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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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dem Terrain richtig Mühe geben müssen. Abgesehen vom ›Rock‹ war dieses Krankenhaus eines der am besten bewachten Gebäude der ganzen Stadt gewesen. Schließlich konnten die ja keines der Arschlöcher reinlassen, das keinen MediChip besaß.
    Neun Jahre waren eine lange Zeit. In der Zeit konnten Gebäude erweitert oder verkleinert, Sicherheitssysteme verändert, Stockwerke aufgegeben oder neu belegt werden. Trotzdem waren meine vagen Erinnerungen das Einzige, was wir überhaupt hatten, solange Marko noch nichts gefunden hatte, was uns weiterhalf.
    »Und wir haben einen Zeitplan im Nacken«, sagte ich. »Nach allem, was Kev gesagt hat, warten die bloß darauf, dass genügend Leute abkratzen, und dann werden die Kieth oder mich nicht mehr brauchen.«
    »Und dann schalten die Sie einfach ab«, ergänzte Hense und blickte mich in dieser unnachahmlich ruhigen Art und Weise an.
    »Die schalten uns alle ab«, erinnerte ich sie. »Ich weiß nicht, wann es so weit ist. Aber wenn die ganze Ostküste innerhalb einer Woche erledigt wurde, kann es nicht mehr lange dauern. Geben Sie mir ’ne Zigarette!«, forderte ich den Colonel auf. Sie zögerte nicht, ließ ihr kleines Etui aufschnappen und reichte es mir. Dann machte sie sich geschickt daran, mit einer Hand gleichzeitig das Etui wieder zuschnappen zu lassen und mir Feuer zu geben, ohne dass kleine Döschen oder das Feuerzeug fällen zu lassen. Ich bewunderte die präzisen Bewegungen der Frau und genoss es, wie sich ihr Bein an meinem anfühlte, sog den bitteren Rauch ein und starrte erneut auf meine primitive Karte hinab. »Dieser Krankenhaus-Komplex ist aufgebaut wie eine gottverdammte Festung. Der soll Leute wie mich fernhalten – all die Typen ohne MediChip. Aber kompliziert ist das alles nicht da gibt es Mauern und elektronisch gesicherte Zugänge und Bewegungsmelder und jede Menge Wachen, die zu privaten Wachdiensten gehören. Okay, gehen wir davon aus, dass die Wachleute alle tot sind. Gehen wir weiterhin davon aus, dass die Mönche ihre Posten übernommen haben. Das ist ein echtes Upgrade. Steht die Stromversorgung noch?«
    Hense schüttelte den Kopf. »Laut Bendix ist die vor zwei Tagen ausgefallen. Anscheinend ist ein ziemlich großer Teil von Long Island einfach nicht mehr da.«
    Ich nickte. »Okay. Also können wir die elektronischen Sicherungssysteme abschreiben. Damit haben wir es mit ein paar Dutzend Mönchen zu tun, die ungefähr eine Meile Beton und Stacheldraht bewachen. Aber das ist immer noch ein Krankenhaus, oder? Also ist es darauf ausgelegt, Leute rein- und rauszulassen.«
    Happlings riesiger Arm zuckte an meinem Gesicht vorbei, ein dicker Finger deutete auf mein Diagramm. »Ihre Karte ist ein wenig veraltet. Ich habe da vor drei Jahren Leibwächter für irgendeinen idiotischen Arzt spielen dürfen. Was für ein Arschloch! Hat immer so getan, als wäre ich gar nicht da, hat mich am Morgen nicht einmal begrüßt. Ich muss da durch jeden einzelnen Korridor von diesem ganzen Riesending gelaufen sein. Ist ein echtes gottverdammtes Labyrinth! Alle Gänge sehen absolut gleich aus. Die haben da bunte Linien auf die Wände geschmiert, damit man sich besser orientieren kann. Aber ich könnte schwören, dass die einen immer nur im Kreis führen.«
    Ich richtete mich ein wenig auf und starrte einen Moment lang Happlings schmutzigen Finger an. »Meinen Sie, Sie könnten einen Grundriss zeichnen?«
    Der Finger verschwand. »Nö. So ’n Scheiß kann ich nicht. Aber am besten dürfte es wohl sein, ganz einfach durch den Haupteingang reinzuspazieren.«
    Ich drehte mich weit genug herum, um den Riesen-Cop mit zusammengekniffenen Augen anzublicken. Er war immer noch blut- und dreckverkrustet, und in seinem Gesicht leuchteten seine Augen immer noch gespenstisch: weiß und grün. »Was soll das denn für ’n Sinn haben, he?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Na, die wollen zwar, dass die ganzen Schwachköpfe draußen bleiben«, erklärte er. »Aber da sind immer auch irgendwelche großen Tiere vorbeigekommen – um sich behandeln zu lassen oder um durch die Gegend zu stolzieren und sich gegenseitig einen darauf runterzuholen, wie toll und großartig dieses Krankenhaus doch ist. Ist ja auch egal. So ’n Haupteingang muss daher eben immer richtig repräsentativ sein, verstehen Sie? Irgendwie beeindruckend. Da Wachdienst zu schieben ist sterbenslangweilig und blöde.« Wieder zuckte er die Achseln. »Wenn man versucht, sich durch irgendeinen Hintereingang in das

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