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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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ordentlicher Zahltag. Was brauchen Sie von mir?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich muss nach London.«
    Marcel lachte. Im Vergleich zu Dick Marins unvermitteltem, bellenden Auflachen klang das, was ich hier hören musste, dekadent und unergründlich. Marcels ganzer fetter Leib vibrierte vor Belustigung. »Oh, Mr Cates«, sagte er schließlich. »Das ist wirklich gut! Solch ein Transport ist schon normalerweise durchaus kostspielig. In unruhigen Zeiten ist er verdammt noch mal völlig unmöglich. Mir ist völlig egal, was für einen dicken Fisch Sie an der Angel zu haben glauben. Das können Sie sich nicht leisten.«
    Ich schluckte. »Sie haben schon von mir gehört?«
    Nun war es an Marcel, mit den Achseln zu zucken; er lachte immer noch in sich hinein und wischte sich über die Augen. »Ihr Ruf ist mir zumindest bekannt, Mr Cates. Ein ordentlicher Revolverheld. Zuverlässig. Vielleicht nicht gerade ein Canny Orel, aber doch durchaus fähig.«
    Schon wieder Canny Orel – der wurde ja allmählich zu meinem Schutzheiligen! Es hieß, er habe mehr als einhundert Auftragsmorde begangen, doch seit einiger Zeit hörte man auf der Straße nichts mehr von ihm. Zu seiner aktiven Zeit hatte Orels Organisation wirklich jeden beseitigt – Verbrecher, Cops, Politiker – und war dabei stets straflos ausgegangen. Mittlerweile war Canny schon eine echte Legende. Bei so alten Geschichten wusste man natürlich nie, wie sehr sie im Laufe der Zeit gewachsen waren. Aber selbst wenn man drei Viertel dessen, was man hörte, als hoffnungslose Übertreibung abtat, mussten die Leute aus Orels Organisation wirklich hartgesottene Burschen gewesen sein, mit denen ich mich ganz bestimmt nicht hätte anlegen wollen. Wer auch immer irgendwelche Kontakte zu den Dúnmharú hatte, war automatisch der Boss – ganz egal, wo er sich gerade befinden mochte. »Sie kennen meinen Ruf. Sie wissen, dass ich keinen Scheiß baue.«
    Wieder zuckte Marcel die Achseln, und mit einem Mal schwand aus seiner Miene jegliche Gutmütigkeit. »Wer wirklich verzweifelt ist, kann seinen Ruf sehr, sehr schnell vergessen.«
    Die Nahost-Frau kam wieder in die Lobby, näherte sich uns, beugte sich zu Marcel hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Wieder riss Marcel die Schweinsäuglein auf. Dann blickte er mich einige Momente lang schweigend an.
    »Mr Cates, Sie sind tatsächlich kreditwürdig. Ich denke, ich kann Sie noch heute Abend ins Flugzeug setzen. Wir müssen uns nur noch auf einen Preis einigen.«
    Ich blinzelte ihn an. »Was zum Teufel hat sie denn herausgefunden?«
    Marcel lächelte. »Nur, dass Sie kreditwürdig sind, Mr Cates. Und der Preis?«
    Ein Hoch auf Leute, die ihre Klappe nicht halten können, dachte ich. Marcel musste gehört haben, dass mir eine gewaltige Zahlung ins Haus stand. Eine Zahlung aus einer Quelle, auf die man sich auch verlassen konnte. Ich zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche und warf es Marcel zu. »Schreiben Sie eine Zahl auf. Ich bezahle Sie, sobald meine Arbeit erledigt ist.«
    Kurz hielt mein Gegenüber inne, betrachtete mich erneut, dann lachte er lauthals auf; gleichzeitig schrieb er eine Zahl auf das Papier – mit der Sorgfalt eines Schulanfängers. Als er mir das Notizbuch wieder zurückwarf, lachte er erneut. »Mr Cates, sind Sie bereit, sich als jemand auszugeben, der sehr, sehr wohlhabend ist, und dem es gestattet wurde, trotz der Ausschreitungen hier nach London zu fliegen?«
    Ich warf einen Blick auf die Zahl, die er aufgeschrieben hatte, musste mich sehr zusammennehmen, um mir mein Entsetzen nicht anmerken zu lassen, und zuckte dann die Achseln. »Klar. Warum nicht?«
    Marcel lachte immer noch, und schon bald hatte sich sein ganzer Hofstaat angeschlossen. »Ach, Mr Cates, was gedenken Sie denn hinsichtlich Ihrer Kleidung zu unternehmen?« Marcel explodierte regelrecht vor Lachen. »Der Hochadel ist es nicht gewohnt, durch Abwasserkanäle zu stapfen!«
    Ich blickte an mir hinab. Ich war tatsächlich von Kopf bis Fuß völlig dreckverkrustet.
    Dann grinste ich Marcel an. »Ach, Scheiße. Da draußen finden doch Ausschreitungen statt! Ich werd mir einfach ein paar Sachen zusammenklauen.«

XVII
    Alle menschlichen Wesen,
    ob errettet oder nicht
     
    01001
     
     
    Etwa zu der Zeit, da der Kaffee serviert wurde, wäre ich beinahe ausgeflippt.
    Marcel hatte wirklich erstklassige Arbeit geleistet – im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte mich nicht nur an Bord eines Flieger geschafft, er hatte mir einen Sitzplatz in der

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