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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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sagte sie, und wieder starrten wir einander an.
    Ich nickte und ließ los. »Dann sorgen Sie dafür, dass Ihr Gorilla sich wieder benimmt. Werfen wir die Leichen ab und sehen wir zu, dass dieser Schweber hier endlich in die Luft kommt! Vielleicht kann uns Mr Marko ja dabei helfen, herauszufinden, wo wir eigentlich hinmüssen.«
    Hense deutete auf Happling, der sofort auf die Beine kam und seine uralte Waffe in ihrem Holster verstaute. Schweigend trottete er hinter uns her, als wir zum Schweber zurückkehrten, der jetzt aussah, als hätte er eine Bruchlandung hinter sich. »Und was gedenken Sie zu tun, wenn wir unser Ziel erreicht haben, Mr Cates?«
    Ich blickte sie nicht an. »Leute umbringen. Das ist mein Job.«

XXVIII
    Tag neun:
    ein bisschen mit den Händen in der Luft
    herumfuchteln, auf dass Tod und
    Verderben vom Himmel herabfallen
     
     
    Völlig verängstigt und zu erschöpft, um überhaupt noch viel zu tun, brauchten wir länger dafür, Marko aus seinem Versteck herauszulocken, als es dann erforderte, den alten Kasten in die Luft zu kriegen. Der Techie schwitzte und zuckte bei jedem unerwarteten Geräusch zusammen. Aber brav griff er nach den Instrumenten und Kabeln, die Kieth zurückgelassen hatte, und nur wenige Sekunden darauf durchlief ein Schauer den ganzen Schweber, und wir waren wieder im Geschäft. Die Sturmtruppen, die mittlerweile alle Leichen durch die Luke der Sprungkabine hinausbefördert hatten, unterhielten sich leise. Kiplinger hatte einen üblen Treffer in die Brust abbekommen, eine klaffende Wunde, die dafür sorgte, dass man bei jedem seiner kurzen heftigen Atemzüge ein feuchtes Keuchen hörte. Der Rest seines Trupps brüllte umher, versuchte jeden einzelnen Trick, den man mit dem Feld-MediKit nur bewirken konnte. Schließlich lief der Cop blau an und starb einfach, und mit einem Mal waren alle völlig still, starrten erst ihren toten Kameraden an, dann mich. Ich erwiderte ihre Blicke nur und sagte nichts, schleifte seine Leiche zur Luke und stieß ihn hinaus wie alle anderen auch.
    Den Blick fest auf das gegenüberliegende Schott gerichtet dachte ich über die vergangene Woche nach und dann noch weiter zurück, bis zur Westminster Abbey und zu dem Augenblick, in dem Kev gestorben war. Er war tot gewesen, und eine Stunde später hatte für Dennis Squalor das Gleiche gegolten. Letztendlich hatte ich dann Wa Belling als Partner gewonnen. Es hätte Kev sein sollen! Erst jetzt begriff ich, dass ich all die Jahre nicht gewusst hatte, was Belling wirklich antrieb. Bei Kev hätte ich es gewusst, und ich hätte einen Freund an meiner Seite gehabt. Und nichts von dieser ganzen Scheiße wäre jemals passiert.
    Ich fragte mich, wie viele Leute mittlerweile wohl schon gestorben waren. Kev – oder die Stimme, von der er die ganze Zeit über gesprochen hatte – wollte, dass ich die Quelle des Todes darstellte, und er hatte auch gewollt, dass ich es letztendlich erfuhr. Er wollte mich mit der Vorstellung quälen, dass ich sie alle getötet hätte. Die ganze Scheiß-Well. Ich starrte die nackte Metallwand der Kabine an, von Kugeln eingedellt und teilweise auch durchschlagen, die Hände auf die Knie gestützt; der Schorf auf meinen Handrücken riss auf, Blut sickerte hervor. Es hatte keinen Sinn mehr, noch irgendeine Liste zu führen. Die weitaus meisten Menschen, für deren Tod ich verantwortlich war, hatte ich nie kennen gelernt.
    Fast lautlos trat Hense zu mir, setzte sich neben mich und holte eine kleine Plastik-Dose hervor. Sie schüttelte sie unmittelbar neben meinem Ohr und fragte: »Hunger?«
    Im gleichen Augenblick, da sie es ansprach, war ich tatsächlich hungrig. »Ich verhungere fast«, gestand ich. Dann schaute ich die kleine Schachtel an. »Ah, Nährstofftabletten! Das Frühstück der Könige.«
    Hense lächelte nicht, aber ich bildete mir ein, dass ihr Blick zumindest ein wenig sanfter wurde -vielleicht war das ja tatsächlich ein Zeichen von Belustigung. Ich streckte ihr eine schorfige Hand entgegen, stellte erstaunt fest, dass mein kleiner Finger sonderbar zur Seite gebogen war – eigentlich hätte ich verdammte Schmerzen deswegen haben müssen. Hense schüttete mir drei weiße Pillen auf die Handfläche. Trocken würgte ich sie herunter und fluchte in mich hinein: Mein Magen, der immer noch hungrig war, setzte jetzt dazu an, sich selbst zu verdauen.
    Wie üblich wurde mir von den Nährstofftabletten fast augenblicklich schlecht.
    »Ich bin auch schon einmal ›gepusht‹ worden«,

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