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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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neben der Schüssel mit den Süßigkeiten, die ich nie angerührt hatte. Macon war nicht der, für den ich ihn gehalten hatte, war es vielleicht nie gewesen. Ich war allerdings auch nicht diejenige, für die ich mich gehalten hatte.
    Andere Menschen dagegen hatten sich längst eine viel klarere Meinung gebildet als ich.
    »Er ist ein
Idiot
.« Die erste Woche war vorbei; Scarlett und ich saßen bei uns in der Küche, spielten Mau-Mau |298| und aßen Weintrauben. Über unseren Streit am Silvesterabend redeten wir nie, da uns das Thema beiden unangenehm war. Scarlett fuhr fort: »Heute in der Schule hat er ununterbrochen nach dir gefragt. Er ließ mich
nicht
in Ruhe. Als könnte er nicht vorbeikommen und dich persön lich besuchen.«
    »Letzte Nacht war er schon wieder da«, antwortete ich. »Steht im Auto an der Ecke, als würde er darauf warten, dass ich mich zu ihm rausschleiche.«
    »Wenn es ihm wirklich wichtig wäre, würde er vor eurer Tür auf den Knien rumrutschen und dich anflehen ihm zu verzeihen.« Sie schnitt eine Grimasse und verlagerte ihr Gewicht auf dem Stuhl. Inzwischen war ihr Bauch so dick, dass sie gar nicht mehr richtig am Tisch sitzen konnte. Und sie lief nicht mehr, sie watschelte – um es schmeichelhaft auszudrücken. »Ich sag’s dir, dank meiner durchgeknallten Hormone bin ich so drauf, dass ich ihn glatt mit bloßen Händen erwürgen könnte.«
    Ich schwieg. Man kann sein Herz nicht einfach abdrehen wie einen Wasserhahn; man muss schon zur Quelle gehen und sie bis zum letzten Tropfen austrocknen.
    Ein paar Nächte später hörte ich gegen Mitternacht ein leises Pling an meiner Fensterscheibe. Zunächst blieb ich liegen und hörte nur zu, wie ein Kiesel nach dem anderen leicht klirrend vom Glas abprallte. Schließlich stand ich doch auf, öffnete mein Fenster und steckte den Kopf ins Freie. Im Schatten der Hauswand konnte ich Macon kaum erkennen, aber ich wusste, dass er dort stand.
    »Halley«, flüsterte er. »Komm raus, ich muss mit dir reden.«
    Ich antwortete nicht, sondern beobachtete das Schlafzimmerfenster meiner Eltern. Wenn jetzt das Licht anging, |299| hieß das, sie hatten ihn ebenfalls gehört. Fast wünschte ich es mir.
    »Bitte«, sagte Macon. »Nur für einen Moment, okay?«
    Ich schloss stumm das Fenster, ging über die hintere Treppe nach unten, ließ sogar die Tür zum Garten zufallen anstatt sie möglichst geräuschlos zu schließen. Es war mir egal, ob ich erwischt wurde. Ich hatte keinen Bock mehr, vorsichtig zu sein.
    Er wartete zwischen den Wacholderbüschen an der seitlichen Hauswand. Als ich um die Ecke bog, löste er sich aus den Schatten und trat auf mich zu. »Hi.«
    »Hallo«, sagte ich.
    Pause. Schließlich: »Wie geht es dir? Was macht dein Handgelenk?«
    »Besser.«
    Er schwieg, als wartete er darauf, dass ich weiterspräche. Was ich nicht tat.
    »Ich weiß, dass du sauer auf mich bist, weil ich nicht zu dir ins Krankenhaus gekommen bin, aber dafür gibt es einen guten Grund. Deine Eltern haben sich auch so schon genug aufgeregt, da hätte es ihnen den Rest gegeben, wenn zu allem Überfluss ich ihnen über den Weg gelaufen wäre. Außerdem musste ich bis zu nächsten Telefonzelle latschen und einen Kumpel anrufen, damit er mich abholte, weil der Wagen einen Totalschaden hatte, und . . .«
    Während er redete, betrachtete ich ihn aufmerksam und fragte mich, was mich je zu ihm hingezogen hatte. Was hatte ich bloß so magisch an ihm gefunden? Was er mir von sich zeigte, hatte mich ohne Ende fasziniert; doch es waren nichts als Taschenspielertricks gewesen, Münzen, die er hinter jemandes Ohr hervorzauberte. Das kann je der , wenn er weiß, wie’s geht. Es ist nichts Besonderes.
    |300| Macon redete immer noch ohne Punkt und Komma. ». . . seit Tagen komme ich jede Nacht vorbei, weil ich dir alles erklären wollte, aber du bist einfach nicht rausgekommen, anrufen konnte ich dich auch nicht und   –«
    Ich hob abwehrend die Hand: »Macon, lass gut sein, okay?«
    Er wirkte überrumpelt. »Ich wollte dir nicht wehtun«, sagte er. Welches Wehtun er wohl meinte? »Ich bin einfach durchgedreht. Aber es tut mir Leid, Halley, und ich möchte es wieder gutmachen. Ich brauche dich. Mir geht’s beschissen, seit das alles passiert ist.«
    »Ja?« Ich glaubte ihm kein Wort.
    »Ja«, antwortete er mit rauer Stimme. Streckte die Hand aus, legte seine Hände um meine Taille, stieß gegen meine geprellten Rippen. Tat mir schon wieder weh. »Ich drehe echt am Rad.«
    Ich trat

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