Some like it heiß
Sie nicht! Let’s get this party started!
7. BABUSCHKA
»Was ist denn mit
dir
passiert?«
Jedes Mal wenn mich jemand das fragt, möchte ich eine geistreiche, schlagfertige Antwort geben – aber ich habe keine.
»Ich habe abgenommen.«
»Warum?«
»Na ja, was soll ich sagen?«
Die esoterische Antwort ist: Um meinen Körper und meine Seele in Gleichklang zu bringen. Die praktische Antwort ist: My ass was the size of Luxemburg. Wirklich. Es war ein bisschen zu viel. Ich war auch traurig und fertig und ziemlich ausgepowert. Meine Mutter ist gestorben, meine Bandscheiben taten weh, and mein inneres Showgirl hatte PMS. Mein Hormonhaushalt spielte verrückt, mein Stoffwechsel wechselte nichts mehr, meine Taille war verschwunden,und meine Oberarme waren in Frührente gegangen.
Ich war dick.
Mein ganzes Leben lang habe ich mit den Pfunden gekämpft, aber vor einiger Zeit war der Krieg erklärt worden. Die Wechseljahre verursachen für viele Frauen zunehmende Probleme – oder besser gesagt, Probleme mit dem Zunehmen. Die drei extra Weihnachtskilos bleiben bis Ostern, egal wie sehr man hungert, und der Pilates-Kurs zweimal in der Woche hilft auch nicht gegen den middle-age spread, den sogenannten »Rettungsring« – ein hartnäckiges Fettpolster zwischen Taille und Hüfte, das beim Ausbruch der Menopause sein Debüt feiert.
Ich hatte ein schockierendes Aha-Erlebnis während eines Fernsehauftritts für den NDR, als ich gemütlich auf dem berühmten roten Sofa mit Bettina Tietjen über meine neue Show plaudern sollte. Ich sah mich – samt Rettungsausrüstung – auf dem Monitor und fragte Bettina, ob wir das Interview im Stehen machen könnten. Bettina ist eine schöne, intelligente und witzige Frau. Sie lachte und sagte: »Ich weiß, es ist schrecklich, das Einzige, was hilft, ist, so lange wie möglich einzuatmen.« Fernsehmoderatorinnen über vierzig,denen man beim Sitzen zuschauen kann, sind meine Heldinnen.
Ich dachte nochmals an meinen Pilates-Kurs. Ich sollte jetzt dringend mein Powerhouse aktivieren. Das 1926 vom Körpertrainer Joseph Pilates entdeckte »Krafthaus« ist unser Zentrum in der Körpermitte – vom Beckenboden bis zur Bauchdeckenmuskulatur. Der geborene Mönchengladbacher erfand ein effektives Trainingssystem mit Elementen aus Yoga, Tierbewegungen, Selbstverteidigung und Boxen. Unser Krafthaus ist aktiviert, wenn alle Muskeln rund um den Bauchnabel angespannt werden. Wenn man das regelmäßig macht, wird alles ganz stramm und straff. Ich mache diese Übungen seit über fünf Jahren. Ich liege immer wieder im Sportstudio auf dem Boden, während eine zweiundzwanzigjährige Kursleiterin namens Steffi breitbeinig über mir steht und schreit: »
Powerhouse aktivieren!
« – Ich sage: »Es ist aktiviert!« – Sie sagt: »
Ich kann es aber nicht sehen!«
– Ich sage: »Mein Powerhouse ist untervermietet.« Und jetzt wurde mein renovierungsbedürftiges Powerhouse auch noch deutschlandweit ausgestrahlt.
Es ist gemein. Genau in der Lebensphase, inder man eigentlich relaxen und sich mit Souveränität und Selbstbewusstsein endlich akzeptieren und lieben will, verwandelt sich der eigene Körper und nimmt vorher nie gekannte und unvorstellbare Dimensionen an. Vorher ein Leben voller Sit-ups. Und jetzt? Das Wort »Bauchgefühl« kriegt eine ganz neue Bedeutung.
Mindestens in diesem Fall leiden wir menopausierenden Frauen nicht allein. Wir können eine Explosion beobachten auf den Straßen Deutschlands, auf Schulhöfen in Amerika, an den Theken in Discos in ganz Europa – eine Wampenwelle überrollt die westliche Welt. Die Amerikaner nennen es muffin top, das Quellen von Bauchfett über die Jeans wie Muffin-Teig über die Backform, aber leider nicht halb so lecker. Ursache ist unser moderner Lebensstil – zu viel schlechte Kohlenhydrate, viel zu viel Zucker, wenig bis keine Bewegung.
Seit 1960 ist die Zahl der übergewichtigen Amerikaner drastisch gestiegen – um mehr als vierzig Prozent. Heutzutage sind über fünfundsiebzig Prozent aller Amerikaner übergewichtig. Liegt’s am Wasser? Oder daran, dass unser Wasser eigentlich Coca-Cola heißt? Im Kühlschrank meiner Schwester stehen immer mehrere Fünf-Liter-Big-Gulp-Flaschenparat, und in amerikanischen Kinos gibt es eine Bechergröße namens Tsunami – zwei Liter Cola für eine Person.
Ich gehöre zur ersten Generation, die mit McDonald’s groß geworden ist – und ich meine GROSS! We’ve been super-sized und XXLed und essen Riesenportionen,
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