Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
Vom Netzwerk:
Faulkner?«
    »Kommt sofort.« Macon reichte ihm den Zettel, der hinter der Sonnenblende gesteckt hatte. Joe warf einen Blick darauf, gab ihn Macon wieder und sah dann mich an.
    »Und du?«
    »Hier«, meinte Macon vergnügt, nahm meine Bescheinigung und gab sie an Joe weiter. Der betrachtete sie prü fend , nahm sich viel länger Zeit als bei Macons Wisch.
    »Fahr vorsichtig.« Joe reichte meine Bescheinigung durchs Fenster zurück. »Ich meine es ernst, Faulkner.«
    »Schon klar«, antwortete Macon. »Danke.«
    Joe brummelte irgendetwas vor sich hin, bevor er zu seinem Schemel und seinem Minifernseher im Wächterhäus chen zurückkehrte. Macon und ich fuhren hinaus auf die Straße. Waren frei.
    »Ich fasse es nicht. Wie schaffst du das bloß immer?«, fragte ich. Wir fuhren Richtung Innenstadt. Schwänzten die Schule. An einem Freitag. Es war mein erstes Mal. Alles sah ganz anders aus als sonst. Bunter, schöner. Wie die Welt eben von halb neun bis halb vier an einem Schultag aussieht – eine Welt, die ich normalerweise nie zu Gesicht bekam.
    »Ich habe doch gesagt, du sollst dir keinen Kopf machen.« Er lächelte triumphierend.
    »Woher hast du die Dinger bloß immer? Du musst ja Unmengen davon besitzen.« Ich wollte hinter die Sonnenblende greifen. Er lachte, gleichzeitig jedoch hielt er meine Hand fest.
    »Keine Unmengen«, antwortete er. »Nur ein paar.«
    »Du bist vielleicht hart drauf«, sagte ich, tief beeindruckt. »Außerdem hat er kaum draufgeguckt.«
    |142| »Er mag mich eben«, meinte Macon. »Wohin fahren wir überhaupt?«
    »First Street.«
    Er wechselte die Spur, betätigte den Blinker. »Und was ist in der First Street?«
    Ich sah ihn von der Seite an und hielt kaum aus, wie süß er war. Ich wusste, ich musste ihm vertrauen. Wir mussten ihm beide vertrauen. Wir hatten gar keine andere Wahl.
    »Scarlett.«
    »Okay.« Er fragte nicht weiter nach. An ihm vorbei sah ich durchs Fenster, wie Häuser, Autos, der Himmel an uns vorüberzogen. Häuser, Autos, Himmel, Häuser, Autos, Himmel. Und so weiter. »Du bist der Boss. Sag mir einfach, wo’s langgeht.«
     
    Scarlett saß neben einer untersetzten Frau, die einen Wollpullover und einen Strohhut trug, auf einer Bank vor der Klinik.
    »Hi«, rief ich, als der Wagen am Bürgersteig vor ihnen bremste. Jetzt, da wir dicht bei ihnen waren, sah ich auch, dass die Frau einen kleinen Hund auf dem Schoß hielt; er trug einen dieser trichterförmigen Kunststoffkragen um den Hals, die verhindern sollen, dass Hunde sich selbst beißen. »Alles klar?«
    »Mir geht’s gut«, antwortete sie rasch, nahm ihre Tasche von der Bank und sagte zu der Frau: »Vielen Dank, Mary.«
    Die Frau streichelte ihren Hund. »Du bist ein liebes Mädchen, ein wirklich liebes Mädchen.«
    »Danke«, erwiderte Scarlett. Ich entriegelte die Tür, sie schlüpfte auf den Rücksitz. »Ich habe ihr fünf Dollar gegeben«, erklärte sie mir lapidar. Der Hund auf dem Schoß |143| der Frau sah uns an und gähnte. Zu Macon sagte Scarlett: »Fahr los, bitte. Schnell.« Ihre Stimme klang belegt.
    Macon stieg aufs Gaspedal. Wir ließen Mary hinter uns zurück und fädelten uns in den Verkehr ein. Scarlett lehnte sich gegen die Rückbank, fuhr sich mehrmals mit beiden Händen durchs Haar. Ich wartete geduldig darauf, dass sie von sich aus anfing zu reden.
    Ein paar Ampeln später meinte sie leise: »Danke, dass ihr gekommen seid. Ehrlich.«
    »Kein Thema«, sagte Macon.
    »Kein Thema«, sagte auch ich und wandte mich zu ihr um. Aber sie starrte durchs Fenster auf die Straße, den Verkehr.
    Als Macon bei der Tanke hielt, weil er Benzin brauchte, und ausgestiegen war, drehte ich mich erneut zu ihr um. »He du.«
    Sie erwiderte meinen Blick. »Hi.«
    Ich wusste nicht genau, wo und wie ich anfangen sollte. »Was ist passiert?«
    »Ich konnte es nicht«, schoss es aus ihr heraus, als hätte sie mit angehaltenem Atem darauf gewartet, dass ich endlich fragte. »Ich habe es versucht, Halley, glaub mir. Ich kenne doch alle Argumente –
ich bin noch so jung, mein ganzes Leben liegt vor mir, was wird mit Studieren, Ausbildung und so weiter
? Der ganze Kram, du weißt schon. Aber auf der Liege da, als ich an die Decke starrte und darauf wartete, dass jemand kommen und es tun würde, wurde mir plötz lich klar: Ich kann es nicht. Logo, ab jetzt wird nichts mehr so sein, wie es war. Nichts wird mehr normal sein. Aber wie normal ist mein Leben denn bisher schon gewesen? Mit Marion aufzuwachsen war ganz bestimmt

Weitere Kostenlose Bücher