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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Gebäude zu schleichen, dann wird man ganz schnell festgenagelt – und jedes Arschloch ohne Chip hat immer genau das versucht. Aber wenn man es sich einfach machen will, muss man bloß durch den Haupteingang spazieren, als wolle man denen Kekse verkaufen. Ganz egal, wie viele gottverdammte Blechköpfe die da haben, letzten Endes gibt es da bloß unverstärktes Glas und jede Menge Säulen, die überhaupt nichts tragen müssen.«
    Ich drehte mich zu Hense um. Doch der Colonel starrte mich nur schweigend an. Wenn sie bereit war, Happling hier zu unterstützen, dann war ich bereit, die Einschätzung dieses Cops ernst zu nehmen. »Na gut, dann also durch den Haupteingang!« Ich blickte Marko an. »Wie nah am Hospital können Sie diesen Kasten landen?«
    »So durchgeschmort, wie die Nav-Systeme sind, und dazu noch diese Vibrationen dank der abgerissenen Heckpanzerungen – na, ich sag mal, wir können zumindest irgendwo in New York City landen«, gab Marko zurück, den Blick auf die Anzeigen der Instrumente gerichtet. »Ich steuere einfach das Landefeld am Madison Square an, denk ich. Da gibt’s genug Platz, um auch mal eben so abzuschmieren.«
    Ich zog ernstlich in Erwägung, darauf etwas zu erwidern. Der Techie aber war völlig verschwitzt und blickte so verbissen drein wie jemand, der sich ernstlich zusammenreißen musste, um nicht einfach loszuschreien. Also entschied ich mich dafür, stattdessen erneut Hense anzublicken. »Was soll’s, dann gehen wir den Rest eben zu Fuß.«
    Einen Moment lang schaute sie mich an, dann wanderte ihr Blick weiter. »Mr Marko«, sagte sie, »wie sieht’s mit der Steuerung aus? Meinen Sie, Sie könnten in Einsatz-Position bleiben?«
    »Ob ich diesen Schweber dazu bringen kann, wirklich zu schweben?«, fragte Marko nach und kniff die Augen zusammen, um den Schweiß loszuwerden. »Klar. Schön wird das aber nicht werden. Kommen Ihre Jungs und Mädels mit ein bisschen Gierung denn zurecht?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Hense und wandte sich Happling zu. »Ich habe die noch nie beim Absprung erlebt. Captain, bereiten Sie einen Absprung vor und sorgen Sie dafür, dass ein Sicherungsring gezogen wird! Wir können nicht zulassen, dass Mr Gates noch weitere Risiken eingeht.«
    Happling nickte, wirbelte herum und verschwand aus dem Cockpit. »Mr Marko«, sagte Hense dann und blickte erneut zu mir. »Wenn wir den Madison Square erreichen, gehen Sie auf fünfzig Fuß und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie den Schweber so stabil haben, wie Sie das eben hinbekommen! Mr Gates«, sprach sie dann mich an und hob eine Augenbraue, »ich schicke meine Leute hinunter, damit die sich erst einmal umschauen, bevor wir unseren magischen Talisman riskieren. Irgendwelche Einwände?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Solange eines ganz klar ist, sobald wir das Hospital erreicht haben: Ich bin derjenige, der Mr Kieth das Licht ausbläst.«
    Das wurde mit Schweigen aufgenommen. Ich blickte die Asche meiner Zigarette an und fühlte mich unendlich schmutzig. Die alle mussten denken, ich sei einfach nur blutrünstig. Und zugleich auch ein verräterischer Bastard, der seine Freunde umbringt, nachdem er ihnen versprochen hatte, genau das nicht zu tun. Aber Kieth zu töten wäre nicht die Rache, die Glee verdiente – dafür musste es Gate sein: Er gehörte erledigt. Ty Kieth zu töten, das war lediglich das Heilmittel, das hier eben gebraucht wurde. Früher oder später musste jemand Ty umbringen, das war schlichtweg unvermeidbar. Und dann konnte das genauso gut auch jemand aus den eigenen Reihen tun. Ty hatte es wirklich verdient, dass ihm jemand fest in die Augen blickte und mit ihm sprach, wenn es so weit war. Außer mir konnte das niemand übernehmen. Und erst wenn das erledigt wäre, wäre es Zeit, an Rache zu denken.
    »Also gut«, meinte Hense und erhob sich. »Mr Marko, sagen Sie uns Bescheid, wenn Sie so weit sind!«
    Sie duckte sich und verließ das Cockpit, und so war ich mit dem Techie allein. Ich hörte, wie er den Mund öffnete und scharf die Luft einsog.
    Den Blick fest auf die Zigarette in meiner Hand gerichtet sagte ich: »Wenn du auch nur ein einziges Wort zu mir sagst, reiße ich dir die gottverdammte Zunge raus! Es muss sein.«
    Ich hörte, wie sich sein Mund hörbar wieder schloss. Ich fühlte mich nicht mächtig, und ich fühlte mich auch nicht besonders schlau. Ich fühlte mich einfach nur scheiße. Ich klemmte mir die Zigarette wieder zwischen die Lippen und sog den Rauch ein. Er schmeckte

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