Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche
einzelne Wort nur sehr langsam aus irgendeinem Brunnen tief in meinem Innersten heraufgepumpt. »Wir müssen nach New York. Sicher, ja, dieser Mönch wird genau dorthin reisen, und er rechnet auch damit, Sie dort zu finden. Hat er Sie nicht sogar eigens angewiesen, wieder dorthin zurückzufahren?«
Ich nickte und spürte erst jetzt, wie benebelt ich doch war. »Ja, Ty, das hat er tatsächlich getan. Und genau deswegen denke ich auch, dass wir das nicht tun sollten. Der Blechkopf möchte, dass ich zurückfahre, damit ich diese Scheiße noch weiter verbreite. Ich glaube, noch ist nicht der kritische Punkt erreicht, ab dem diese Infektion unaufhaltsam ist.«
»Mr Cates, wenn dieser Mönch von Ihnen erwartet, dass Sie wieder zurückfahren, dann müssen Sie auch zurückfahren. Wenn Sie das nicht tun, dann sind Sie für ihn nicht mehr von Nutzen. Und dann wird er Sie einfach ausschalten.«
Ich verzog das Gesicht, als meine Krankenschwester geschickt die Schiene festschnallte: fest genug, um auch noch den letzten Rest Blutzirkulation abzuschnüren. »Wovon zum Teufel redest du da überhaupt?«
»Ihr Eindämmungsfeld, Mr Cates. Das wird ferngesteuert und kann jederzeit deaktiviert werden. Und dadurch würden Mr? Nanobots effektiv in genau die gleichen tödlichen Dinger verwandelt werden, die allen anderen den Tod bringen. Sie und alle diejenigen, die derzeit noch innerhalb der Reichweite Ihres Eindämmungsfeldes überleben können, werden schon bald sterben – genau wie alle anderen. Der Mönch hält das Feld derzeit noch aufrecht, weil er will, dass Sie diese Seuche weiterverbreiten – warum das so ist, weiß Ty auch nicht. Denn es gibt ein ganzes Dutzend effektiverer Methoden, bei dieser Sache hier den kritischen Punkt zu erreichen. Aber wenn Sie nicht genau das tun, was er von Ihnen erwartet, was hält ihn denn dann noch davon ab, einfach den Schalter umzulegen?« Ein blechernes Seufzen drang aus den unsichtbaren Lautsprechern. »Mr Cates, Sie müssen wie angewiesen nach New York zurückkehren. Es muss so wirken, als würden Sie Ihre Befehle genauestens befolgen, während ich mich daranmache, eine Lösung zu finden.«
Die Sturmtrupplerin war mit meinem Bein fertig. »Nichts zu danken, ne?«, sagte sie steif, sammelte ihre Ausrüstung zusammen und verließ das Cockpit. Einige Sekunden lang saßen wir alle nur schweigend da. Plötzlich war aus der Kabine lautstarker Tumult zu hören – Streit zwischen den Sturmtruppen.
»Verdammt«, murmelte ich. Dann schaute ich Hense an. »Gibt es in New York irgendwelche Forschungszentren oder Anlagen, die wir Ihrer Ansicht nach nutzen könnten?«
Sie schaute zu mir herüber. Wir alle dachten genau das Gleiche: Ty Kieth quer durch die Welt zu gondeln, sodass er Stunden oder sogar Tage damit verbringen könnte, seine eigene Schöpfung irgendwie auszuhebeln, war reine Zeitverschwendung, wenn eine einzige Kugel, gezielt in den Hinterkopf des Techies gesetzt, das ganze Problem sofort sauber lösen würde. Dieser Gedanke gefiel mir überhaupt nicht in gewisser Weise gehörte Ty immer noch zu meinem Team. Wir hatten uns wirklich nicht im Streit getrennt; er hatte immer mit völlig offenen Karten gespielt. Man hatte ihn hereingelegt- Belling hatte ihn verraten. Und ihn dafür mit einer Kugel durch den Kopf zu belohnen ging mir völlig gegen den Strich. Aber dann musste ich wieder an Glee denken und daran, dass auf Millionen anderer – einschließlich aller, die ich kannte – der Tod wartete. Es war wirklich schwierig, sich über diese Sache mit dem Kosmos an sich zu streiten. Aber solange sich Ty versteckt hielt, mussten wir genau darauf achten, was wir sagten.
»Es gibt einen Notfall-Bunker in Manhattan«, sagte Hense langsam, während sie blicklos in die Kabine des Schwebers starrte. »Aber ich weiß nicht, ob der immer noch genutzt wird, ob er sich in der Hand des SSD befindet oder ob ich überhaupt noch eine Zugangsberechtigung habe, nachdem …« Sie beendete den Satz nicht, legte die Stirn in Falten und ging dann ohne ein weiteres Wort mit schnellen Schritten in die Kabine hinüber.
»Mr Gates«, sagte Ty leise, »woher weiß Ty, dass Sie ihn nicht einfach hinrichten werden, sobald sich eine Gelegenheit dazu bietet? Woher weiß Ty, dass Sie ihn nicht umbringen?«
Ich erkaufte mir ein wenig Zeit dadurch, mich wieder auf die Beine zu wuchten, und achtete dabei sorgsam darauf, es noch viel schwieriger aussehen zu lassen, als es eigentlich war. Diese Schiene leistete
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