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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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liege ein riesiger Felsbrocken auf mir. Eine von Happlings Händen löste sich von meinem Hals, sodass ich kurz Luft einsaugen konnte. Überrascht von dieser unerwarteten Gelegenheit öffnete ich weit den Mund. Und das war ein Fehler, denn plötzlich hatte ich den Lauf von Happlings Pistole zwischen den Lippen. Er rammte mir die Waffe so heftig in den Hals, dass er mir dabei einen ohnehin schon gelockerten Zahn ausschlug. Der Zahn rutschte mir bis zum Zäpfchen und brachte mich zum Würgen.
    »Das hier hat der Spook übersehen«, keuchte Happling. »Das ist eine modifizierte M-Neunzehn-Elf Halbautomatik. Keine Standardausführung, aber wir alle haben nun einmal unsere Hobbys. Dieses Ding ist scheiß-alt. Stammt noch aus der Zeit vor dem ›Großen V‹. Heutzutage kriegt man dafür nicht einmal mehr Munition. Ich habe noch drei Kugeln übrig, du Dreckskerl. Hier liegen ein paar tote Cops. Und du kennst dieses Scheiß-Monster da draußen? Du hast dem den Scheiß-Techie ausgeliefert?« Er keuchte ein paar Mal; warm spürte ich seinen Atem auf dem Gesicht. »Diese drei Schuss habe ich mir aufbewahrt. Und im Augenblick denke ich ernstlich darüber nach, dir gleich alle drei auf einmal zu verpassen – sozusagen als kleines Geschenk.«
    Dieses Mal war es der Lauf der Waffe, der mich würgen ließ; ich hörte ein feuchtes Schmatzen.
    »Jou, klar – wenn ich dich umbringe, bringe ich mich auch selbst um. Das habe ich kapiert, du Arschloch! Ich hätte dich schon im ›Rock‹ umbringen sollen, du Scheiß-Cop-Killer!«
    »Captain Happling!«, hörte ich Hense bellen. Ich war erstaunt, zu welcher Lautstärke diese kleine Frau in der Lage war. »Hören Sie auf!«
    Träge fragte ich mich, wie oft Happling mich wohl noch beinahe umbringen würde. Noch nie hatte ich so hellgrüne Augen gesehen wie bei diesem Riesencop. Es war fast, als ließe ein Fäulnisprozess ihn von innen heraus leuchten. Dazu waren diese Augen blutunterlaufen, und seine Augäpfel wirkten widernatürlich weiß. Die Pupillen waren geweitet. Dieser Mann war schlichtweg wahnsinnig. Mit der Zunge fuhr ich über das Metall des Pistolenlaufs und dachte kurz nach. Nachdem ich vorsichtig ein Gemisch aus Sauerstoff und Schleim eingesogen hatte -durch das, was früher einmal meine Nase gewesen war –, beschloss ich: Dieses Arschloch kann mich mal. Wie ein Amateur hatte der Kerl zugelassen, dass ich meine Arme frei bewegen konnte, also schlängelte ich eine Hand zwischen uns und packte ihn fest an den Eiern. Kurz erstarrte der Cop, und im gleichen Moment rammte ich ihm meine Stirn gegen die Nase und machte eine Beinschere. Damit schleuderte ich Happling zur Seite wie einen nassen Sack. Der Schwung der Bewegung sorgte dafür, dass jetzt ich auf ihm hockte. Mit aller Kraft presste ich seine Handgelenke in den Dreck. Happling war ungefähr sechsmal so groß wie ich, deswegen hätte er mich bestimmt problemlos abwerfen können, aber einen Moment lang starrten wir einander nur wortlos in die Augen.
    »Captain Happling!«, brüllte Hense erneut. »Hören Sie sofort auf, verdammt noch mal!«
    Happling kniff die Augen zusammen. »Jawohl, Sir«, flüsterte er kaum hörbar, den Blick immer noch fest auf mich gerichtet. Ich ließ den Mann los und rollte mich zur Seite. Dann blieb ich einen Moment lang auf dem Boden liegen und rang nach Luft. Sofort kniete Hense neben mir; sie wirkte erstaunlich frisch und gepflegt.
    »Cates«, sagte sie mit dieser tonlosen, desinteressierten Stimme, »haben Sie uns irgendetwas zu sagen?«
    »Der Mönch da … der Anführer – den kenne ich noch aus der Zeit, als er … bevor er zum Mönch wurde.« Ich habe ihn sterben sehen. Ich war schuld an seinem Tod. »Wir kennen uns seit langer Zeit.«
    Ihre Miene veränderte sich nicht. »Also hat man Sie vielleicht nicht ganz zufällig7.um Indexpatienten gemacht?«
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich zu ihr empor. »Könnte sein.« Stöhnend setzte ich mich auf und zwang den Colonel dazu, wieder aufzustehen. »Er war – ist – ein Psioniker. Ein ›Pusher‹. Ist aber egal. Es hat sich nichts geändert. Wir müssen Kieth aufspüren. Wir müssen herausfinden, wohin die wollen. Lebt Ihr Mr Marko noch?«
    Hense nickte, streckte mir eine erfreulich trockene Hand entgegen und half mir mit erstaunlicher Kraft auf die Beine. »Ja. Er hat Todesangst, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass das bei ihm nicht ungewöhnlich ist.« Einen Moment lang hielt sie meine Hand fest. »Wir haben eine Abmachung«,

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