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Solomord

Solomord

Titel: Solomord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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hatten keine konkreten Beweise gegen ihn – noch nicht –, aber das war seiner Ansicht nach nur eine Frage der Zeit.
    »Herr Wagner, ich muss Sie bitten, mich aufs Präsidium zu begleiten.«
    »Haben Sie einen Haftbefehl?«
    »Nein.«
    Aber Brandt war sich ziemlich sicher, dass Bruns ihm sofort einen ausstellen würde, sobald er von der Sachlage erfuhr.
    »Aber bei Ihnen besteht Fluchtgefahr«, er blickte provozierend auf den Koffer, »da brauche ich auch keinen.«

16
    Es war bereits weit nach Mitternacht. Wagner saß ihm gegenüber.
    »Noch einmal, Herr Wagner. Wo waren Sie Mittwoch zwischen 12 und 13 Uhr?«
    Er stellte die Frage zum wiederholten Male, doch auch diesmal schwieg sein Gegenüber beharrlich. Brandt stöhnte innerlich auf. Langsam riss ihm der Geduldsfaden.
    »Herr Wagner, es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir Ihnen die Entführungen nachweisen können. Besser, Sie kooperieren, das könnte sich anschließend mildernd auf Ihr Strafmaß auswirken.«
    Schweigen. Das ist doch wie verhext, dachte er. Irgendwie musste man doch an diesen Kerl herankommen. Er stand auf und trat ans Fenster. Das gedämpfte Licht der Laternen legte eine eigenartige Stimmung über die Straße. Alles schien ruhig und friedlich, und dennoch erweckte das Bild in ihm den Eindruck, als wolle es ihn nur täuschen, als läge da draußen eine Art Ungeheuer auf der Lauer und wartete nur darauf, jeden Moment zuzuschnappen. Irgendwo in dieser unwirklichen und bedrohlichen Welt hinter dieser Glasscheibe befand sich Marie Priebe, und der Einzige, der wusste, wo sie war, saß hier und kriegte die Zähne nicht auseinander.
    Er drehte sich um. Wagner saß bewegungslos an dem Tisch und starrte auf die gegenüberliegende Wand. Es machte auf Brandt den Eindruck, als wiege er sich in absoluter Sicherheit. Wie nur konnte er ihn aus der Reserve locken?
    »Wollen Sie etwa, dass Marie stirbt?«
    »Ohne Beweise können Sie mich nicht ewig hier festhalten.«
    Es war das erste Mal seit seiner Festnahme, dass er sprach. Seine Stimme klang fest und überzeugt und unterstrich Brandts Empfindung, dass Wagner sich seiner Sache absolut sicher war. Die einzige Möglichkeit, etwas aus ihm herauszubekommen, sah er darin, sein Gegenüber an seiner perfekten Vorgehensweise zweifeln zu lassen.
    »Wir haben eine Zeugin. Morgen früh wird es eine Gegenüberstellung geben.«
    Er glaubte, ein Zucken in den Augen des anderen wahrzunehmen, war sich aber nicht sicher.
    »Wer soll das sein?«
    Seine Behauptung zeigte Wirkung. Nun war es wichtig, die Zweifel zu verstärken.
    »Sie sind gesehen worden. An der Schule.«
    »Meinen Sie dieses lächerliche Phantombild? Das ähnelt mir nun wirklich nicht im Geringsten!«
    An das Bild hatte Brandt gar nicht gedacht. Er musste lächeln. Wenn Wagner meinte, das sei das Einzige, was sie gegen ihn in der Hand hatten, hatte er sich aber getäuscht. Er hatte bei seiner Äußerung vielmehr an die Mitschülerin von Michelle Roeder gedacht. Immerhin hatte Ann-Katrin gesehen, wie ihre Freundin zu ihm in den Wagen gestiegen war. Vielleicht würde sie ihn wiedererkennen.
    »Sie werden verstehen, dass wir unsere Zeugen schützen müssen und ich Ihnen deswegen selbstverständlich nichts darüber sagen darf.«
    »Ach, Sie bluffen doch nur. Sie haben nichts gegen mich in der Hand! In ein paar Stunden müssen Sie mich sowieso laufen lassen!«
    »Wenn Sie meinen.«
    Es kostete ihn große Anstrengung, bei der dreisten Äußerung seines Gegenübers ruhig zu bleiben.
    »Dann können Sie aber in der Zwischenzeit mal den Luxus unserer Verwahrzellen genießen.«
    Brandt öffnete die Tür und rief einen Kollegen, der Wagner abführte.

    »Und?«, Teichert erwartete ihn ungeduldig in ihrem Büro. »Hat er was ausgespuckt?«
    Er schüttelte den Kopf und setzte sich an seinen Schreibtisch, der wie immer vor Aktenbergen überquoll. Zuoberst lag jedoch der Obduktionsbericht von Mia von Seitz.
    »Na, die Kollegen sind ausnahmsweise mal richtig schnell.«
    Er griff nach der Akte.
    »Hast du schon gelesen?«
    Sein Kollege nickte und fasste für ihn die Ergebnisse kurz zusammen. Mia von Seitz war höchstwahrscheinlich tatsächlich an einer natürlichen Todesursache gestorben. Man wartete zwar noch auf einige Ergebnisse, aber prinzipiell stand das bereits so gut wie fest.
    »Hat Wagner also nicht gelogen.«
    »Nee, einziger Zusammenhang mit dem Mord an Michelle Roeder besteht in dem Medikament, das wir in der Wohnung gefunden haben.«
    Brandt zog fragend seine

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