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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Scarlett und ich nebeneinander auf den Stufen vor ihrer Haustür. Scarletts Hände lagen zusammengefaltet auf ihrem enormen Bauch, ihr Kopf lehnte an meiner Schulter. Scarlett hängte das Foto sofort übers Kinderbettchen, damit sie oder er es jeden Tag sehen konnte.
    »Wir drei«, sagte sie. Ich nickte.
    Und dann warteten wir nur noch. Drehten sozusagen unsere Warteschleifen über der Landebahn, während der Geburtstermin immer näher rückte.
    Untätig waren wir in der Zeit allerdings nicht. Wir kauften ein Buch mit Namen und erstellten Listen der guten. Was in der Regel die schlichten waren. Keine Namen, bei denen man sofort eine andere Person assoziierte, wie Scarletts, oder die man stundenlang erklären musste, wie meiner. |313| Wir wussten beide aus Erfahrung, dass man mit einem Namen gestraft sein kann. Und einen Namen schleppt man eben dauerhaft mit sich herum.
    Wir besuchten einen Geburtsvorbereitungskurs. Ich saß zwischen lauter Vätern, hielt Scarletts Kopf in meinem Schoß. Wir waren die Jüngsten. Wir atmeten und pressten und ich versuchte mir selbst Mut zuzusprechen. Dass ich damit klarkäme, wenn es so weit war, dass ich es packen würde. Scarlett war nach dem Keuchen, Pressen, Atmen jedes Mal völlig fertig. Und Schiss hatte sie auch. Ich gab mein Bestes, um Zuversicht zu verbreiten.
    Auch Marion hatte sich endlich um hundertachtzig Grad gedreht, was man allerdings nicht sofort merkte. Denn sie blieb scheinbar unverrückbar bei ihrem Standpunkt, das Kind zur Adoption freizugeben – bis ich sie Anfang März, während des siebten Monats, im künftigen Kinderzimmer überraschte. Die Sonne schickte helle, warme Strahlen durchs Fenster, was die gelb gestrichenen Wände noch stärker zum Leuchten und die Sternbilder, die Cameron an die Decke gemalt hatte, zum Funkeln brachte. Alles war vorbereitet: Die Babyklamotten lagen ordentlich zusammengefaltet in ihren Schubladen, Bettchen und Wickeltisch standen bereit, der Kinderwagen war endlich zusammengebaut (dank der tatkräftigen Unterstützung eines Nachbarn, der Ingenieur und als einziger Mensch auf der Welt in der Lage war, die Gebrauchsanweisung nicht nur zu lesen, sondern auch zu begreifen). Marion stand mit verschränkten Armen und einem versonnenen Lächeln mitten im Raum und betrachtete all das. Da wusste ich es. Und auch, dass im Grunde nie ein Zweifel darüber bestanden hatte, was mit diesem Baby geschehen würde oder wo es hingehörte. Als sie mich bemerkte, machte sie allerdings |314| sofort ein finsteres Gesicht, murmelte irgendwas über Farbausdünstungen und verließ fluchtartig den Raum. Aber so war Marion eben. Ich dagegen wusste: Was ich gesehen hatte, hatte ich gesehen.
    Neben allem anderen marschierte ich zu guter Letzt eines Tages mit Scarlett zum Briefkasten, um den Brief einzuwerfen, an dem wir monatelang gefeilt hatten, von dem ein Entwurf nach dem anderen in den Papierkorb gewandert war.
Liebe Mrs Sherwood
, so fing er an,
Sie kennen mich nicht, aber ich habe Ihnen etwas mitzuteilen
. Scarlett warf ihn ein, die Klappe fiel zu, es gab kein Zurück mehr. Wenn sie sich meldete, meldete sie sich. Wenn nicht, dann nicht. Dieses Baby würde auch so genug geliebt werden.
    Und heute, am 12.   Mai, gingen wir auf den Schuljah resabschlussball . Ich tat es nur für Scarlett. Weil es ihr so wichtig war. Denn als Cameron sie gefragt hatte, ob sie ihn begleiten würde, war klar, dass ich ebenfalls hinmusste. Und so kam es, dass ich am Ende bei Noah Vaughn als meinem Ballpartner landete.
    Wobei, wie so oft, meine Mutter die eigentlich Schuldige war. Denn sie brachte an einem gemütlichen Freitagabend mit den Vaughns – mit wem sonst? – die Sprache auf den Abschlussball. Schon bei der leisesten Andeutung des Themas strahlte Mrs Vaughn so, dass sie der Sonne Konkurrenz gemacht hätte. Und von da an nahm das Unheil unaufhaltsam seinen Lauf.
Ich versuche die ganze Zeit schon Halley davon zu überzeugen, dass sie hingehen muss. Schließlich ist der Abschlussball eines der wichtigsten Ereignisse ihrer gesamten Schulzeit
, sagte meine Mutter. Mrs Vaughn reagierte mit Bestürzung:
Noah, warum hast du bisher nichts davon erzählt? Ist es denn zu fassen?
Meine Mutter darauf:
Halleys beste Freundin Scarlett geht auf jeden Fall hin, aber
|315|
Halley ist noch von niemandem gefragt worden.
Mit Entsetzen erkannte ich, worauf dieser Dialog hinauslief, welch Grauen sich vor mir auftat. Noah glotzte mich von der anderen Seite des Tisches her an, mein Vater

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