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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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irgendetwas Falsches sagte. »Ich glaube, ich könnte ohne sie nicht weiterleben.«
    |165| »Ja«, antwortete er durch die Dunkelheit. Doch dabei drehte er den Kopf, weg von mir. »Am Anfang denkt man das.«
    Wir saßen in der stockfinsteren Nacht auf Beton, unter uns rauschte das Wasser und ich dachte an Michael Sherwood. Wie alles laufen würde, wenn er an jenem Abend nicht jene Straße entlanggefahren und noch bei uns wäre. Ob Scarlett dann das Baby auch behalten würde? Ob ich Macon je kennen gelernt hätte, je an diesen Ort gekommen wäre, so weit weg von zu Hause?
    »Aufgepasst«, meinte er plötzlich und sah auf das beleuchtete Zifferblatt seiner Armbanduhr. »Mach dich bereit.«
    »Für was?«
    »Du wirst schon sehen.« Er zog mich an sich, küsste mich auf den Nacken. Ich fühlte seine warmen Lippen, doch als ich mich zu ihm wandte, um ihn ebenfalls zu küs sen , ertönte plötzlich ein ohrenbetäubendes Zischen und Rauschen. Die Welt um uns flammte leuchtend grell auf. Im ersten Moment war ich richtig geblendet, als hätte je mand den Blitz seiner Kamera direkt auf mein Gesicht gerichtet. Ich hatte das Gefühl, nur noch Funkeln, Flimmern, Gleißen zu sehen, entzog mich Macon etwas und blickte mich um. Ich saß auf einem schmalen weißen Betonstreifen, von Schildern umringt, auf denen stand: ACHTUNG! BETRETEN VERBOTEN! LEBENSGEFAHR! Meine Füße baumelten über den Rand im Nichts. Ich beugte mich leicht vor. Macon schlang seine Arme um meine Taille und hielt mich fest, während ich, immer noch ziemlich benommen, über die Betonkante nach unten blinzelte und das Wasser, das ich die ganze Zeit gehört hatte, nun auch sah. Es rauschte Tausende von Metern unter |166| uns vorbei. Das Ganze war, als schlüge man die Augen auf und würde auf einmal merken, dass man gerade aus großer Höhe abstürzte. Der Damm öffnete sich ächzend, stöhnend. Ich zappelte in Macons Armen. Urplötzlich überfiel mich Panik. Es war so laut, so hell, die Welt lag kilometerweit unter uns.
    »Macon.« Ich versuchte wegzukrabbeln, weg vom Abgrund, zurück zu dem Weg, auf dem wir hergekommen waren. »Ich sollte jetzt besser   –«
    Da zog er mich zurück und küsste mich leidenschaftlich. Seine Hände wühlten in meinem Haar. Ich schloss die Augen, blendete alles aus, das Getöse, das gleißende Licht, das Wasser tief, tief unter uns. Und spürte es, spürte es unvermittelt zum ersten Mal: den Rausch des Abgrunds, dieses wahnwitzige, aufgekratzte Gefühl, am Rand zu stehen und sich trotz allem festzuhalten, während sich die Welt wie verrückt um einen dreht. Ich erwiderte Macons Küsse genauso leidenschaftlich. Ließ das Mädchen los, das ich zu Beginn der Sommerferien gewesen war, am Grand Canyon. In diesem Moment, als ich mich wie im freien Fall fühlte, in der Luft, ohne Netz und doppelten Boden, spür te ich, wie jenes Mädchen von mir abfiel und nie mehr wiederkommen würde.

|167| Kapitel acht
    »Okay, lass mal sehen . . . Gelüste nach bestimmten Nahrungsmitteln.«
    »Stimmt.«
    »Und das genaue Gegenteil, also totalen Ekel vor Essen.«
    »Igitt, ja. Stimmt.« »Kopfschmerzen.«
    »Stimmt.«
    »Extreme Stimmungsschwankungen«, sagte ich. »Moment, das beantworte
ich
. Stimmt nämlich auch.«
    »Halt die Klappe«, meinte Scarlett, rupfte mir das Buch aus der Hand und ließ sich gegen die Rücklehne sacken. Wir saßen in ihrem Auto und warteten aufs erste Klingeln. Seit ich meinen Führerschein hatte, ließ sie immer mich fahren. Sie stopfte gerade Salzstangen in sich rein und trank Saft, das Einzige, was sie noch bei sich behalten konnte. Ich versuchte währenddessen meine Kartoffelchips so rasch und unauffällig wie möglich zu vertilgen.
    »Wart’s ab.« Ich steckte noch ein paar Chips in den Mund. »In dem Buch steht, dass die Morgenübelkeit am Ende des vierten Schwangerschaftsmonats allmählich vergeht.«
    »Na
toll
«, fauchte sie. In letzter Zeit war sie oft unerträglich |168| zickig. »Deine Chips
stinken
. Ich glaube, ich muss gleich kotzen.«
    »Tut mir Leid.« Ich kurbelte das Fenster auf meiner Seite runter und hielt meine Chipstüte betont weit hinaus; mein Kopf folgte, und so aß ich meine Chips, damit sie auch ja weit genug weg von ihr waren und der Chipsgeruch nicht länger das Wageninnere verpestete. »Du weißt doch, was die Ärztin gesagt hat. Die Übelkeit ist völlig normal.«
    »Ja, ich hab’s begriffen.« Sie aß noch eine Salzstange und spülte sie mit einem Schluck Saft hinunter. »Trotzdem ist das

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