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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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sagte der Colonel plötzlich sehr leise. »Ist schon Jahre her. Damals haben wir gerade eine Razzia in einem Apartment in der Bowery durchgeführt. Da verkauften irgendwelche Arschlöcher selbst gebastelte Schusswaffen an Kinder, und wir bekamen Schwierigkeiten mit gottverdammten Siebenjährigen, die mit einschüssigen Plastik-Pusteröhrchen herumfuchtelten – mehr Schwierigkeiten, als man hätte für möglich halten sollen! Ich bin da in ein Badezimmer gestürmt, und da war dieses Kind, das gerade versuchte, durch das Fenster zu türmen. Aber das Fenster war eben ein bisschen zu klein, und die Klamotten waren dem Jungen so viel zu groß, dass seine Hose einfach hängen geblieben ist, bis mir sein nackter Arsch entgegenblinkt. Also habe ich ihn gepackt und wollte ihn ein bisschen erschrecken. Ich drehe ihn also herum und setze gerade zu der kleinen Standpauke an, die ich vorbereitet habe, und plötzlich schaut der mich bloß an, und das Nächste, woran ich mich erinnere, das ist, dass ich den kleinen Scheißer einfach an mir habe vorbeispazieren lassen – und ungefähr eine Minute lang habe ich mich richtig gut gefühlt.« Sie schüttete sich selbst eine Pille auf die Handfläche und steckte sie sich in den Mund. »Ich hab den kleinen Kerl nie wiedergesehen, aber eines sage ich Ihnen: Darüber bin ich richtig froh, denn das, was ich da erlebt habe, hat mir einen Heidenschreck eingejagt.«
    Ich leckte Tabellenüberreste von meinen maroden Zähnen und dachte: Ach du Scheiße, noch tiefer kann man wohl nicht sinken. Jetzt hat sogar schon ein System-Bulle Mitleid mit mir!
    Marko sorgte dafür, dass ich Hense nicht zu antworten brauchte: Er kam in die Kabine geschlurft, völlig verschwitzt und verschmutzt, und wischte sich die Hände an seinem Hemd ab. »Wir können los«, sagte er gedehnt und sehr leise. »Falls jemand eine Idee hat wohin.« Er blieb stehen, und einen Moment später blickte ich zu dem Techie auf. Zu meinem großen Entsetzen schaute er genau mich an und kaute dabei auf der Unterlippe herum. »Mr Cates«, sagte er, »ich habe gehört, was Mr Kieth gesagt hat. Dass die Sie einfach ausschalten können. Wie mit einem Not-Aus.«
    Ich spürte noch mehr Mitleid – Mitleid von jemandem, der schon bald genauso schnell tot sein würde wie ich selbst, wenn alles weiterhin so den Bach runterging. Um dem Ganzen ein Ende zu machen, räusperte ich mich. »New York«, sagte ich. »Wir müssen nach New York.«
    »Haben Sie völlig den Verstand verloren?«
    Die Stimme ließ mich herumfahren. Man hatte Bendix fest an die Sicherheitsnetze im Heck des Schwebers gefesselt, die Arme und Beine dabei unangenehm weit nach hinten gebogen; eine dicke Binde verdeckte seine Augen. Wenn der Schweber abstürzte – was sehr gut möglich war angesichts des Schadens, den diese Mönche angerichtet hatten –, wäre Bendix vielleicht der Einzige von uns, der das überleben würde. Zumindest wäre ich bereit gewesen, genau darauf zu wetten, so sicher war er hier untergebracht.
    Hense machte eine Handbewegung, und zwei von den Sturmtruppen legten sofort auf Bendix an und warteten nur auf den Schießbefehl.
    »New York ist nur noch ein Friedhof«, erklärte Bendix mit Nachdruck. »Ich bezweifle, dass da noch irgendjemand lebt. Eine Regierung gibt es da jedenfalls nicht mehr. Wir könnten genauso gut mitten auf den Ozean zusteuern und uns ins Wasser plumpsen lassen.«
    »Mr Bendix«, sagte Hense und erhob sich, »ich weise Sie daraufhin, dass zwei zufällig ausgewählte Trooper Sie ständig im Visier haben, und ich habe den stehenden Befehl ausgegeben, sofort das Feuer zu eröffnen, falls es auch nur Anzeichen für irgendeine Art Psi-Aktivität gibt. Haben Sie mich verstanden?«
    Er grinste, verzog das runzelige Gesicht, doch er sagte kein weiteres Wort. Ich blickte zu Marko hinüber.
    »New York«, wiederholte ich. »Genau dort will er mich sowieso haben, und ich kann das mit dem Not-Aus nicht riskieren. Außerdem wird er selbst auch dort sein.«
    »Aber warum sollte er Mr Kieth an genau den Ort bringen, den auch wir ansteuern?«, fragte Marko nach und rieb sich mit schmutzigen Händen über das Gesicht. Dunkle Streifen blieben auf seinen Wangen zurück.
    Kurz blickte ich zu Bendix hinüber. »Weil der Spook hier recht hat – New York ist jetzt eine gottverdammte Geisterstadt. Es gibt keinen Ort, an dem Kev und seine fröhliche Mönchsbande noch sicherer wären.«
    Zu meiner Rechten lachte Bendix plötzlich auf; das eisige Lachen erfüllte

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