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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Verlorenen Jochs, wo das Haus der Smiths stand. Bestimmt fühlte sich selbst ein toter Mann in seiner vertrauten Umgebung am wohlsten.
    Odus hatte den Anderen nichts von seinem Plan erzählt. Sie würden ihm sowieso nicht helfen können. Ray hatte zwar noch am meisten Sinn für so etwas, doch er war viel zu wütend auf seinen Bruder, so dass sie nicht als Team zusammenarbeiten konnten. Sarah war zu alt, Sue Norwood zu jung, Lillian war nicht von hier und David hing viel zu sehr an der Bibel, um sich auf so etwas einzulassen.
    Im Herbst ging Odus immer auf die Jagd. Meist schoss er in jeder Saison zwei oder drei Hirsche. Das Fleisch fror er ein oder machte Konserven daraus, dann tauschte er einen Teil davon gegen Obst und Gemüse. Auch das trug dazu bei, dass er sich keinen richtigen Job suchen musste. Jetzt würden ihm seine Fähigkeiten im Spurenlesen und Spähen zugute kommen, auch wenn seine Winchester 30-30 Harmon Smith sicher nicht so zusetzen würde wie einem Hirsch mit weißem Stummelschwanz. Odus vertraute darauf, dass er im richtigen Moment schon die passende Waffe finden würde. Und so warf er eine Dose Wiener Würstchen, ein paar Äpfel, eine Thermoskanne Kaffee und die Flasche Old Crow Whiskey in seinen ledernen Jagdbeutel. Dann legte er den Beutel und eine Angel auf die Pritsche seines Pick-ups und machte sich auf den Weg zur Straße am Fluss.
     

 
     
     
    33. KAPITEL
     
    Odus ging davon aus, dass der Wanderprediger bestimmt an einer seiner drei Grabstätten beim Verlorenen Joch sein würde, oder aber oben am Snakeberry Trail, wo er getötet wurde. Denn er hatte sein treues Pferd wiedergefunden und war dadurch wieder mobil.
    Wahrscheinlich würde Odus auch ein Pferd brauchen, wenn er sich auf den abgelegenen Bergpfaden durchschlagen wollte. Noch besser wäre ein Motorrad, aber durch den Lärm würde es den ganzen Überraschungseffekt zunichte machen. Außerdem würde es ihm bestimmt nicht gelingen, eine Harley kurzzuschließen, ohne dass die Hälfte aller Bullen im ganzen Bundesstaat davon Wind bekäme. Obendrein schien es nur angemessen, den Wanderprediger zu Pferd zu verfolgen. Da Odus sich ohne alle Waffen diesem Finale stellen wollte, konnte er sich unterwegs die Regeln zurechtlegen. Nach dem Prinzip, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.
    Odus parkte seinen Pick-up auf dem Schotterplatz unten am Fluss bei der McHenry Farm. Er war in der Nähe der Brücke, die zur Rush Branch Road führte, einer steilen, schlechten Asphaltstraße, die später in eine schlammige Piste überging. Am anderen Ende lag das Grundstück der Smiths, unten im Tal am Fuße des Berges.
    Weiter oben, wo der befestigte Weg aufhörte, stand die Kirche der Primitiven Baptisten. An den steilen Hang pressten sich hier und da dreistöckige Häuser. Im Herbst und Winter pfiff der Wind um die Wände, aber da die meisten dieser Häuser Sommerresidenzen der Yankees waren, standen sie zu dieser Jahreszeit leer. Es war ein Leichtes, die Zäune und Schilder mit der Aufschrift »Zutritt verboten« zu ignorieren. Dem Wanderprediger waren menschliche Gesetze wahrscheinlich sowieso schnurzpiepegal, und Odus musste sich jetzt in seine Denkweise hineinversetzen.
    Auf einer Weide unten am Fluss fand er ein Pferd. Wenn die Auen im Frühling nicht immer mal vom Hochwasser heimgesucht würden, wären hier bestimmt schon Grundstücke für Eigentumswohnungen angeboten worden. Das Pferd war eine gescheckte Stute, zwei oder drei Jahre alt. Sie scheute, als Odus auf sie zuging, aber das war okay. Odus musste es nur irgendwie schaffen, das Pferd so weit wegzulocken, dass man es von der Straße aus nicht mehr sehen konnte.
    Die Stute stand zusammen mit Kühen auf der Weide. Da hatte der alte McHenry einen Fehler gemacht. Wenn Pferde zu lange mit wiederkäuenden Fleischmassen zusammen waren, vergaßen sie ihr ganzes gutes Benehmen und verblödeten. Odus hatte dem alten McHenry letztes Jahr beim Heumachen geholfen. Deshalb kannte er sich rund um die Scheune ganz gut aus. Das Haus stand eine Viertelmeile weiter oben, so dass Odus sich hier unten gut verstecken konnte. Das Pferd folgte ihm bis zur Scheune, weil es den Apfel in Odus’ Tasche roch. Und trotz des schlechten Einflusses der Kühe wirkte ein Apfel auf ein Pferd genauso wie eine süße Lüge bei einer Frau. Mit beidem erreichte Mann, was er wollte.
    In der Scheune schnappte sich Odus Zügel und ein Halfter. Er schob Pferden nicht gern das Gebiss ins Maul. Es hieß zwar, dass das den Pferden nichts

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