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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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glücklich eben. Strahlend, das blühende Leben. Zum Beispiel im Fernsehen, in den Werbespots für Umstandsmode, wenn so eine mit Riesenbauch ein Babydeckchen strickt. Kein Mensch erzählt dir, wie schlecht einem wird, wie mies man drauf kommt, wie fett und aufgedunsen man sich fühlt. Und ich bin erst im dritten Monat, Halley. Es wird bestimmt immer nur noch schlimmer.«
    »Die Ärztin sagt   –«
    Sie schnitt mir mit einer Geste das Wort ab. »Darum geht es nicht.« Jetzt schluchzte sie beim Sprechen wieder |174| leise vor sich hin. »Es wäre anders, wenn Michael da wäre. Oder ich einen Mann hätte, verheiratet wäre. Marion will nicht mal, dass ich das Baby bekomme, Halley. Sie ist nicht gerade eine große Hilfe, unterstützt mich kein bisschen. Ich bin allein, muss ganz allein damit klarkommen. Ich habe einfach Schiss.«
    »Du bist nicht allein«, entgegnete ich vehement. »Ich bin da, oder etwa nicht? Ich habe dir den Kopf gehalten, wenn du dich übergeben musstest. Ich hab dich mit Salzstangen eingedeckt und deine miese Laune ertragen. Ich tue alles, was ein Ehemann oder so auch für dich tun wür de .«
    »Aber es ist nicht dasselbe.« Ihr Gesicht wirkte im Neonlicht noch blasser als sonst. »Er fehlt mir so sehr. Der Herbst ist an sich schon schwer genug zu ertragen, aber dieser Herbst ist eine Katastrophe.«
    »Ich weiß es doch, Scarlett. Ich verstehe dich. Und du bist die ganze Zeit so stark.«
    »Aber selbst wenn er noch lebte – ich habe keine Ahnung, was mittlerweile zwischen uns laufen würde. Wir waren schließlich nur einen Sommer lang zusammen. Vielleicht hätte er sich als kompletter Arsch entpuppt. Ich werde es nie erfahren. Doch wenn es mir so schlecht geht wie jetzt, wenn alles einfach nur noch ätzend ist, dann denke ich eben, dass mit ihm zusammen vielleicht alles okay gewesen wäre. Dass er mich verstanden hätte, als Einziger, und überhaupt.«
    Ich hockte mich neben sie. »Wir schaffen das«, sagte ich mit fester Stimme. »Ich weiß es.«
    Sie schniefte vor sich hin. »Aber was ist mit diesen Geburtsvorbereitungskursen? Und wenn das Kind dann tatsächlich kommt? Angeblich tut es höllisch weh. Und was |175| ist mit der Kohle? Wie soll ich denn noch jemanden mitversorgen? Als Kassiererin im Supermarkt bestimmt nicht.«
    »Das haben wir doch schon besprochen«, meinte ich. »Deine Großmutter hat ja zum Glück dieses Sparguthaben für dich eingerichtet. Davon werdet ihr leben.«
    Sie stöhnte. »Aber das Geld sollte fürs College sein«, jammerte sie. »Und nur fürs College.«
    »Logo«, sagte ich. »Du hast Recht. College ist im Augenblick das Wichtigste. Mann, Scarlett, du bekommst ein
Kind
. Und
du
musst für das Kind sorgen, denn ohne dich ist es hilflos.«
    »Mein Kind«, wiederholte sie. Ihre Stimme hallte hohl von den kühlen, blauen Wänden wider. »Mein Baby.«
    Da hörte ich das leise Knarren einer Tür. Und zwar nicht der Eingangstür, sondern der Tür zu einer Kabine ganz in unserer Nähe. Mit bösen Vorahnungen drehte ich mich um und entdeckte ein Paar Füße, die ich übersehen haben musste. Füße, die zu jemandem gehörten, der alles mitbekommen hatte. Aber es kam noch schlimmer. Viel schlimmer.
    »O mein Gott!« Ginny Tabor stand in ihrem weißen Pullöverchen vor mir. Ihre Lippen waren zu einem perfekten O geformt. »O mein Gott.«
    Scarlett schloss die Augen und vergrub das Gesicht in den Händen. Ich hörte das Summen der Neonlampen. Schweigen.
    »Ich sag’s nicht weiter«, meinte Ginny schließlich und ging rückwärts Richtung Tür. Ihre Augen huschten nervös von mir zu Scarlett und wieder zurück. »Ich schwöre euch, ich werde es keiner Menschenseele erzählen.«
    »Ginny, es ist nicht   –«
    |176| Sie unterbrach mich mit durchdringender Stimme: »Ich verrate niemandem etwas.« Sie stieß mit dem Rücken gegen die Tür, fummelte hektisch hinter sich, um den Knauf zu finden. »Ich schwöre«, wiederholte sie und verkrümelte sich. Bevor die Tür hinter ihr zufiel, sah ich kurz ein weißes Aufblitzen, dann war sie fort.
     
    Als wir in der Mittagspause zu Macons Wagen liefen, ernteten wir bereits jede Menge schräge Blicke. Die ganze Schule schien auf Scarletts Bauch zu starren, als wäre er seit der zweiten Stunde schlagartig dicker geworden, ja, als könnte das Baby jeden Moment herauskommen. Zum Essen zogen wir uns im Toyota hinter die Tanke zurück, gleich neben die Müllcontainer.
    »Komisch«, meinte Scarlett, während sie ihren zweiten Hotdog

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