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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Ersten Klasse organisiert – zusammen mit einem gefälschten Ausweis und der sehr ernsthaft vorgebrachten Ermahnung, ich solle mir angemessene Kleidung besorgen und mich ein wenig säubern. Das war mir recht leicht gefallen. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen, und der SSD rückte systematisch immer weiter vor, ohne irgendetwas zu überstürzen -wahrscheinlich, weil sie an der ganzen Situation entschieden zu viel Spaß hatten. Ich folgte einer kleinen Gruppe fröhlicher Gestalten die Straße hinab in Richtung Innenstadt und wartete nur darauf, dass sie ein angemessenes Gebäude ausplünderten. Der Eigentümer war einer dieser dämlichen, reichen Scheißkerle, die sich dafür entschieden hatten, hier zu bleiben und ihr Eigentum zu verteidigen; nun tauchte er auf, mit langem, silbrigem Haar und einem Hausmantel aus Seide. In jeder Hand hielt er eine funkelnagelneue Roon, als hielte er sich für Buffalo Bill oder sonst wen. Ungefähr vier der fröhlichen Gestalten erledigte er, bevor sie durch die Fenster sein Haus stürmten, und als ich ihn kurz darauf zum letzten Mal sah, rannte er panisch die Straße hinab: Sein Haar stand in Flammen.
    Kurz darauf tat sein Haus es seiner Frisur gleich, und die Gestalten huschten wie die Ratten in Zweier- und Dreiergruppen davon; jeder von ihnen hatte die Arme voll beladen mit allem, was sich rasch verkaufen ließ. Ich wartete, bis sie alle fort waren, schätzte ab, wie rasch sich das Feuer ausbreiten würde, und ging dann ins Haus hinein. Dort duschte ich kurz und suchte mir neue Klamotten zusammen. Wirklich reiche Leute sorgten bei ihren Häusern für ordentlichen Brandschutz; die dabei eingesetzten Mittel verhinderten einige Jahre lang jegliche Brände, und selbst wenn die Brandschutzmittel schließlich alterten und sich allmählich zersetzten, reichten sie doch immer noch aus, um die Ausbreitung eines Feuers beträchtlich zu verlangsamen – es dauerte Stunden, bis ein derart behandeltes Haus tatsächlich abgebrannt war, und ich wusste sehr wohl, dass man in der Zeit in aller Gemütsruhe einen Koffer zusammenpacken und sich sogar noch ein wenig aufs Ohr hauen konnte, bevor das Feuer zu einem ernstlichen Problem wurde. Als ich das Gebäude schließlich wieder verließ, brannte es langsam, aber stetig; ich selbst war frisch rasiert und hatte mich mit teuren Handtüchern so kräftig abgenibbelt, dass meine Haut jetzt schweinchenrosa war. Angelegt hatte ich einen der Anzüge des armen Kerls, der bis vorhin hier gewohnt hatte.
    Ich hatte es nicht über mich gebracht, auch seine Unterwäsche anzuziehen, und die fröhlichen Gestalten von der Straße hatten nichts zurückgelassen, das noch irgendwie von Wert gewesen wäre.
    Es wäre natürlich nett gewesen, jetzt einen Schweber zu klauen und richtig stilvoll zum Flughafen zu gelangen, doch der SSD hatte sämtlichen Flugverkehr über ganz New York untersagt und hätte mich sofort abgeschossen, also musste ich mein Ziel zu Fuß erreichen. Das Madison-Square-Startfeld hatten die System-Cops bereits wieder fest im Griff, daher waren einige Luftschiffe immer noch unterwegs – für VIPs und unabdingbaren Handelsverkehr. Der Weg war weit, doch ich konnte ungehindert das Tor passieren, an dem zwei gelangweilte Brecher Wache schoben. Glücklicherweise kannte ich die beiden nicht, und sie waren zu mir so freundlich wie nur was, auch wenn sie ein wenig missgestimmt wirkten. Sie nannten mich ›Mister‹ und wünschten mir einen schönen Tag, nachdem sie kurz mit ihren gelben Augen einen Blick auf meinen Ausweis geworfen hatten. Es lag eindeutig an der Kleidung – niemand sah in mir mehr als einen sauberen Kerl in teuren Klamotten. Hätten sie genauer aufgepasst, wären ihnen vielleicht meine schlechten Zähne aufgefallen, die Narben oder mein Akzent-doch sie passten eben nicht genauer auf. Man hätte den beiden einen handgemalten Ausweis entgegenstrecken können, auf dem auch noch der Name falsch geschrieben war, und sie hätten dennoch jeden einfach durchgewinkt, solange er nur reich genug aussah. Reich auszusehen war ein Trick, den jeder halbwegs vernünftige Gauner schon sehr rasch auf der Pfanne hatte.
    Und dann konnte ich ungehindert in den Hochleistungs-Langstreckenschweber einsteigen und mich in einen bequemen Sitz fallen lassen, unmittelbar hinter einer attraktiven Rothaarigen mit echter Porzellanhaut. Ich kannte sie aus den Vids, und innerhalb von fünf Minuten drückte mir jemand auch noch ein Glas Bier in die Hand. Der Sitz war

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