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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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ist mit dir vom Schulgelände weggefahren, deshalb muss ich wissen, wer er ist. Dir hätte wer weiß was passieren können. Außerdem bin ich sicher, dass es auch seine Eltern interessieren würde.«
    Schon die Vorstellung, dass meine Mutter mit Macons Mutter sprach, ließ mich schier im Boden versinken. »Nein, Mom, nein. Ich meine, er ist niemand Bestimmtes. Ich kenne ihn kaum.«
    »Offenbar kennst du ihn gut genug, um die Schule mit ihm zu schwänzen. Also, wie heißt er?«
    »Mom, bitte lass mich.«
    »Wohnt er in Lakeview? Dann werde ich ihn wohl kennen, Halley. Und ich will wissen, wer er ist.«
    »Nein«, erwiderte ich und dachte:
Du kennst eben nicht jeden, den ich kenne. Und nicht jeder Mensch wohnt in Lakeview.
»Du kennst ihn sowieso nicht. Und du brauchst auch nicht zu wissen, wer er ist.«
    Sie trat einen Schritt näher, sah mich unverwandt an. »Ich verliere langsam die Geduld, Halley. Wie heißt er?«
    In dem Moment hasste ich sie plötzlich. Hasste sie, weil |151| sie wie selbstverständlich davon ausging, dass sie jeden Menschen kannte und kennen musste, den ich kannte; weil sie annahm, ich hätte ohne sie, außerhalb ihres Lebens, kein eigenes. Deshalb erwiderte ich stur ihren Blick, sagte jedoch nichts. Wir schwiegen beide.
    Plötzlich klingelte das Telefon. Ich zuckte zusammen, griff automatisch nach dem Hörer, bis mir einfiel, dass ich ja Telefonierverbot hatte, und lehnte mich wieder zurück. Ich wusste ohnehin, dass es Macon war. Das Telefon klingelte immer weiter, meine Mutter ließ mich nicht aus den Augen. Schließlich ging mein Vater unten an den Apparat.
    »Julie!«, rief er kurz darauf. »Marion möchte dich sprechen.«
    »Marion?«, rief meine Mutter zurück. Sie ging an das Telefon in meinem Zimmer und hob ab. »Hallo? Hi, Marion . . . Ja, Halley und ich sprachen gerade über das Vorgefallene . . . Bitte? Jetzt? Okay, okay . . . beruhige dich. Ich komme zu euch. Natürlich, gerne. Bis gleich.«
    Sie legte auf. »Ich muss mal eben zu ihnen rüber. Aber unser Gespräch ist noch nicht vorbei, verstanden?«
    »Okay.« Doch dabei wusste ich schon, dass bei ihrer Rückkehr alles anders sein würde.
    Marion wartete vor dem Haus auf sie, neben der Stachelhecke; zusammen blieben sie fünf Minuten dort stehen und redeten. Besser gesagt, Marion redete und rauchte, während meine Mutter zuhörte und gelegentlich mit dem Kopf nickte. Marion, die ein Minikleid und Schuhe mit hohen Keilabsätzen trug, trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Auf der anderen Straßenseite sah ich Scarlett, die wie ich am Fenster ihres Zimmers stand und die beiden ebenfalls beobachtete. Ich legte meine Handfläche |152| an die Scheibe – unser Geheimzeichen   –, aber sie bemerkte mich nicht.
    Schließlich ging meine Mutter mit Marion ins Haus und schloss die Tür. Sie blieb anderthalb Stunden. Ich stellte mir vor, wie das Haus bebte, schwankte, wackelte, als meine Mutter erfuhr, was los war. Doch es blieb ruhig und friedlich; alles war ruhig und friedlich, wie jeden Freitagabend in unserer Straße. Um sieben kamen die Vaughns, gegen acht drang der Geruch nach Popcorn zu mir ins obere Stockwerk. Das Telefon klingelte genau um acht. Ich versuchte abzuheben, doch mein Vater war
noch
schneller. Macon legte sofort wieder auf. Ein paar Minuten später hörte ich das Surren des Mixers: Mein Vater machte die Milchshakes, die sein Gesichtsausdruck bereits angekün digt hatte. Sein Beitrag zu den Friedensverhandlungen.
    Um Viertel nach acht brachte Marion meine Mutter an die Tür. Die beiden blieben noch einen Moment auf der Veranda stehen. Marion hatte die Arme über der Brust verschränkt. Meine Mutter umarmte sie, bevor sie die Straße überquerte und auf unser Haus zukam. Mein Vater und die Vaughns guckten sich bereits das obligatorische Video an; es wurde viel geschossen. Ein paar Minuten spä ter kam meine Mutter die Treppe hoch und klopfte an meine Zimmertür.
    Als ich öffnete, stand sie mit einer Schüssel Popcorn und – natürlich – einem Milchshake vor mir, in dem so viel Schokolade war, dass er beinahe schwarz aussah; dunkelbrauner Schaum lief an den Seiten des Glases hinunter. Ihr Gesicht sah wieder aus wie immer. Weicher. »Statt Friedenspfeife«, sagte sie, gab mir Glas und Schüssel. Ich trat einen Schritt zurück, ließ sie an mir vorbei ins Zimmer.
    |153| »Danke.« Ich sog an dem Strohhalm, der in dem Milchshake steckte. Doch nichts gelangte in meinen Mund, so dickflüssig war das Zeug.
    Sie setzte

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