Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
Vom Netzwerk:
äußern.«
    »Das ist nicht wahr«, antwortete sie empört.
    »Doch, genau so ist es. Und dann wunderst du dich, warum ich dir nichts mehr erzähle, dir nichts von mir mitteile. Ich kann dir nichts mehr anvertrauen, dir nichts von mir geben, weil du dir alles krallst und so tust, als gehörte es dir.«
    »Das mache ich doch gar nicht«, erwiderte sie zögernd, doch ich merkte, dass meine Worte und ihre Bedeutung sie langsam erreichten. »Halley, du hast nicht immer den Überblick, was auf dem Spiel steht. Ich schon.«
    »Aber wenn du mich nicht endlich lässt, werde ich es nie lernen.« Ich betonte jede einzelne Silbe.
    Da standen wir uns gegenüber, in unserer Küche, meine Mutter und ich, und sahen einander über all das hinweg an, das sich seit Juni zwischen uns aufgetürmt hatte. Bis Juni war ich bereit gewesen ihr die Offenheit und das Vertrauen zu schenken, die sie sich wünschte. Jetzt war sie an der Reihe, es mir zurückzugeben. Mitsamt der Zuversicht, dass ich es schaffen würde, meinen eigenen Weg zu gehen.
    »Okay«, meinte sie schließlich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Einverstanden.«
    »Danke«, sagte ich. Sie knipste das Licht aus. Gemeinsam gingen wir die Treppe hoch; ihre Schritte klangen wie |304| das Echo meiner Schritte. Die Abmachung, die wir gerade getroffen hatten, war noch ganz frisch, musste sich erst setzen. Als müssten wir etwas, das eigentlich ganz selbstverständlich war, weil man es intuitiv tat, wie Sprechen oder Gehen – als müssten wir lernen das auf eine neue Weise zu machen. Man denkt, man hat etwas begriffen, und zwar für sich allein. Und dann soll man das plötzlich von Grund auf ändern. Komplett umdenken.
    Oben an der Treppe, wo sie in die eine und ich in die andere Richtung gehen würde, hielt sie inne.
    »Und«, fragte sie behutsam, »was hast du zu ihm gesagt?«
    Durch Fenster und Dunkelheit sah ich auf der anderen Straßenseite gelbes Licht   – Scarletts Küchenfenster. »Ich habe ihm gesagt, dass er nicht so ist, wie ich glaubte«, antwortete ich. »Dass er mich enttäuscht hat, dass ich ihn nicht mehr treffen will. Und ich habe mich von ihm verabschiedet.«
    Wahrscheinlich hätte sie gerne mehr gefragt oder gesagt, aber sie nickte nur. Wir mussten noch viel lernen, sie und ich; es gab keine Erfahrungswerte, keine Regeln. Wir mussten alles ganz neu miteinander herausfinden. Und es würde dauern. Was vor uns lag, war unbekanntes Terrain, so unermesslich groß und weit wie der Grand Canyon, so unbegreiflich wie der Halley’sche Komet.
    »Sehr gut. Für dich«, sagte sie. Ging in ihr Schlafzimmer und schloss leise die Tür.
    Den Moment, in dem etwas wieder in Ordnung kommt, kann man genauso wenig planen wie den Anfang, also den Augenblick, wenn plötzlich alles schief läuft und das Chaos losbricht. Ich stand auf dem Treppenabsatz und dachte an Oma Halley. Wie ich auf ihrem Schoß gesessen und sie |305| mich an sich gedrückt hatte, während wir gemeinsam wartend nach oben schauten. Ich hatte immer geglaubt, ich könnte mich nicht erinnern, aber als ich in jener Sekunde die Augen schloss, sah ich endlich den Kometen. Hell leuchtend, unglaublich anzuschauen, zog er mit seinem glänzenden Schweif über den nächtlichen Himmel.

|307| Teil III
Grace

|309| Kapitel achtzehn
    »Du siehst umwerfend aus, Schatz! Brian, komm schnell her und bring den Fotoapparat mit. Das musst du einfach sehen. Stell dich hierhin, Halley. Nein, lieber dorthin, nicht so dicht ans Fenster. Oder vielleicht   –«
    »Mom, bitte nicht.« Ich griff hinter mich nach dem blö den Etikett am Rückenausschnitt, das mich pikste, seit ich das verdammte Kleid angezogen hatte. »Jedenfalls nicht jetzt, okay?«
    »Aber wir müssen unbedingt ein paar Fotos machen.« Mit einer Geste bedeutete sie mir mich neben die Pflanze in der Küchenecke zu stellen. »Ein paar von dir allein und ein paar, wenn Noah da ist.«
    Noah. Jedes Mal, wenn ich seinen Namen hörte, musste ich mich kneifen. Was hatte ich mir da bloß eingebrockt? Nicht nur den Abschlussball als solches, nicht nur ein Kleid mit zu vielen Petticoats und einem Etikett, das mich noch zum Wahnsinn treiben würde – nein, an diesem Abend fand statt: Abschlussball plus Kleid plus Etikett
plus
Noah Vaughn. Das war der GAU.
    »Meine Güte!«, sagte meine Mutter, die an mir vorbei Richtung Küchentür blickte und die Hand auf den Mund legte. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment losheulen. »Du siehst unglaublich aus!«
    |310| Ich drehte

Weitere Kostenlose Bücher