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Solomord

Solomord

Titel: Solomord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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leicht die Augen. Es war vorauszusehen gewesen, dass diese Gegenüberstellung nicht besonders viel Erfolg haben würde.
    »Trotzdem danke.«

    Er ließ Wagner in ein Verhörzimmer bringen. Wie erfolglos die Gegenüberstellung auch gewesen war, Wagner wusste nichts von dem Ergebnis, das war Brandts Vorteil. Er ließ den Festgenommenen absichtlich einige Minuten warten. Je nervöser er wurde, desto größer die Chance auf ein Geständnis.
    Doch Michael Wagner wirkte äußerst ruhig und gelassen, als er den Raum betrat. Er rauchte eine Zigarette, die er sich anscheinend bei jemandem geschnorrt hatte. Langsam zog er an der glimmenden Kippe und blies den Rauch stoßweise in kleinen Schwaden Richtung Zimmerdecke.
    Brandt hustete leicht. Er hasste den Geruch von verbranntem Tabak, konnte ihn nicht ertragen. Selbst jahrelang starker Raucher gewesen, litt er nun an dem allbekannten Syndrom, dass gerade Nichtraucher, die einst selbst geraucht hatten wie ein Fabrikschlot, nun zu den schärfsten Bekämpfern der qualmenden Partei gehörten.
    »Dürfte ich Sie vielleicht bitten, die Zigarette auszumachen? In diesem Raum ist das Rauchen nicht gestattet.«
    Ohne ein Wort drückte Wagner die Kippe aus. Er scheint zumindest nicht auf Ärger aus, dachte er. Wie aber konnte er ihn am ehesten zu einem Geständnis und, was noch viel wichtiger war, dazu bringen, ihnen zu verraten, wo er Marie Priebe versteckt hielt? Die Zeit arbeitete gegen sie, schließlich wussten sie nicht, ob und wie viel Wasser und Nahrungsmittel Michael Wagner dem Mädchen gegeben hatte. Unter Umständen blieben ihnen nur zwei, drei Tage.
    »Unsere Zeugin hat Sie erkannt. Sie brauchen sich also nicht weiter zu bemühen, uns hier den Unschuldigen vorzuspielen. Sie sind definitiv an der Schule in Flingern gesehen worden.«
    »Und?«, der Verdächtigte lehnte sich lässig in dem Stuhl zurück. »Ist es einem unbescholtenen Bürger nun auch schon verboten, an einer Schule vorbeizugehen?«
    »Sie waren also da?«
    Brandt versuchte, die provokative Art seines Gegenübers auszublenden und ihn durch gezielte Fragen in die Enge zu treiben. Doch Wagner ließ sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen.
    »Selbst wenn, was besagt das schon?«
    Er fluchte innerlich. Wieso schaffte er es nicht, den anderen aus der Reserve zu locken? Die Verhörtaktik, die ihn schon unzählige Male zu einem Geständnis verholfen hatte, zog bei Wagner rein gar nicht. Also versuchte er, auf das Spielchen stärker einzugehen.
    »Nehmen wir einmal an, sie hätten Marie Priebe – das ist das Mädchen, das vor ein paar Tagen verschwunden ist – entführt. Was würden Sie wohl mit ihr machen? Wohin würden Sie sie bringen?«
    »Meinen Sie, das würde ich Ihnen verraten?«

    Marie lauschte angespannt in die sie umgebende Stille. So sehr sie sich bisher auch immer vor dem Kommen des Mannes gefürchtet hatte, umso sehnsüchtiger erwartete sie nun jegliches Geräusch, das sein Herannahen vermuten ließ. Die Aussicht, auf der angekündigten Reise fliehen zu können, verdrängte ihre Angst und ließ sie auf ein Entkommen hoffen.
    Doch so sehr sie sich auch wünschte, sich nähernde Schritte oder sonst ein Geräusch zu vernehmen, um sie herum blieb es still. Lediglich das Nagen der Ratten hinter den Dämmplatten, an das sie sich beinahe schon gewöhnt hatte, war zu vernehmen.
    In Gedanken hatte sie sich ihre Flucht bereits ausgemalt. Der günstigste Zeitpunkt, hatte sie überlegt, wäre ein Toilettengang an einer Raststätte. Sicherlich würden sie auf der Fahrt an die Ostsee anhalten, und ein Rastplatz oder Parkplatz war nur selten gänzlich unbelebt. Da würde es mit Sicherheit Leute geben, die sie auf sich aufmerksam machen konnte und die ihr helfen würden. Es sei denn, sie würden nachts reisen. Aber im Schutze der Dunkelheit war die Aussicht auf eine erfolgreiche Flucht auch bestimmt höher. Wenn sie sich in ein Gebüsch oder ein angrenzendes Waldstück flüchten könnte, bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dem Mann zu entkommen.
    Sie atmete tief durch. Das Warten machte sie schläfrig. Sie streckte sich auf der Matratze aus und starrte an die Decke.
    Wo er nur blieb? So lange hatte er sie noch nie allein gelassen. Außerdem waren ihre Vorräte aufgebraucht. Die letzte Colaflasche hatte sie vor Stunden geleert und auch die Kekse hatte sie aufgegessen. Der Eimer, in den sie ihre Notdurft verrichtete und den der Mann regelmäßig ausgetauscht hatte, war halb voll und der Gestank in dem kleinen Raum wurde

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