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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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völlig toten Erdreichs, in dessen Mitte es ein riesiges Abflussrohr gab, verrostet und verdammt gefährlich. Ich durchforstete meine Erinnerungen an diesen Ort. Führte dieses Abflussrohr in die Hauptabwasserkanäle der Stadt? Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie man von der Vorderseite des Gebäudes zum hinteren Teil kam. Wenn man es irgendwie in die Abwasserkanäle von Manhattan schaffte, konnte man jeden beliebigen Ort in der Stadt erreichen – einschließlich des Bellevues. Als ein einzelner Schuss ein Stück Asphalt aus der Straße riss, unmittelbar vor Happling, blieben sämtliche Cops gleichzeitig stehen.
    Ohne zu zögern, ging ich langsam weiter, näherte mich einem Gebäude.
    »Das ist weit genug, Chief«, erklang eine Stimme. Sie kaum aus dem Gebäudeinneren -woher genau, vermochte ich nicht zu sagen. »Jetzt drehen Sie sich um und machen Sie einen großen Bogen um das Gebäude!«
    Während ich mich einen Dreck um die Warnung scherte und einfach weiterging, betrachtete ich die Fassade. Die Sonne fiel in einem schrägen Winkel darauf, sodass jeder einzelne alte, brüchige Ziegelstein einen tiefen Schatten warf. Wie blinde Augen starrten uns die Fenster an. Sie waren nur notdürftig vernagelt, mit grauen vergammelten Holzbrettern. Das Holz sah aus, als müsse es jeden Moment einfach zerfallen. Es gab unzählige Lücken und Spalten, die sich ein Scharfschütze bestens zunutze machen konnte. Ich sah, wie die Sturmtruppen ihre Kapuzen wieder überstreiften. Sofort verwandelte sich der Trupp wieder in eine gesichtslose Masse Cops, die nun vorsichtig das Gebäude sondierten, immer wieder zwischen Thermo- und Infrarotscannern hin und her schalteten, um herauszufinden, woher die Stimme gekommen war.
    Hense trat vor, und ein weiteres Geschoss jagte durch die Luft. Der Sturmtruppler, an den immer noch Bendix gefesselt war, erschauerte plötzlich und sackte dann lautlos zu Boden. Entsetzt kniff ich die Augen zusammen, als sich Bendix daraufhin bückte und sich mit geschickten Bewegungen einfach befreite. Gleich darauf lief er, die Hände immer noch gefesselt, die Augen immer noch verbunden, geradewegs die Straße hinab. Hense blickte Bendix hinterher, als wolle sie sich seine Gestalt ganz genau einprägen. Ich fragte mich unterdessen, warum der Schütze ausgerechnet diesen Trooper ausgesucht hatte, schließlich war ihm doch freie Auswahl seines Ziels geblieben. Doch bevor ich noch länger darüber nachdenken oder auch nur die Leiche betrachten konnte, knallte ein weiterer Schuss, hallte in den stählernen Tälern von Manhattan wider und brachte uns alle dazu, uns instinktiv – und gänzlich nutzlos – zu ducken.
    »Ich sagte: Machen Sie einen Bogen um das Gebäude!«, rief die Stimme. Es war eine recht angenehme Männerstimme, tief und rau. Es gelang dem Unsichtbaren, dabei regelrecht höflich zu klingen. Ich war ungefähr drei Meter von der Hauswand entfernt und bewegte mich vorsichtig weiter. Die Eingangstür war fest verschlossen und vermutlich von der Innenseite verbarrikadiert. Aber ich kannte einen anderen Weg ins Gebäudeinnere. Midtown war anders als Downtown Manhattan. Hier fehlten die zahllosen Schutzräume und verborgenen Tunnel -aber auch hier gab es ein paar Geheimnisse.
    Hense blickte am Gebäude empor. »Haben Sie gerade eben auf Officers des System-Sicherheitsdienstes geschossen?«, fragte sie ungläubig. »Zweimal?«
    »Hier drinnen ist niemand krank«, erwiderte die Stimme und klang nicht im Mindesten beeindruckt. »Es ist eine Frage der Nähe, die man zulässt. Wir gehen keinerlei Risiko ein. Ich sage es noch einmal: Machen Sie einen Bogen um das Gebäude! Gehen Sie einen Block weit nach Westen, biegen Sie dann nach Süden ab und gehen Sie anschließend wieder nach Osten! Wenn Sie das tun, gibt es keinerlei Ärger.«
    Sofort vergaß ich Bendix: Das hier war meine Chance. Während ich mich langsam seitwärts der Mauer näherte, den Blick fest auf die Cops gerichtet, krampfte sich meine Brust zu einem neuerlichen Hustenanfall zusammen. Ich sah, wie einer der Sturmtruppler sich plötzlich aufrichtete und eine Hand ans Ohr legte. Sofort zuckte mein Blick zu Happling, der den Kopf ein wenig zur Seite neigte und dann nickte. Sie hatten den Scharfschützen geortet, und ich vermutete, er werde schon bald erfahren, wie sehr es Angehörige des SSD – selbst aus dem Dienst ausgeschiedene Angehörige des SSD wie Happling und Hense – mochten, wenn auf sie geschossen wurde.
    Kurz blickte Hense ihren

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