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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Hände schüttelten, nahm David Clayton Boles zur Seite und erfuhr das Neueste über Moses Pflichtverletzung. Die Geschichte vom Wanderprediger hatte die Runde gemacht, zumindest unter den Einheimischen, und Clayton musste zugeben, dass ihm im Sturm jeder Hafen recht war. Denn in der Kirche hatte das Böse keinen Zugriff, egal, was für ein Schild draußen hing.
    »Verdammte Geschichte, Prediger«, hatte Clayton gesagt, »das ganze Gras auf dem Friedhof war völlig zertrampelt. Als ob jemand eine Kuhherde dort entlanggetrieben hätte. Und rund um das Grab von Harmon Smith war alles versengt.«
    Um EINES sein er Gräber , hätte David fast gesagt. Doch stattdessen zitierte er aus der Matthäus-Passion: » Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Lasten hat.«
    David wartete, bis die Gottesdienstbesucher die Kirche verlassen hatten. Dann zog er sich in dem kleinen Raum um, der eher eine Besenkammer als eine Sakristei war. Als er wieder herauskam, stand die Sonne schon fast im Zenit. So wie die Morgendämmerung ein Symbol für Aufschwung und Erneuerung war, galt die Abenddämmerung als Zeit der Verzweiflung und Zerstörung.
    Was auch immer Harmon Smith auf seiner Runde geplant hatte, heute Nacht würde es passieren. Somit hatte David weniger als sieben Stunden Zeit, um seine Kirche und seine Gemeinde vor ihm zu schützen. Auch wenn Gott das Ergebnis bereits kannte, fühlte David dennoch den dringenden Drang, etwas zu unternehmen.
    Er ging zu seinem Pick-up und nahm einen Spaten von der Pritsche. Der Eichenstiel fühlte sich schwer und stark in seinen Händen an. Ein heiliger Stab sozusagen, falls es so etwas gab. Er bahnte sich seinen Weg zwischen den vereinzelten Grabsteinen hindurch, die rund um die Kirche der Primitiven Baptisten standen, bis er schließlich vor der alten, namenlosen Kalksteinplatte stand, die in der Mitte zerbrochen war. Als ob hier der Blitz persönlich begraben läge.
    Die Löcher auf Harmon Smiths Grab waren groß, die Erde war frisch aufgeworfen – als hätte sich die Kreatur selbst ins Grab gebuddelt. Oder vielleicht auch aus dem Grab heraus.
    Es gab nur einen Weg, Sicherheit zu erlangen. David stieß den Spaten tief in die feuchte Erde. Es klang wie ein Schlachterbeil, das sich in rohes Fleisch grub. Er drückte den Spaten mit dem Fuß in die Erde und drehte das Blatt. Er war Landschaftsgärtner, das war ein Heimspiel für ihn. Hier hatte er endlich eine reelle Chance. Zumindest wenn er der untergehenden Sonne zuvorkommen konnte.
     

 
     
     
    35. KAPITEL
     
    Sister Mary war ein robustes Tier, trotz der lebenslangen Gesellschaft stumpfsinniger Kühe. Odus hatte sie in die Berge geführt und war mit ihr über die rauesten Pfade geritten, die er nur finden konnte. Enge, gewundene Wege, auf denen kaum das Wild wechseln konnte. Fast hätte er sich vorstellen können, dass die Stute wie ein Spürhund auf dem Boden schnüffelte und instinktiv merkte, dass sie etwas Bösem auf der Spur waren. Zwei Stunden waren nach Odus’ Schätzung schon vergangen, und vielleicht hatte der alte McHenry bereits Wind davon bekommen, dass jemand seine Stute gestohlen hatte.
    An einer Stelle lichtete sich der Wald über einer Granitplattform. Der Boden der Appalachen war mit Felsbrocken gesprenkelt, die aussahen, als hätte sie ein riesiger Urzeitvogel hier fallen gelassen. Odus band Sister Mary an eine verkrüppelte Balsamtanne und gab ihr ein Stück Brot von seiner Wegzehrung ab. Als sie genüsslich daran knabberte, ging Odus zum Abgrund und schaute in das darunterliegende Tal.
    Vor ihm lag Solom, ausgebreitet wie ein Flickenteppich aus gelben Wiesen, braunen Wäldern und kleinen grünen Flecken rund um die Häuser und Scheunen. Der Fluss wand sich wie ein abgespulter Faden durch das Tal. Dort, wo das Wasser über Steine plätscherte, schäumte es weiß. Neben dem Fluss verlief die schmale Straße. An der einzigen Kreuzung in der Nähe des Tante-Emma-Ladens standen die überdachte Holzbrücke, die Post und das Geschäft von Sue Norwood.
    Der Felsvorsprung sah aus wie Harmon Smiths heimlicher Beobachtungsposten. Von hier aus hatte er den ganzen Ort im Blick. Vielleicht hatte seine ursprüngliche Route ja hier entlang geführt, als er noch als Methodistenprediger aus Virginia unterwegs war. Dann hatte er den Blick über das grüne Tal schweifen lassen, und vielleicht hatte es ihm hier so gut gefallen, dass er beschloss,

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