon spricht nicht so gern über den Wanderprediger«, sagte Odus. »Ist schließlich mit ihm verwandt.«
    »Er hat aber die größte Ziegenherde in der ganzen Gegend. Wenn irgendwas mit den Tieren nicht stimmt, dann wüsste er es wahrscheinlich als Erster.«
    »Ich habe letzte Woche bei ihm den Zaun gebaut«, erzählte Odus und ging zum Ofen. »Er hat mir erzählt, dass ein paar seiner Mutterziegen diese Woche brünstig würden. Seine Augen waren völlig abwesend, als er das sagte, als ob er einen hohen Berg besteigen müsste. Und dann erst seine Vogelscheuche … na ja, egal.«
    »Seine Frau war heute bei mir im Laden. Sie sah aus, als ob sie irgendwas genommen hätte«, warf Sarah ein.
    »Wisst ihr noch, wie es letztes Mal war, als die Ziegen rallig waren?«, fragte Ray.
    »Ja«, sagte Odus. »Kurz bevor Gordons erste Frau bei diesem Autounfall ums Leben kam!«
    »Scheiße«, sagte Ray. »Du willst doch nicht etwa behaupten, dass Gordon Smith jetzt völlig durchgeknallt ist und es dem alten Harmon gleichtut?«
    »Was auch immer die Leute über Harmon Smith erzählen, er war doch ein Mann Gottes«, warf David ein. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott irgendetwas auf diese Erde schickt, ohne dass er einen guten Grund dazu hat.«
    »Gott braucht doch das Böse nicht«, stichelte Ray. »Er hat doch schon darüber entschieden, wer in den Himmel kommt. Das erzählst du doch immer deinen Schäfchen da draußen, Bruderherz. Also was soll das Ganze?«
    »Du solltest dich lieber mal ab und zu beim Gottesdienst sehen lassen«, gab David zurück. »Es würde dir mal ganz guttun, auf die Knie zu gehen und die Füße eines anderen zu waschen.«
    »Hebt euch euren Familienstreit für später auf. Jetzt geht es erstmal um den Wanderprediger«, wies Odus sie zurecht. »Ich war mir ja nie ganz sicher, ob Jesus Christus jemals

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