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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Freundin.«
    »Scheint ein nettes Mädchen zu sein«, meinte er. »Halley. Ein ungewöhnlicher Name.«
    »Ich wurde nach meiner Großmutter benannt.« Jetzt hörte ich Marions Stimme, die ziemlich streng und scharf klang. Rasch redete ich weiter, um sie zu übertönen. »Und sie heißt so wegen des Kometen.«
    »Ach?«
    »Ja, sie wurde im Mai 1910 geboren, eines der Jahre, in |130| denen der Komet von der Erde aus sichtbar war. Ihre Mutter lag im Kreißsaal, ihr Vater stand auf der Wiese vor dem Krankenhaus und sah den Kometen am Himmel vorüber ziehen . Und 1986, da war ich sechs, haben meine Großmutter und ich uns den Kometen zusammen angeschaut.«
    »Wie aufregend«, sagte Steve. Und wie er das sagte, klang es sogar ehrlich.
    »Ich kann mich allerdings nicht gut daran erinnern. Man hat mir erzählt, dass es in der Nacht nicht sehr klar war.«
    »Ich verstehe«, sagte Steve. Marion kam die Treppe herunter. Steve wirkte erleichtert.
    »Fertig?«, rief sie. Sie hatte sich wieder völlig im Griff. Mich sah sie allerdings immer noch nicht an.
    »Natürlich«, antwortete Steve gut gelaunt. »War nett, mit dir zu plaudern, Halley.«
    »Gleichfalls.«
    Sie verließen das Haus. Er legte einen Arm um sie und führte sie den Gartenweg entlang, wobei er etwas zu ihr sagte. Sie nickte. Er öffnete die Beifahrertür, ließ sie einsteigen. Als er losfuhr, kriegte sie es tatsächlich hin, sich noch einmal umzudrehen und einen Blick zu Scarletts Fenster hochzuwerfen.
    Ich ging nach oben. Scarlett hatte sich auf ihrem Bett zusammengerollt, die Knie an die Brust gezogen. Steves Blumenstrauß lag verloren auf der Kommode. Marion hatte ihn noch nicht aus seiner Zellophanhülle ausgepackt.
    »Das lief alles in allem doch ganz gut, oder etwa nicht?«, meinte ich.
    Sie lächelte flüchtig. »Du hättest sie hören sollen. Das ganze Gelaber über die Fehler, die sie gemacht hat, und dass ich besser hätte aufpassen sollen. Als hätte ich das alles |131| geschickt eingefädelt, um zu beweisen, dass sie die mieseste Mutter aller Zeiten ist.«
    »Nö, den Anspruch auf den Titel hat meine Mutter«, hielt ich dagegen.
    »Deine Mutter würde sich mit dir zusammensetzen, alles vernünftig durchsprechen und gemeinsam mit dir versuchen herauszufinden, was jetzt die klügste Entscheidung wäre. Sie würde nicht einfach mit irgendeinem Kerl aus dem Mittelalter abhauen.«
    »Meine Mutter würde auf der Stelle tot umfallen.«
    Scarlett stand auf, ging zur Frisierkommode, beugte sich vor, starrte ihr eigenes Spiegelbild an. »Marion hat gesagt, Montag fahren wir zur Klinik und machen einen Termin. Für die Abtreibung.«
    Ich konnte mich selbst neben ihr im Spiegel sehen. »Das habt ihr beschlossen, nachdem ihr miteinander geredet habt?«
    »Es gab keine lange Diskussion.« Sie strich sich am Bund ihrer Jeans entlang über den Bauch. »Sie meinte, sie hätte selbst mal eine gehabt. Als ich sechs oder sieben war. Sie sagt, es sei keine große Sache.«
    »Ja, es wäre echt kompliziert, wenn du ein Baby hät test .« Ich versuchte zu helfen. »Du bist erst sechzehn, du hast dein ganzes Leben noch vor dir.«
    »Sie auch. Ich meine, als sie mich bekam.«
    »Das war etwas anderes.« Doch ich wusste, dass es im Grunde gar nichts anderes gewesen war. Marion stand kurz vor ihrem Abschluss, als es passierte; sie wollte an irgendeinem Frauencollege im Westen studieren. Scarletts Vater war Footballspieler und Schulsprecher. Nach der Highschool ging er an eine der großen Universitäten an der Ostküste. Marion sah ihn nie wieder.
    |132| »Mich zu behalten ist vermutlich das Einzige, was Marion in ihrem Leben getan hat, das nicht von vorne bis hinten egoistisch war«, sagte Scarlett. »Ich habe mich immer gefragt, wieso eigentlich. Warum hat sie mich über haupt behalten?«
    »Sag so etwas nicht. Hör auf.«
    »Doch, es stimmt, ich habe oft darüber nachgedacht und es nie verstanden.« Sie trat vom Spiegel zurück und ließ die Arme runterhängen. Unser halbes Leben hatten wir in diesem Zimmer verbracht. Doch nie war etwas, worüber wir hier gesprochen hatten, so groß, so schwer, so bedeutsam gewesen. Und es wuchs uns über den Kopf, ganz klar.
    »Es wird schon irgendwie gut ausgehen, so oder so«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich«, antwortete sie mit leiser Stimme. Sie sah wieder sich und dahinter mich im Spiegel an. »Ja, sicher.«
     
    Es sollte an einem Freitag gemacht werden. Wir redeten nie direkt darüber, erwähnten es höchstens beiläufig, nannten es nie

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