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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Leben kam. Die allgemeine Ansicht lautete, man dürfe die armen Schweine auf der Straße niemals glauben lassen, sie könnten es wirklich schaffen, einen System-Cop umzubringen. Das Volk musst glauben, die Hand Gottes persönlich würde vom Himmel herniederfahren und sie erschlagen, wenn auch nur ein einziger Tropfen SSD-Blut vergossen würde. Die ›Hand Gottes‹ nahm hier die Form eines Schwebers an, einiger Sturmtruppen und einer Gruppe unseliger Brecher, die im Laufschritt auf den Square marschierten, um dort einen Ring um das Feuergefecht zu ziehen, den Blick nach außen gerichtet, sodass sie den Sturmtruppen den Rücken freihalten konnten.
    Auch der Mönch war jetzt verschwunden, doch das ignorierte ich. Dieser Mönch interessierte mich nicht. Ich suchte Kev Gatz’ alten Zimmergenossen, den Bescheuerten Käskopp. Über ihn glaubte ich, seine Quelle für genetische Erweiterungen finden zu können, diesen Marcel, den Gatz für praktisch jede illegale Dienstleistung empfahl.
    Kev hatte mir genügend Hintergrundinformationen über den Dutchman gegeben, um wenigstens anfangen zu können, und auf manche meiner Kontakte konnte ich mich selbst mitten während eines Aufstandes noch verlassen. Bei ›Pickering’s‹ hatte man sich auf den Kriegszustand eingestellt, doch man konnte dort immer noch schlechten Fusel und Informationen erstehen. Pick selbst hatte sein kleines Hinterzimmer verlassen und schleppte sich jetzt auf seinen grotesk dünnen Beinchen unter dem ballonartig aufgedunsenen Körper schnaufend durch den Raum, um mir eine Standpauke zu halten und sich über die Vollidioten zu beklagen, die diese Stadt gerade in Schutt und Asche legten.
    Der Bescheuerte Käskopp verdiente sich seinen Lebensunterhalt damit, sich als Leibwächter für andere Gauner zu verdingen, die in der Nahrungskette ein wenig höher standen als er selbst. Auf diese Weise konnte er auch seine illegalen Genspleiß-Erweiterungen bezahlen. Wie die meisten Erweiterungsjunkies war auch bei ihm alles weit mehr Schein als Sein. Die Erweiterungen, die ihn zu einem gewaltigen, beeindruckenden Muskelpaket machten, hatten seine Knochen geschwächt und seinen gesamten Stoffwechsel gefährlich aus dem Gleichgewicht gebracht – und das bedeutete, er war so empfindlich wie ein aus dem Nest gefallener Vogel, und auch wenn er wirklich sehr kräftig war, sah es mit seiner Ausdauer ganz, ganz anders aus. Doch während Krisen wie dieser bestand kein Bedarf an seinen Diensten, weil alle etwas intelligenteren Gauner sich in sichere Verstecke verkrochen hatten und nur darauf warteten, dass sich der SSD-Sturm wieder legte. In solchen Situationen glich der Dutchman all die Aufträge, die ihm so entgingen, dadurch aus, dass er die Kuriere einiger Drogenköche begleitete. Da der Gebrauch jeglicher Drogen in Zeiten sozialer Unruhe sprunghaft anstieg, machte er derzeit Überstunden und folgte mit leicht vorhersagbaren Zeitplänen festgelegten Routen.
    Ich sah zu, wie er zusammen mit zwei Kumpanen den Platz betrat und das Gemetzel einfach ignorierte, das in nur wenigen Hundert Metern Entfernung stattfand. Es war nicht schwer, den Dutchman zu erkennen: Er war mehr als zwei Meter groß und dabei wirklich unglaublich muskulös. Er hielt die Arme immer ein wenig ausgebreitet, weil er sie bei all den Muskelpaketen überhaupt nicht mehr an den Körper anlegen konnte. Einen Hals hatte er nicht; stattdessen verband ein baumstammdickes Sehnengeflecht den Rumpf mit seinem groben, stets roten Gesicht. Seine Hände hatten Ähnlichkeiten mit Schaufeln. Er hatte eine äußerst hässliche Pumpgun bei sich, alt, aber funktionstüchtig, und seine Beine wirkten, als seien sie aus sehr robustem Stein gemeißelt. Wie viele andere durchgeknallte Erweiterungs-Junkies trug er einen hautengen Latexanzug, um seine Vorzüge auch zur Schau stellen zu können. Kurz blickte er zu einer Gruppe erschöpft wirkender Brecher hinüber, und einige quittierten seinen Blick mit einem kurzen Nicken. Wenigstens hatte der Dutchman seine Rechnungen bezahlt.
    Während er weiterstapfte, vibrierte und wackelte jedes einzelne Muskelpaket. Derartige Genspleiß-Muskeln hatten nichts Natürliches an sich. Ein einziger Blick auf diesen Schwachkopf reichte mir schon, um genau zu wissen, dass er in aller-spätestens zwei Jahren, wahrscheinlich schon früher, einen katastrophalen Gen-Zusammenbruch erleiden würde, nach dem von ihm nicht mehr viel übrig bleiben würde als eine Pfütze rötlichen Eiters. Aber er sah

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