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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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anzulügen.
    Glücklicherweise wechselte er das Thema. »Nimm dir für morgen Abend nichts vor, okay?«
    »Warum?«
    »Weil ich eine Geburtstagsüberraschung für dich habe. Wir fahren wohin.«
    »Wohin denn?«
    Er grinste. »Wart’s ab.«
    »Okay«, sagte ich und verdrängte den Gedanken an das Fest, das meine Mutter für mich plante, inklusive Eiskremtorte, den Vaughns und Dinner in meinem Lieblingsrestaurant,
Alfredo’s
. »Ich mache alles, was du willst.«
    Es klingelte. Er ging mit mir Richtung Raumbasis, bis je mand seinen Namen rief. Ein paar Typen winkten, er solle zum Parkplatz rüberkommen. Ein paar Tage vorher hatte ich sie mit ihm zusammen in der Stadt getroffen; sie hatten lange Haare und wirkten verräterisch schläfrig. Egal, wie gut ich Macon allmählich zu kennen glaubte, ich entdeckte immer wieder neue Seiten an ihm, die er allerdings sorgfältig für sich behielt: Leute und Orte, Unternehmungen, zu denen er mich nicht mitnahm. Er zeigte mir nie alles |136| von sich. Rief zwar jeden Abend bei uns an, nur um mir Hallo zu sagen. Doch was er anschließend machte? Ich hatte keinen blassen Schimmer.
    »Ich muss mal da rüber.« Er gab mir einen Kuss. Ich spürte, wie er etwas in die hintere Tasche meiner Jeans gleiten ließ, bevor er sich unter die Menschentrauben um uns mischte. Ich wusste, was es war, bevor ich es hervorholte: ein Erdbeerbonbon. In einer Schale auf meinem Schreibtisch zu Hause bewahrte ich eine ganze Sammlung von Süßigkeiten auf, die täglich weiter wuchs. Nie hätte ich auch nur ein einziges Stück davon weggeworfen.
    »Und was ist mit Anwesenheitskontrolle?«, rief ich ihm nach. Ich machte ihm gegenüber zwar einen auf rebellisch, hatte aber in meinem Leben noch nie die Schule geschwänzt oder war unpünktlich zu dem Termin erschienen, bei dem täglich die Anwesenheit aller Schüler überprüft wurde. Macon hingegen tauchte nur sporadisch in der Schule auf, und nach seinen Zensuren erkundigte ich mich lieber gar nicht erst. In jeder Frauenzeitschrift stand zu lesen, dass man einen Mann nicht verändern kann, und genau das lernte ich nun in der harten Schule der Praxis. Es war keine einfache Lektion.
    Er reagierte überhaupt nicht auf meine Frage. »Wir sehen uns in der dritten Stunde«, meinte er, bevor er sich umdrehte und zum Parkplatz hinüberlief. Sein kaum benutztes, einziges Heft hatte er unter den Arm geklemmt. Ein paar Mädchen aus meinem Englischkurs gingen vorbei und fingen an zu giggeln, als sie bemerkten, wie ich ihm nachblickte. Macon und ich waren seit zwei Wochen
die
Sensation an unserer Schule. Noch vor einem Monat war ich Scarlett Thomas’ beste Freundin, Halley, gewesen; nun war ich Halley, Macon Faulkners Neue.
    |137| Am Ende der zweiten Stunde   – Industrie- und Werbedesign – klopfte jemand an die Tür und drückte unserer Lehrerin, Mrs Pate, eine Notiz in die Hand. Sie las, was darauf stand, sah mich an und meinte, ich solle meine Sachen zusammenpacken und zum Büro des Direktors gehen.
    Nervös lief ich den Flur entlang und dachte krampfhaft darüber nach, was ich wohl Verbotenes angestellt haben könnte. Aber als ich das Büro betrat, hielt mir die Sekretärin bloß nüchtern den Telefonhörer entgegen und meinte: »Deine Mutter möchte dich sprechen.«
    Üble Vorahnungen durchzuckten mich wie Blitze: mein Vater – tot. Meine Großmutter – tot. Irgendwer – tot. Ich nahm den Telefonhörer. »Hallo? Mom?«
    »Einen Moment«, sagte jemand. Ich hörte Rascheln, gedämpftes Reden, dann: »Hallo? Halley?«
    »Scar-«
    »Pscht! Vergiss nicht, ich bin deine Mutter.«
    »Stimmt.« Ich warf einen raschen Blick Richtung Sekretärin; sie achtete allerdings überhaupt nicht auf mich, weil sie sich gerade mit irgendwem wegen einer Entschuldigung rumstritt. »Was ist passiert?«
    »Du musst herkommen und mich abholen«, antwortete sie. »In der Klinik.«
    Ich sah auf die Uhr. Gerade mal Viertel nach zehn. »Ist es etwa schon vorbei?«
    »Nein.« Pause. »Ich habe mich umentschieden.«
    »Du hast was?«
    »Ich habe meine Meinung geändert. Ich werde das Baby bekommen.«
    Sie klang so ruhig, so sicher. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Wo ist Marion?«, fragte ich.
    |138| »Ich habe sie gebeten mich hier zu lassen. Allein. Sie würde mich ganz nervös machen, habe ich zu ihr gesagt«, antwortete Scarlett. »Wir haben ausgemacht, dass ich sie anrufe, wenn es vorbei ist, damit sie mich abholen kann.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Kommst du? Bitte!«
    »Klar«,

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