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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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zitterten. Aber auch das würde nichts nützen. Ein Kopftreffer würde sie nicht töten, und wie viele Kugeln würde ich wohl brauchen, um sie so schwer zu beschädigen, dass die Nanos sie nicht mehr würden reparieren können? Dort stand ich und zitterte am ganzen Leib – es war einfach nicht fair ! Es war einfach nicht fair, und ich wollte endlich runter von diesen Schienen.
    Dann brüllte mir Marko geradewegs ins Ohr und zerrte mich von Glee fort.
    »Gottverdammtnochmal, Mr Gates, wir haben keine Zeit mehr!«, brüllte er, und seine Stimme klang völlig verzerrt.
    Ich wirbelte herum und erstarrte. Hinter Marko hatten drei Leichen die Augen geöffnet und schauten jetzt zu mir herüber. Ich blickte mich um und sah, dass überall in diesem Raum Leichen zuckten und allmählich wieder zum Leben erwachten. Ich drehte mich zu Marko um, öffnete den Mund, und wieder verlosch die Lampe.
    Eine Sekunde lang herrschte völlige Stille. Dann waren berstendes Glas und Schreie zu hören, ein Krachen nach dem anderen, Licht fiel in den Raum, in schwachen, wässrigen Säulen, in denen ich die Umrisse zahlloser Sturmtruppen erkennen konnte. Ihre Stahlseile wirkten wie Spinnwebfäden. Ich schloss die Augen und dachte noch, es sei wohl das erste Mal in meinem ganzen Leben, dass ich wirklich froh darüber war, die gottverdammten System-Bullen zu sehen.

XXXVII
    Tag zehn:
    ruhige, gelassene Zufriedenheit
     
     
    Ich öffnete die Augen und blickte mich um. Mit todbringender Geschwindigkeit ließen sich die Sturmtruppen an ihren Stahlseilen herab. Die Gewehre an die Gürtel geschnallt kauerten sie sich in die Rahmen der geborstenen Fenster, richteten die Waffen aus und überprüften rasch und effizient deren Funktionstüchtigkeit. Ein schmerzhafter Hustenanfall schüttelte mich durch, bei jedem Zucken meiner Muskeln blitzte es rot vor meinen Augen, und ich stellte mir vor, wie Gewebe zerriss, wie sich blutige Wolken in den Hohlräumen zwischen meinen Innereien bildeten.
    Die Leichen rings um uns rührten sich, sehr langsam. Es sah aus, als müsse jeder Einzelne von ihnen erst noch lernen, wie man sich bewegte. Ich sah, wie Lukens mit fast schon entspannter Miene gegen eine Wand gelehnt dastand und zur Decke emporblickte. Ihre Bauchdecke war aufgerissen, in blutigen Schlaufen hingen ihre Eingeweide heraus. Ich wollte mich gerade nach Belling umschauen, als eine vertraute Stimme dröhnend den ganzen riesigen Raum ausfüllte.
    »Cates, du Dreckskerl!«, brüllte Happling von oben auf mich herab. Umrahmt von einem geborstenen Fenster wirkte er noch zäher, als ich ihn in Erinnerung hatte. Aus einigen frischen Schnittwunden und Kratzern in seinem Gesicht sickerte Blut. Mit einer Hand hielt er sich an einem Rohr fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren; mit der anderen hob er seine uralte Handfeuerwaffe. »Hast du wirklich geglaubt, du könntest uns verraten und damit durchkommen? Wir wussten genau, wo du hinläufst, du Arschloch! Du bist ein wandelnder Transmitter! Wie blöd bist du eigentlich? Nein, sag dazu lieber nichts!« Der riesenhafte Cop machte einen Schritt in die Luft hinein. Er sprang in die Tiefe und landete krachend und mit einem lautstarken Grunzlaut auf den gesprungenen Kacheln des Fußbodens. Er federte den Sprung mit gebeugtem Knie ab und streckte die freie Hand aus, um das Gleichgewicht zu halten – als hätte er derartige Sprünge jahrelang trainiert. Als er sich wieder aufrichtete, spannte er den Hahn seiner Waffe und richtete sie auf mich, dann kam er mit großen Schritten quer durch den Raum auf mich zu. Die zuckenden Leichen, die sich langsam streckten und aufrichteten, ignorierte er einfach.
    Ich hatte immer noch meine Waffe in der Hand. Doch es kam mir vor, als sei es unmöglich, sie jemals wieder zu heben, und so schaute ich bloß tatenlos zu, wie dieser Gorilla auf mich zukam.
    »Ich habe noch nie so lange warten müssen, einen Schwachkopf hinzurichten!«, rief Happling und grinste über das ganze Gesicht. »Die Spooks haben wieder das Kommando übernommen – ein ganzer Schweber voll mit diesen Freaks ist aufgetaucht. Die waren doch ein wenig verärgert darüber, Mr Bendix angeleint wie einen Hund vorzufinden – und wahrscheinlich haben die mir auch den Befehl erteilt, dich in Ruhe zu lassen, weil du aus irgendeinem Grund auf ihrer Liste der ›Personen von öffentlichem Interesse‹ stehst, aber darauf scheiß ich! Die sind jetzt nicht hier; die halten sich schön bedeckt, diese Weicheier – zumindest so

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