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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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dienstlichen Fehlverhaltens kürzlich von der Abteilung für Interne Ermittlungen in Gewahrsam genommen, steht nun im Verdacht, in New York City zwei System-Bürger körperlich angegriffen zu haben.«
    Ich starrte das Foto aus seiner Personalakte an. Auch dort blitzte in seinen blauen Augen der Wahnsinn, und selbst noch auf dem flachen Bildschirm vor mir schienen diese Augen niemals stillzustehen.
    »Der System-Sicherheitsdienst hat jeglichen Kommentar zu Captain Dawson abgelehnt. Die Cyber-Kirche ließ in einer Pressemitteilung, die uns aus ihrer Zentrale in London erreichte, lediglich verlautbaren, ich zitiere: ›Kein Bruder der Kirche würde jemals gewalttätig handeln oder es darauf anlegen, seine Mitmenschen zu verletzen. Die Cyber-Kirche erachtet alle menschlichen Wesen, ob errettet oder nicht, als eine große Familie und hat lediglich das Ziel, die gesamte menschliche Spezies zu Gott zu führen.‹ Dawson, der fünfzehn Jahre lang beim SSD tätig war, vor allem im Stadtgebiet von New York, hat sich Berichten zufolge mehrmals selbst identifiziert, während er hemmungslos auf seine Opfer …«
    Mit einer Handbewegung brachte ich das Gerät wieder zum Schweigen. Immer noch starrte mich Dawsons Gesicht vom Bildschirm aus an, während Harper ihren Bericht beendete, dann verschwand es endlich. Mit einer weiteren Geste schaltete ich das Vid ganz aus.
    Die Frau vor mir drehte sich erneut zu mir um. Leibhaftig wirkte sie deutlich älter – sie hatte doch mehr Fältchen im Gesicht-, aber jetzt gab es ja diese ›Glättungs-Technik‹, und so konnte man jeden so alt oder so jung wirken lassen, wie man wollte. »Erschreckend, was? Das ist das erste Mal überhaupt, dass ein Mönch ganz offiziell unter dem Verdacht steht, gewalttätig geworden zu sein. Musste wohl irgendwann mal passieren. Die fangen als Menschen an – und normalerweise sind es nicht gerade die besten Menschen der Stadt.« Nachdenklich schaute mich die Frau an. »Kenne ich Sie nicht irgendwoher? Sie kommen mir so bekannt vor.«
    Scheiß-Vid-Reporter! Ich hätte wunderbar hinter irgendeinem Aristokraten sitzen können, der die Nase darüber rümpfte, welchen Abschaum man heutzutage an Bord dieser Flieger ließ, aber ich musste natürlich ausgerechnet jemanden erwischen, der sein ganzes Leben damit verbrachte, in den Datenbanken des SSD herumzuschnüffeln!
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Einige Sekunden lang schaute sie mich an, dann stellte sie sehr deutlich zur Schau, das Interesse zu verlieren. »Ich bin wohl übermüdet. In den letzten vierundzwanzig Stunden war ich die ganze Zeit mit irgendwelchen Stadt-Ratten beschäftigt, die ihre eigenen Häuser in Brand gesteckt haben. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie gestört habe.«
    Ich starrte die Rückenlehne ihres Sessels an. Das war genau der Scheiß, den ich jetzt so gar nicht gebrauchen konnte. Ich wusste, sie würde sich an mein Gesicht erinnern und ein paar Erkundigungen einziehen. Sonst wäre sie ja wohl kaum Vid-Reporterin geworden. Auch an Dawson musste ich denken. Diese Ms Harper hatte natürlich recht: Bislang war noch kein Mönch in ein Verbrechen involviert gewesen oder dessen beschuldigt worden, und schon gar nicht eines Verbrechens, bei dem es um Gewalttätigkeit ging – wobei natürlich die Millionen mutmaßlicher Morde nicht mitgezählt sind, die sie begangen haben, um in der üblichen Weise neue Rekruten zu finden, dachte ich säuerlich. Marin hatte mir erzählt, die Mönche würden allesamt durch einen Verhaltens-Chip gesteuert, und das menschliche Gehirn im Inneren dieses Cyborg-Körpers würde vermutlich vor Qual schreien, während es das grundlegende Betriebssystem und die Bewegungssubroutinen lieferte – ganz zu schweigen von der Hirnwellen-Kennung, die allen Mönch-Bürgern des Systems zu eigen war. Ich dachte über die Möglichkeit nach, dieser Steuerungs-Chip könne bei Dawson irgendwie eine Fehlfunktion erlitten haben. Vielleicht war er immer noch der gleiche wahnsinnige Bastard, den umzubringen ich versucht hatte, nur jetzt eben in einem Metall-Körper: bis an die Zähne bewaffnet und mit unbeschränktem Zugriff auf die Datenbanken und das Netzwerk der Cyber-Kirche. Das barg auch die ungewisse Möglichkeit, dass man Dawson ganz gezielt auf mich angesetzt hatte – er sollte mich töten, während die CK in durchaus glaubwürdiger Art und Weise alles abstreiten konnte.
    Der heutige Tag wurde für Avery Cates auf jeden Fall zu etwas ganz Besonderem. Ich rief den

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