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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Papier klebte. Ich konzentrierte mich auf das Violett in meiner Hand. »Ja, ich schätze schon.«
    »Der Typ ist okay.« Sie griff über mich hinweg, um ein paar Bogen knallroten Papiers aus dem Regal zu holen. »Trotzdem habe ich das Gefühl, ich sollte dich warnen. So unter Freundinnen. Pass auf dich auf.«
    Ich sah sie an. Trotz zerschlissener Jeans und strähnigem Haar – natürlich auf strähnig gestylt – war und blieb Elizabeth Gunderson Anführerin der Cheerleader-Truppe. Sie war die Queen unserer Schule, die natürliche Schönheit mit der makellosen Haut, das Mädchen, das nichts machen musste, um perfekt auszusehen. Sie hätte direkt den Seiten von
Seventeen
entsprungen sein können. Elizabeth Gunderson war nicht meine Freundin. Sie war nicht wie ich. Nicht im Geringsten. Sie kannte mich überhaupt nicht.
    »Ich meine«, fuhr sie fort, trat wieder etwas zurück und klemmte den roten Papierbogen ebenfalls unter ihren Arm, »er kann echt süß sein, hat aber auch schon ein paar Mädchen richtig mies behandelt. Zum Beispiel meine Freundin Rachel. Hat sie voll ausgenutzt und jetzt redet er nicht mal mehr mit ihr. In dem Stil eben.«
    »Ja, danke.« Ich versuchte an ihr vorbeizugehen, doch sie blieb stehen, wo sie stand, und sah mich unverwandt an.
    »Als ich mit Michael zusammen war, habe ich Macon ziemlich gut kennen gelernt.« Sie sprach seinen Namen betont langsam aus – wohl, damit ich auch kapierte, worum es ging. »Ich wusste einfach nicht, ob du eine Ahnung hast, wie er drauf ist. Mit Frauen und so.«
    Und ich wusste nicht, was ich sagen, wie ich mich wehren sollte, deshalb schlüpfte ich nun doch an ihr vorbei, |172| wobei ich mit der Schulter gegen das Regal rumpelte. Egal, Hauptsache weg.
    »Ich fand, du solltest das erfahren, bevor du dich zu sehr auf ihn einlässt«, rief sie mir nach. »Ich an deiner Stelle – ich würde so etwas wissen wollen.«
    Ich stürmte ins Klassenzimmer. Als ich mich umdrehte, merkte ich, dass sie mich immer noch beobachtete. Sie stand inzwischen am Papierschneidegerät und redete mit Ginny Tabor, die für derlei Gespräche und Spannungen einen eingebauten Radar besaß. Ich warf das Papier auf den Tisch neben Scarlett und setzte mich auf meinen Stuhl.
    »Rate mal, was mir gerade passiert ist?«, fing ich an. »Es war wirklich unglaublich. Da stehe ich völlig harmlos im Lager rum und plötzlich   –«
    Weiter kam ich nicht, denn sie schob ihren Stuhl so abrupt zurück, dass er fast umkippte, und rannte Richtung Klo, Hand auf den Mund gepresst.
    »Scarlett?« Mrs Pate stand immer ein bisschen unter Strom; irgendwelche plötzlichen Bewegungen oder Gefühlsausbrüche bei ihren Schülern machten sie nervös. Sie hatte sich neben der Papierschneidemaschine postiert und passte auf, dass sich niemand einen Finger absäbelte. »Halley, ist alles in Ordnung mit ihr?«
    »Bloß eine Erkältung«, meinte ich. »Ich schau mal nach, wie’s ihr geht, okay?«
    »Natürlich.« Mrs Pate wandte sich bereits wieder Michelle Long zu, die drauf und dran war ihre Hand zu verstümmeln, so fahrlässig fuhrwerkte sie mit der Schneidemaschine herum. »Warte, Michelle. Schau doch mal genau hin. Was tust du denn da?
Siehst
du das denn nicht?«
    Scarlett kniete in der hintersten Kabine, den Kopf über der Schüssel. Ich befeuchtete einige Papierhandtücher, |173| brachte sie ihr und meinte: »Es kann nur besser werden. Irgendwann wird es besser, ich verspreche es dir.«
    Sie schniefte vor sich hin, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Sie tat mir so Leid. »Sind wir allein?«, fragte sie.
    Ich lief an den Kabinen entlang und spähte unter jede einzelne Tür, ob man irgendwelche Füße sehen konnte. Kein Mensch da. Nur wir, die dunkelblauen Betonwände der Mädchentoilette und ein tropfender Wasserhahn.
    Scarlett kauerte sich auf die Fersen, tupfte sich das Gesicht mit den nassen Papierhandtüchern ab, schniefte noch einmal und sagte mit erstickter Stimme: »Es ist das Letzte! Du ahnst nicht, wie ätzend es ist.«
    »Du Ärmste.« Ich ermahnte mich, nicht vom vierten Schwangerschaftsmonat zu sprechen und dass von da an alles besser werden würde. Nicht von dem Glück, Mutter zu werden, nicht von dem Leben, das in ihr wuchs. Derlei Argumente hatten noch nie etwas gebracht, so sehr ich mich auch bemühte. »Ich ahne, wie schwer es ist.«
    Sie wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab, schloss die Augen. »Wenn ich früher schwangere Frauen gesehen habe, wirkten sie immer so . . . na, so

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